Hamburg. In Ämtern fehlen immer mehr Mitarbeiter. Das sind die Konsequenzen für den Bürger und so sollen die Jobs attraktiver werden.
In den Hamburger Ämtern und Behörden fehlen immer mehr Mitarbeiter. Derzeit sind 4268 Stellen unbesetzt, seit dem Frühjahr ist diese Zahl um 221 angestiegen. Das ergibt sich aus Antworten des Senats auf Kleine Anfragen und deren detaillierte Auswertung durch die CDU.
Die Folgen des Personalmangels sind bereits deutlich spürbar. Einerseits wachsen die Wartezeiten für die Bürger – wie zuletzt etwa bei der Ausstellung von Sterbeurkunden, um nur ein Beispiel zu nennen. Zum anderen nimmt auch die Belastung der Mitarbeiter in der Verwaltung immer weiter zu, was sich in einer hohen Zahl von Überlastungsanzeigen und Krankmeldungen niederschlägt.
Behörde Hamburg: Hoher Krankenstand und viele Überlastungsanzeigen
Mit offiziellen „Überlastungsanzeigen“ können Beschäftigte ihren Vorgesetzten signalisieren, dass sie angesichts von Unterbesetzung und immer neuen Aufgaben schlicht nicht mehr in der Lage sind, die ihnen übertragenen Arbeiten ordnungsgemäß und fehlerfrei zu erledigen. Am schlimmsten ist die Situation (laut Senatsantwort jeweils gerechnet auf je 100 Beschäftigte) im Bezirk Mitte, wo in diesem Jahr bereits 131 Überlastungsanzeigen eingereicht wurden. Es folgen das Bezirksamt Nord mit 100 Überlastungsanzeigen und die Umweltbehörde mit 35.
Auch der hohe Krankenstand deutet darauf hin, dass es zu wenig Personal für die zu leistenden Aufgaben gibt. Die meisten Krankmeldungen (laut Senat gerechnet auf 100 Beschäftigte) verzeichnete der Landesbetrieb Gebäudereinigung mit bisher 3880,77 Krankheitstagen in diesem Jahr. Es folgen drei Bezirksämter, nämlich Bergedorf mit 2953,85, Harburg mit 2632,13 und Wandsbek mit 2303,46 Krankheitstagen.
Verkehr Hamburg: Die zuständige Behörde hat die größte Personalnot
Besonders schwierig ist die Personalsituation in der Verkehrsbehörde, wo 18,9 Prozent der Stellen derzeit nicht besetzt werden können. Es folgen Senatskanzlei (18,8 Prozent der Stellen unbesetzt), Stadtentwicklungsbehörde (17,4 Prozent), Personalamt (15,8 Prozent), Umweltbehörde (15,1 Prozent) und Sozialbehörde (13,4 Prozent). Bei den Bezirksämtern sieht es am schlimmsten in Altona (12,9 Prozent der Stellen unbesetzt) und Wandsbek (12,6 Prozent) aus.
„Die Bezirksämter sind der Ort, an dem viele alltägliche Verwaltungsaufgaben erledigt werden, und sie sind für die Bürgerinnen und Bürger die erste Anlaufstelle für ihre Anliegen“, sagt Sandro Kappe, Fachsprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion für den öffentlichen Dienst. „Daher ist es nicht überraschend, dass vermehrte Beschwerden auftreten, wenn diese Ämter mit Personalengpässen kämpfen. Die Bürgerinnen und Bürger sind auf einen effizienten und gut funktionierenden öffentlichen Dienst angewiesen, um ihre Anliegen zeitnah und zufriedenstellend zu erledigen. Wenn die Bezirksämter aufgrund von Personalmangel Schwierigkeiten haben, ihre Aufgaben zu bewältigen, leidet die Servicequalität.“
Personalmangel: Senat räumt Probleme ein und wirbt mit Familienfreundlichkeit
Der Senat räumt die Probleme durchaus ein. „Gründe für hohe Vakanzen sind grundsätzlich eine höhere Personalfluktuation, aber auch länger andauernde und in Teilen nicht erfolgreiche Bewerbungsverfahren“, schreibt er in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage. „Neben der zügigen Durchführung von Nachbesetzungsverfahren werden zahlreiche Personalmarketingmaßnahmen zur Erhöhung der Präsenz der Freien und Hansestadt Hamburg auf dem Arbeitsmarkt ergriffen. Hierzu zählen Einstellungskampagnen der Bezirksämter, die Nutzung von externen Stellenbörsen, Imagekampagnen und Messeauftritte.“
Dabei stelle die Stadt auf der Suche nach Bewerbern die „familienfreundlichen Arbeitsbedingungen“ heraus und bemühe sich auch um qualifizierte Zuwanderer. „Zusätzlich hinterfragen die Behörden kritisch Aufgaben und setzen Prioritäten“, so der Senat weiter. Mithin: Es wird offenbar geprüft, welche Aufgaben die Verwaltung künftig nicht mehr erledigen kann bzw. wie interne Abläufe effizienter gestaltet werden können. Immerhin hat sich der Personalmangel zumindest in den Bezirksämtern seit dem Frühjahr ausweislich der Senatsangaben schon stärker reduziert.
So will die CDU die Behörden attraktiver und effizienter machen
Aus Sicht der CDU allerdings sind die Bemühungen des rot-grünen Senats zur Lösung der Personalkrise nicht ausreichend. Die Fraktion hat daher nun ein eigenes Strategiepapier „Öffentlicher Dienst in Hamburg – eine Vision für die Zukunft“ vorgelegt. „Der Leitgedanke lautet: den öffentlichen Dienst stärken – die Digitalisierung vorantreiben, qualifiziertes Personal gewinnen und binden“, sagt CDU-Politiker Kappe. „In einer Zeit des permanenten Wandels ist es entscheidend, dass der öffentliche Dienst mit Technologie und gesellschaftlichen Veränderungen Schritt hält.“
Die vorgeschlagenen Maßnahmen reichten „von der Nutzung Künstlicher Intelligenz zur Optimierung von Verwaltungsabläufen über die verständliche Aufbereitung von Gesetzen und Verordnungen bis hin zur Schaffung eines durchlässigen Laufbahnrechts und der Erhöhung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber“, so Kappe. „Unser Ziel ist es, den öffentlichen Dienst für die Zukunft fit zu machen und gleichzeitig eine moderne, effiziente und nachhaltige Verwaltung zu etablieren.“
Behörden Hamburg: Bessere Aufstiegschancen und mehr Homeoffice als Lösung?
Attraktiver werden soll das Arbeiten in der Hamburger Verwaltung nach dem CDU-Konzept zum Beispiel durch eine flexible Laufbahnentwicklung, die Erhöhung des Eingangsamtes, gezielte digitale Mitarbeiterbefragungen zur Früherkennung von Problemen der Flexibilisierung beim mobilen Arbeiten (Homeoffice).
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Zugleich soll die Hamburger Verwaltung nach dem CDU-Vorschlag auch für die Bürger besser und effizienter werden, und zwar zum Beispiel durch eine Stärkung des IT-Dienstleisters Dataport, die verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), höherer Verständlichkeit und regelhafter Überprüfung der Wirksamkeit von Gesetzen, mehr Digitalisierung und Umweltschutz in der Verwaltung. Auch durch eine bessere Aufgabenverteilung in den Behörden sollen Kundenfreundlichkeit und Bürgerservice optimiert werden.
Hamburg bald „Vorzeigestadt“ für Zufriedenheit von Bürgern und Mitarbeitern?
„Die Herausforderungen im öffentlichen Dienst Hamburgs sind drängend“, sagt CDU-Fachsprecher Sandro Kappe. „Lange Wartezeiten, unerreichbare Behörden und veraltete Technologien sind nicht länger hinnehmbar. Unsere Vision besteht darin, Hamburg zu einer Vorzeigestadt für Bürgerdienstleistungen und Mitarbeiterzufriedenheit zu machen.“
Auch Finanzsenator Andreas Dressel, der in dieser Woche für die Länder die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst führt, ist sich bewusst, dass Behörden als Arbeitgeber für Bewerber attraktiv sein müssen – auch finanziell. „Wir können es uns nicht leisten, dass die Verwaltung bei der Gewinnung von Fachkräften das letzte Glied in der Nahrungskette wird“, sagte Dressel am Freitag.