Hamburg. Dokument ist nötig für Bestattung, Nachlass, Rente. Aber Ämter lassen sich viel Zeit mit der Ausstellung – vor allem in drei Bezirken.
Wer einen Angehörigen verliert, ist in der Regel doppelt belastet: Zum einen muss er oder sie den Verlust emotional verarbeiten, und zugleich sind sehr viele Dinge zu erledigen und zu organisieren. Die Beisetzung muss vorbereitet, oft muss eine Wohnung aufgelöst werden, der Nachlass ist zu regeln und Rentenangelegenheiten sollten geklärt werden. Für all dies brauchen die Hinterbliebenen eine amtliche Sterbeurkunde. Auf die aber müssen sie in Hamburg noch immer oft wochenlang warten. Das hat jetzt erneut eine Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage der CDU gezeigt.
Demnach brauchten die Ämter in Hamburg oft bis zu 20 Tage bis zur Aushändigung der so wichtigen Sterbeurkunde – gerechnet von dem Moment, in dem alle nötigen Dokumente in den Ämtern vorlagen. Im ersten Halbjahr 2023 erreichten die Wartezeiten laut der Senatsantwort in den Bezirken Altona, Eimsbüttel, Nord und Wandsbek maximal bis zu 20 Tage. Bei der durchschnittlichen Bearbeitungsdauer sieht es in Wandsbek besonders schlecht aus. Sie lag hier in allen Monaten zwischen Februar und August bei 20 Tagen.
Sterbeurkunde: Standesamt Hamburg völlig überlastet – Umstrukturierung vom Senat geplant
Zuständig für die Ausstellung der Sterbeurkunden sind in Hamburg die Standesämter der Bezirke. Und die sind offenbar seit Jahren massiv überlastet. Deswegen sollen sie jetzt umstrukturiert werden, wozu der Senat nach eigenen Angaben sogar ein eigenes Programm mit dem Namen NEMO ST ins Leben gerufen hat: Neuaufstellung und Modernisierung der Standesämter. Dafür wird u.a. mehr Personal gesucht und die Organisation umgestellt.
Bisher allerdings hat all das nicht viel gebracht. Zwischen Anfang April und Anfang September sind jedenfalls so gut wie keine neuen Mitarbeitenden in diesem Bereich hinzugekommen, wie der Senat in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage auflistet. Ähnlich sieht es beim für Eheschließungen zuständigen Personal aus, wie aus einer anderen Senatsantwort hervorgeht.
Sterbeurkunde: Immer mehr Sterbefälle in der Hansestadt – aus zwei Gründen
Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der jährlichen Sterbefälle zuletzt in Hamburg kontinuierlich zugenommen hat. Grund ist laut Statistikamt die demografische Entwicklung mit immer mehr alten Menschen; ein zusätzlicher Faktor könnte zuletzt die Corona-Pandemie gewesen sein, der mehr als 3700 Menschen in Hamburg zum Opfer fielen. Registrierte das Statistikamt im Jahr 2019 noch 17.474 Verstorbene in Hamburg, so stieg die Zahl im Folgejahr auf 18.308, im Jahr 2021 starben 18.845 Menschen in Hamburg und im Jahr 2022 waren es bereits 19.877.
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Für die CDU ist die seit Langem so angespannte Situation in den Standesämtern nicht hinnehmbar. „Der Senat muss dafür sorgen, dass die Sterbeurkunde zeitnah ausgestellt wird, damit die Angehörigen, die um einen geliebten Menschen trauern, nicht noch mit zusätzlichen Schwierigkeiten belastet werden“, fordert André Trepoll, Sprecher für Verfassung und Bezirke der CDU-Fraktion.
„Durchschnittliche Bearbeitungsdauern von bis zu 20 Tagen sind absolut untragbar.“ Es sei Hinterbliebenen nicht zuzumuten, wegen Unterbesetzung und Langzeiterkrankungen von Beamten ihre Verstorbenen nicht bestatten zu können oder „finanzielle Verluste zu erleiden, weil Verträge mangels Sterbeurkunde nicht gekündigt werden können“.