Ärzte der Alster-Klinik sollen erst eine Stunde nach dem Herzstillstand von “Sexy Cora“ den Notarzt gerufen haben, klagt der Rechtsbeistand von Witwer Tim Wosnitza an.
Hamburg. Mehr als vier Monate nach dem Tod der Hamburger Erotikdarstellerin Carolin Wosnitza wirft der Fall neue Fragen auf. Zwar stand das Obduktionsergebnis, nach dem die durch die Doku-Soap "Big Brother" als "Sexy Cora" bekannt gewordene Wosnitza an einer Lähmung des Gehirns gestorben ist, bereits wenige Tage nach der tödlich verlaufenen Brust-Operation in der Alster-Klinik fest.
Doch dass es überhaupt dazu kommen konnte, ist möglicherweise auch Schuld der behandelnden Ärzte. Dieser Ansicht ist zumindest die Anwältin Tim Wosnitzas, des Witwers von "Sexy Cora", wie die "Hamburger Morgenpost" berichtet. Demnach gebe es widersprüchliche OP-Protokolle und unvollständige Akten. Außerdem sollen die Ärzte der Alster-Klinik erst eine Stunde nach dem Herzstillstand den Notarzt gerufen haben.
"Es gibt deutliche Hinweise auf ärztliches Fehlverhalten“, wird Nicola Scharf, Fachanwältin für Medizinrecht, vom Blatt zitiert. Die Angaben in den angeforderten Unterlagen von UKE und Alster-Klinik sollen sich gewaltig unterscheiden.
+++ Letztes Geleit in Rosa - Carolin Wosnitza beigesetzt +++
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen einen Schönheitschirurgen und eine Anästhesistin Marion F. der Alsterklinik wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung dauern an. Den Medizinern drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahren Haft.
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Carolin Wosnitza starb an einer Hirnlähmung
Carolin Wosnitza starb an einer Lähmung des Gehirns. Das ist das Ergebnis der Obduktion, die Pathologen gestern in der Rechtsmedizin der Uni-Klinik Eppendorf (UKE) durchführten. Demnach ist das Gehirn der 23-Jährigen vermutlich durch Sauerstoff-Unterversorgung angeschwollen, was in der Folge zum Tod führte. Carolin Wosnitza war während einer geplanten Brustvergrößerung in der Alster-Klinik an der Rothenbaumchaussee ins Koma gefallen.
Die Schuldfrage ist mit dem ersten Ergebnis der Obduktion noch nicht geklärt. Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers: "Wir haben weitere Sachverständigen-Gutachten in Auftrag gegeben." Unter anderem soll ein Neuropathologe Gewebeproben von Carolin Wosnitza untersuchen. Möllers: "Bis die Ergebnisse der Gutachten vorliegen, kann es durchaus mehrere Wochen dauern." Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen die an der Operation beteiligte Anästhesistin und den verantwortlichen Chirurgen. Deren Anwälte betonen indes, dass es bislang noch keine Anhaltspunkte für ein schuldhaftes Verhalten gebe. Nachdem Carolin Wosnitza, die unter dem Namen "Sexy Cora" auch Erotikfilme gedreht hat, ins Koma gefallen war, hieß es, sie habe eventuell unter dem Einfluss von Wachstumshormonen gestanden, was die Narkose beeinflusst haben könnte. Der in die Klinik gerufene Notarzt hatte Hinweise auf mögliche Behandlungsfehler gegeben. Die Klinikchirurgen bemängelten, dass der Notarzt erst nach langer Wartezeit eingetroffen sei. Offensichtlich war es aber zu einer Sauerstoff-Unterversorgung gekommen.
Prof. Dr. Günter Seidel, Chefarzt der Neurologie am Asklepios-Klinikum Nord, sagte dem Abendblatt gestern: "Das Hirngewebe hat eine sehr geringe Toleranz. Bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff sterben Gehirnzellen ab. Der Hirntod tritt nach acht Minuten vollständigen Herz-Kreislauf-Stillstandes ein. Bei Herzstillstand kommt es häufig zu einer Schwellung des Gehirns." Der staatsanwaltlich als Todesursache genannte Begriff der Hirnlähmung sei medizinisch allerdings wenig geläufig.