Vijay Sapre wurde mit einem Autoportal reich. Die Leidenschaft am Kochen hat er sich immer erhalten. Jetzt gibt er ein Gourmet-Magazin heraus.
Hamburg. Er lebt, wo andere ihre Freizeit verbringen: direkt am Elbstrand. Und er verdient sein Geld mit dem, was andere als Hobby haben: mit Kochen - besser gesagt, mit dem Foodmagazin "Effilee". Seit drei Jahren ist Vijay Sapre Herausgeber der, wie er sagt, "intellektuellsten Kochzeitschrift auf dem deutschen Markt".
Klar, dass der 49-Jährige auch selber leidenschaftlich gerne am Herd steht. Und so ist auch eine überdimensionale Kochinsel der Blickfang in dem großen Dachgeschossraum der Övelgönner Villa, in dem Sapre, seine Frau Karen und die Söhne Emil und Anton wohnen, essen und spielen. Über dem Herd hängen an einer Messingstange dicht an dicht Siebe, Kasserollen, Schneebesen und Pfannen. Guckt Sapre beim Kochen aus dem Fenster, kann er den Schiffen zusehen, die an seinem Haus vorbeiziehen, oder den Arbeiten im Containerterminal auf der anderen Seite des Flusses.
Der Elbstrand hat den gebürtigen Hamburger, der seine Schulzeit in Erlangen verbrachte, schon immer fasziniert. Seit er als 23-Jähriger in seine Geburtsstadt zurückkehrte, wo er als Sänger und Gitarrist mit der Post-Punk-Band The Gifts mäßige Erfolge feierte, joggt er mehr oder weniger regelmäßig am Ufer entlang. Damals verliebte er sich in die weiße Altbauvilla mit dem Türmchen, in der er jetzt lebt. Kaufen konnte er sie jedoch erst Jahre später - nachdem er auf höchst ungewöhnlichen Wegen zum Millionär geworden war.
+++ Vijay Sapre: Ein Millionär am Kochherd +++
Seine Musikerkarriere hängte er recht schnell an den Nagel, stattdessen arbeitete er als freier Werbetexter bei renommierten Agenturen wie Scholz & Friends. Dort kümmerte er sich vorrangig um Kunden aus der Autobranche - und 1996 auch um AOL, eines der ersten Internetunternehmen. "Ich hatte Glück und habe früh die Chancen dieses Mediums erkannt", erinnert sich Sapre. Mit einem Partner gründete er in einer Souterrainwohnung das Portal mobile.de.
Es wuchs gigantisch - Sapre war plötzlich Chef von 100 Mitarbeitern - und warf acht Jahre später, beim Verkauf des Portals an Ebay, Millionen ab. Er kaufte sein Traumhaus, baute das Dachgeschoss aus und krönte es mit einer Dachterrasse, auf der er an Sommertagen gerne seinen Grill anheizt. Doch umtriebig, wie er ist, hatte Sapre schnell genug vom Nichtstun. "Das konnte ich mir zwar leisten, aber ich fühlte mich mit 42 schon wie ein Rentner", sagt er. Also machte er ein Praktikum bei einem Sternekoch und gründete mit seiner zweiten Frau Karmen, einer Art-Direktorin, 2008 "Effilee".
"Bisher war ich immer so in meine beruflichen Tätigkeiten reingerutscht, aber gekocht habe ich immer schon mit Leidenschaft", sagt Sapre, der bereits als Kind mit seiner deutschen Mutter und seinem indischen Vater am Herd stand. Mit einer Auflage von 50 000 Stück erscheint "Effilee" sechsmal pro Jahr und bietet nicht nur Service, sondern auch viel Lesestoff. Die Rezeptrubrik "Schneller Teller" erscheint zur Buchmesse im Oktober als gesammeltes Werk (Tre Torri Verlag).
Die Leidenschaft am Kochen blieb, obwohl Sapre jetzt auch beruflich damit zu tun hat. Seine Söhne Anton, 4, Emil, 2, und Edvard, 18, lieben Papas selbst gemachte Nudeln. Seinen Gästen setzt Sapre gerne Deftiges vor, wie geschmorte Lammhaxe. Oder er lädt zum Barbecue aufs Dach - mit Blick auf die Elbe.