Hamburg. Hamburg macht rund 110 Millionen Euro für Neubauten und Sanierungen locker. Wann die Klassenzimmer bezugsfertig sein sollen.
Das Wachstum der Schülerzahlen in Hamburg könne es gut und gerne mit jenem der Sechziger- und Siebzigerjahre aufnehmen, als die besonders starken „Babyboomer“-Jahrgänge die Klassenräume eroberten, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD). Mit bis zu 40 Prozent mehr Schülerinnen und Schülern als noch 2019 rechnet er bis in die 2030er-Jahre – und die brauchen Platz.
Schon heute lernen Hamburger Kinder und Jugendliche vielfach in zu kleinen, veralteten Klassenzimmern. Das soll sich mit dem Schulentwicklungsplan ändern. 400 Millionen Euro nimmt die Stadt jährlich in die Hand, um Schulen auszubauen oder neu zu bauen. Am Montag gab Senator Rabe den Startschuss für Investitionen in Schulen des Bezirks Wandsbek mit einem Volumen von rund 110 Millionen Euro. Profitieren sollen davon Bildungseichrichtungen in den Stadtteilen Wandsbek, Eilbek, Marienthal und Jenfeld.
Schule Hamburg: So sollen Wandsbeks Schulen nun wachsen
Während das Matthias-Claudius-Gymnasium in Wandsbek sowie beide Standorte der Max-Schmeling-Stadtteilschule in Jenfeld und Marienthal erweitert und saniert werden sollen, entsteht an der Hammer Straße in Eilbek in Bälde sogar ein völlig neuer Schulcampus. Dort werden sich künftig die Sonderschule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (bislang am Tegelweg) sowie eine neu zu gründende Grundschule befinden.
Ein gemeinsamer Pausenhof sowie eine 1300 Quadratmeter große Gebäudefläche im Erdgeschoss sollen gemeinschaftlich von beiden Schulen genutzt werden und als Begegnungsfläche fungieren. „Ich bin mir sicher, dass sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte und das weitere schulische Personal von dieser Nähe profitieren werden“, so Schulsenator Rabe, in dessen Augen der Neubau ein „Leuchtturmprojekt“ ist.
Kooperation zwischen Sonderschule und Grundschule in Hamburg-Eilbek
Die derzeitigen Bildungsräume der Sonderschule am Tegelweg sind baulich und technisch in die Jahre gekommen. Oder wie Ties Rabe es formuliert: in „bemerkenswert schlechtem“ Zustand. Höchste Zeit, den Schülern angemessene, moderne Klassenzimmer zu bieten, was künftig an der Hammer Straße auf 12.000 Quadratmetern der Fall sein soll. Den Gebäudekomplex teilt sich die Sonderschule dann mit einer neuen, dreizügigen Grundschule unter dem Namen „Bildungszentrum körperliche und motorische Entwicklung“.
Einen Gründungsschulleiter für diese künftige Grundschule gibt es mit Hendrik Stewen sogar schon. Stewen ist bislang Konrektor einer Sonderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. In die inhaltliche und räumliche Planung des neuen Standortes war er involviert: „Wir konnten uns mit unseren konkreten Vorstellungen intensiv einbringen“, sagt er. „Wir finden uns in den Räumen, wie sie jetzt final geplant wurden, 100 Prozent wieder.“
Neben Klassenräumen ist auch der Bau eines Therapiebades sowie von Räumlichkeiten für Ergo- und Physiotherapie und ein barrierefreies Außengelände geplant. Der Baustart ist für 2024 angesetzt. Schon 2025 sollen die Kinder in der brandneuen Grundschule lernen können. Die Eröffnung der Sonderschule ist für das Schuljahr 2027/28 anvisiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 60 Millionen Euro.
Matthias-Claudius-Gymnasium soll 1300 Schülern Platz bieten
Weitere 32 Millionen Euro lässt die Stadt in das Matthias-Claudius-Gymnasium im Stadtteil Wandsbek fließen. Die Schule mit derzeit circa 950 Schülerinnen und Schülern soll langfristig bis zu 1300 Lernenden Platz bieten. Der markante Altbau aus dem 19. Jahrhundert bleibt dabei als Hauptgebäude der Bildungseinrichtung erhalten, weshalb die zusätzlichen Kapazitäten mit Zu- und Ersatzbauten geschaffen werden. Dafür werden vier der sechs Bestandsgebäude zurückgebaut und ersetzt.
5000 weitere Quadratmeter, 32 neue Klassenräume, offene Lernbereiche, eine neue Cafeteria und Pausenhalle mit Bühne, die die bis dato eher improvisierte Aula ersetzt: Nach derzeitiger Planung sollen die Um- und Zubauten 2027 fertiggestellt sein und unter den Maßgaben des Energieeffizienzstandards EG-40 realisiert werden. Im Anschluss und bis 2030 steht eine Sanierung des historischen Hauptgebäudes an.
Schule Hamburg: In Jenfeld ist Anbau mit Sporthalle und Vitalküche geplant
Mit massiv steigenden Schülerzahlen rechnet auch die Max-Schmeling-Stadtteilschule an den beiden Standorten am Denksteinweg in Jenfeld und der Oktaviostraße in Marienthal. Dem Schulentwicklungsplan zufolge soll die Stadtteilschule künftig sechs fünfte und sechste Klassen sowie acht siebte bis zehnte Klassen fassen können. Grund für die höheren Schülerzahlen in den oberen Klassenstufen ist der Rücklauf von den Gymnasien.
Deshalb soll am Denksteinweg ein rund 1800 Quadratmeter großer Zubau entstehen, der unter anderem eine Sporthalle, eine Vitalküche mit Essbereich, Klassen- und Fachräume sowie die Schulbücherei beherbergt. An der Oktaviostraße, wo die Oberstufler der Max-Schmeling-Stadtteilschule büffeln, entsteht ebenfalls ein Erweiterungsbau mit 18 neuen Räumen auf 2000 Quadratmetern. Beide Gebäude werden im Energieeffizienzstandard EG-40 gebaut und erhalten ein Gründach samt Photovoltaikanlage. Die Fertigstellung ist für 2025 beziehungsweise 2026 geplant.
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Schule Hamburg: Entwicklungsplan sieht bis zu zehn Milliarden für Bildung vor
Für die Schulbauvorhaben im südlichen Wandsbek traten Architektenbüros in den Wettbewerb. Eine Jury entschied letztlich, die Zuschläge dem Büro Haslob Kruse + Partner aus Bremen im Falle des Matthias-Claudius-Gymnasiums, dem Büro Heider Zeichardt für die Max-Schmeling-Stadtteilschule und den Büros LIAG architecten aus Den Haag sowie BM+P Architekten aus Düsseldorf für den neuen Schulcampus in der Hammer Straße zukommen zu lassen.
Das werden nicht die letzten vorgestellten Bauprojekte des Schulentwicklungsplans sein. In dessen Rahmen möchte die Stadt immerhin bis zu 44 neue staatliche Schulen gründen und mehr als 120 bestehende Schulen erweitern. Begründet ist der Schulentwicklungsplan, der bis in die 2030er-Jahre noch Investitionen von bis zu 5,5 Milliarden Euro vorsieht, in den Zahlen des Statistikamts Nord. Dieses prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 rund 235.000 Schülerinnen und Schüler in Hamburgs Klassenzimmern lernen. Noch 2019 waren es 195.000 Kinder und Jugendliche.