Hamburg. KinderDocs wissen Rat: Das hat mit der Pubertät zu tun. Wie viel Schlaf normal ist und wie man wirkliche Schlafstörungen erkennt.

Auch unter Kindern gibt es Lerchen und Eulen. Also Mädchen und Jungen, die entweder morgens früh wach werden, fit aus dem Bett springen und dafür abends relativ rasch zur Ruhe kommen, oder aber solche, die abends noch mal munter werden, spät schlafen und morgens dafür nicht gut aus dem Bett zu kriegen sind. Und, das erklärt so manche Verwerfung in der Pubertät: Auch Lerchen werden als Teenager regelmäßig vorübergehend zu Eulen.

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„In der Entwicklungsphase der Adoleszenz, in der sich das Gehirn ans Erwachsenwerden anpassen muss, kommen die Jugendlichen morgens nicht gut aus dem Bett“, wissen die KinderärztinnenClaudia Haupt und Charlotte Schulz vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Hamburg. Deshalb werde auch immer wieder diskutiert, ob es sinnvoll sei, wenn schon morgens um acht Uhr eine Mathearbeit geschrieben werde. „Eigentlich müsste die Schule für diese Altersgruppe später anfangen, der jetzige Tagesrhythmus wird älteren Schulkindern nicht gut gerecht“, so Landesvorsitzende Claudia Haupt.

Kindergesundheit: Eltern schätzen Schlafbedarf manchmal falsch ein

Auch bei Kindern ist der Bedarf an Schlaf unterschiedlich, feste Regeln gibt es nicht. Nicht alle Kinder, die den beiden Hamburger Kinderärztinnen in ihren Praxen vorgestellt werden, haben deshalb tatsächlich eine Schlafstörung. „Man kann den Schlafbedarf eines Kindes nämlich auch überschätzen“, sagt Charlotte Schulz. Als ganz grobe Richtschnur gilt: Sechsjährige brauchen im Durchschnitt noch rund elf Stunden, es gibt aber auch solche, die 13 Stunden schlafen.“

Und das Thema Mittagsschlaf, das Kinder meist im Alter von zwei, drei oder vier Jahren hinter sich lassen, taucht in der Pubertät häufig noch einmal auf, sehr zur Verwunderung vieler Eltern. „Dieses Alter ist aufgrund der körperlichen Veränderungen, die Jugendliche durchmachen, sehr anstrengend“, sagt Claudia Haupt. Diese haben deutlich mehr Bedarf an Schlaf. Und weil sie schulbedingt eben früh aus den Federn müssen, aber mit 15 Jahren auch nicht um acht oder neun Uhr ins Bett gehen wollen, ruhen sie sich nachmittags nochmal aus.

Warum Jugendliche plötzlich wieder Mittagsschlaf machen

„Es ist also ganz normal in dieser Altersgruppe, wenn die Jugendlichen sich nach der Schule erst einmal ins Bett legen und nochmal eine Stunde schlafen“, sagt Charlotte Schulz. Den vielen Eltern, die in ihre Praxis kommen mit ihren Teenager-Kindern und besorgt sind, weil diese immer müde seien und nachmittags nur noch im Bett lägen, kann sie Entwarnung geben: Das ist vollkommen normal, sofern die Jugendlichen trotzdem ihre Schulsachen erledigen, ihren Hobbys nachgehen oder sich mit Freunden treffen..

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Wenn ein Kind abends nicht einschlafen kann, fragen die Medizinerinnen meist zuerst: Ist das Kind denn tagsüber müde? Wenn nicht, dann bekommt es wahrscheinlich ausreichend Schlaf und versucht es einfach zu früh mit dem Einschlafen. Auch Geschwisterkinder sind da nicht unbedingt gleich geartet, und manchmal bietet es sich an, dass Kinder, die nicht so viel Schlaf benötigen, schon mal ins Bett gehen, aber dort noch eine Weile lesen dürfen.

Aber es gibt auch Kinder mit echten Ein- und etwas seltener Durchschlafproblemen. „Das hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal verschärft“, sagt Charlotte Schulz. Manchmal liegt es daran, dass etwas die Kinder sehr beschäftigt. Welche Regeln Eltern beachten sollten und wie die Medizinerinnen helfen können, welche Rolle dabei ein magisches Kuscheltier spielt, was ein Nachtschreck ist und wie Wachstumsschmerzen schlaflos machen können, erzählen die beiden KinderDocs im gleichnamigen Podcast.