Hamburg. Deutlich weniger Hamburger pendeln in andere Richtung. In welchen Bezirken die meisten Gastschüler sind und an welchen Schulen.
Wo die Grenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein verläuft, ist in dem einheitlichen Siedlungsraum der Metropolregion manchmal nicht genau erkennbar. Für den „grenzüberschreitenden“ Schulbesuch bestand über viele Jahre allerdings eine unsichtbare Mauer, obwohl das nächste Gymnasium im Nachbarland häufig näher liegt als die Schule im eigenen Land. Erst seit dem zwischen beiden Ländern 2017 geschlossenen Gastschulabkommen gilt eine weitgehend freie Schulwahl von Klasse fünf an.
Derzeit besuchen 3764 Jungen und Mädchen aus Schleswig-Holstein eine weiterführende Schule in Hamburg. Umgekehrt pendeln 540 Schülerinnen und Schüler aus Hamburg zum Unterricht ins nördliche Nachbarland. Erklärt wird der deutliche Unterschied unter anderem mit der größeren Schuldichte in Hamburg gegenüber dem Flächenland Schleswig-Holstein. Zum Ausgleich für die zusätzlich aufgenommenen Schülerinnen und Schüler erhält Hamburg jährlich 13,6 Millionen Euro aus dem schleswig-holsteinischen Haushalt.
Schule Hamburg: Gastschulabkommen mit Schleswig-Holstein wurde 2017 geschlossen
Vereinbart wurde das Gastschulabkommen 2017 zwischen Schulsenator Ties Rabe (SPD) und seiner damaligen Kieler Amtskollegin Britta Ernst, der Frau von Kanzler Olaf Scholz (beide SPD), nach einem langen politischen Streit über die Höhe der Ausgleichszahlungen. Die Freizügigkeit wird zunehmend genutzt: Vor sieben Jahren, als der schulische Grenzübertritt nur sehr eingeschränkt und vor allem aufgrund besonderer persönlicher Härten möglich war, gingen nur rund 1500 Schleswig-Holsteiner in Hamburg zur Schule, rund 300 waren es in entgegengesetzter Richtung. Über die Jahre zuvor war die Tendenz sinkend gewesen.
Aufgenommen werden schleswig-holsteinische Jungen und Mädchen in Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen „im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten“, wie der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Birgit Stöver erläutert. „Dies bedeutet, dass an überangewählten Schulen Schülerinnen und Schüler aus Hamburg vorrangig zum Zuge kommen“, schreibt der Senat.
Schleswig-Holstein: Gut 18 Prozent der Schüler besuchen eine Privatschule
Besonders beliebt bei Familien aus dem nördlichen Umland ist die Stadtteilschule, die es in dieser Form in Schleswig-Holstein nicht gibt. Die Schulform, die das Abitur nach 13 Jahren anbietet, besuchen laut Senatsantwort 1813 Jungen und Mädchen aus Schleswig-Holstein. Die Hamburger Gymnasien haben 1320 Gastschüler aufgenommen. Die übrigen Schülerinnen und Schüler entfallen auf die Sonderschulen. Auch Schulen in freier Trägerschaft sind beliebt: Rund 700 Kinder und Jugendliche aus Schleswig-Holstein besuchen eine Privatschule in Hamburg. Das entspricht einem Anteil von 18,5 Prozent, während der Anteil der Privatschulen an der Gesamtschülerschaft in Hamburg auf deutlich unter zehn Prozent gesunken ist.
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Die meisten schulischen „Grenzübertritte“´verzeichnet laut Senatsantwort der Bezirk Bergedorf mit 758 Schülerinnen und Schülern. In dem südöstlichen Bezirk liegt auch die Schule, die die meisten Gastschüler aufgenommen hat: 197 der 998 Schüler des Luisen-Gymnasiums kommen aus Schleswig-Holstein – das entspricht knapp 20 Prozent. Mit 726 Gastschülern aus Schleswig-Holstein folgt der Bezirk Wandsbek auf Rang zwei. Schulen im Bezirk Altona besuchen aktuell 623 Jungen und Mädchen aus dem Umland. Im Bezirk Hamburg-Nord gibt es 469, im Bezirk Eimsbüttel 338 und in Hamburg-Mitte 249 Gastschüler aus Schleswig-Holstein.
Schule Hamburg: 130 niedersächsische Kinder können spezielle Sonderschulen besuchen
Für den Besuch der Grundschulen existiert nicht die gleiche Freizügigkeit wie für die weiterführenden Schulen. Für die ersten vier Schuljahre gilt weiterhin der Grundsatz, dass Schüler „mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein nur in Fällen besonderer persönlicher Härte“ aufgenommen werden. Wie viele Schülerinnen und Schüler aus dem Umland eine Hamburger Grundschule besuchen, beantwortet der Senat im Rahmen der Kleinen Anfrage nicht, da die Daten nicht zentral erfasst werden.
Zwischen Hamburg und Niedersachsen gibt es kein generelles Gastschulabkommen, sondern zwei Vereinbarungen, die Teilbereiche betreffen. Schüler und Schülerinnen, die im Einzugsbereich der Ortsteile Bullenhausen und Over der Gemeinde Seevetal (Landkreis Harburg) wohnen, können die Grundschule Hamburg-Neuland im Bezirk Harburg besuchen. „Diese Schülerinnen und Schüler werden danach an allgemeinbildenden Schulen in Hamburg bis zum Ende der Vollzeitschulpflicht beziehungsweise bis zum Erreichen eines Bildungsabschlusses beschult“, heißt es in der Senatsantwort. In einem weiteren Abkommen ist geregelt, dass rund 130 niedersächsische Schüler gegen Ausgleichszahlungen spezielle Sonderschulen in Hamburg besuchen können.