Hamburg. Vielfalt ist wichtig, nur einige Lebensmittel sind tabu. Was es mit „schlechten Essern“ auf sich hat und welche Regeln sinnvoll sind.

Ja, es kann schon eine ziemliche Schweinerei entstehen, wenn kleine Kinder zunehmend mit am Familientisch essen und lernen, sich Spaghetti, Gemüsebrei oder Obst selbst mit kleinen Löffeln einzuverleiben. Doch das gehört zu den Dingen, die für ihre Entwicklung wichtig sind und auch das Familienleben bereichern können. Welche Regeln man dabei beachten sollte, wissen die KinderDocsClaudia Haupt und Charlotte Schulz vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Hamburg.

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Los geht es etwa in der Zeit, in der das Kind seinen ersten Geburtstag feiert. „Das Essen der Großen wird jetzt für die Kinder spannend, und sie lernen, am Familientisch mitzuessen, was ja auch ein sehr schönes Ritual ist“, sagt Claudia Haupt, Kinderärztin in Blankenese. In diesem Alter dürfen sie Salz, Gewürze und Honig zu sich nehmen. Sind die Gerichte nicht zu scharf, können sie im Prinzip fast alles probieren. Es gibt aber auch einige Einschränkungen: „Verzichten sollte man im zweiten Lebensjahr beispielsweise auf rohes Fleisch, rohen Fisch und Rohmilchkäse“, sagt Claudia Haupt. Diese könnten für den Kinderdarm gefährliche Bakterien enthalten, die zu Lebensmittelvergiftungen führen. Also: Kein Sushi für die Kleinsten!

KinderDocs: Nicht immer das Gleiche auf den Tisch bringen

Auf dem Speiseplan sollte aber nicht das immer Gleiche stehen, anders als vielleicht früher. Im Gegenteil: Kinder sollten an eine Vielfalt von Geschmacksrichtungen herangeführt werden. „Es ist für sie eine tolle Erfahrung, wenn das Essen für alle auf dem Tisch steht und sie sich bedienen wie die Großen“, sagt Kinderärztin Charlotte Schulz. „Das weckt ihre Neugier, auch Dinge zu probieren, die sie noch nicht kennen.“ Neue Lebensmittel stoßen nicht immer sofort auf Begeisterung, aber man sollte sie immer mal wieder anbieten, irgendwann merken die Kinder vielleicht, dass es ihnen doch schmeckt. „Wir nennen das Probierkultur, und auch ältere Kinder entdecken mitunter, dass sich ihr Geschmack verändert.“ Grundsätzlich gilt: Die Eltern entscheiden, was auf den Tisch kommt, aber die Kinder bestimmen, wie viel sie davon zu sich nehmen.

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Apropos Zu-sich-Nehmen: Eltern brauchen da zunächst schon starke Nerven, es kann eine Riesen-Sauerei geben. „Mit eineinhalb Jahren sollten die Kinder es schaffen, etwa die Hälfte der Speisen tatsächlich in den Mund zu befördern“, sagt Claudia Haupt. Selbstständig essen zu lernen ist aber wichtig für ihre Entwicklung. „Die Kinder werden zu nichts gezwungen, sondern eher ermuntert, ermutigt, mit einbezogen“, so die Kinderärztin. Das kann schon beim Einkaufen beginnen: Das Kind darf sich vielleicht eine Paprika aussuchen, die es später auch wäscht und zerschneidet, vielleicht dekoriert – und das ist dann seine eigene Paprika. So könnte man den Nachwuchs spielerisch an einzelne Lebensmittel heranführen.

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Für die Vielfalt sollen Eltern nicht täglich ein großes Büfett aufbauen. „Es geht eher darum, nicht immer wieder nur das aufzutischen, von dem man weiß, dass es dem Kind schmeckt, sondern immer wieder Speisen oder Lebensmittel, die es probieren kann“, so Charlotte Schulz.

Was es mit „schlechten Essern“ auf sich hat, welche Getränke sinnvoll sind, bei welchen Lebensmitteln die Gefahr besteht, dass Kinder sie verschlucken, wie man in der Familie mit Süßigkeiten umgehen sollte und warum Essen nicht als Erziehungsmaßnahme eingesetzt werden darf – dieses und vieles mehr erklären die KinderDocs in einer neuen Folge des gleichnamigen Podcasts. Wenn Sie Fragen zu diesen oder anderen Themen haben, schreiben Sie uns an kinderdocs@abendblatt.de.