Hamburg. Im dritten Satz reicht es Alan Gilbert. Erst nach einer Pause musizieren er und das NDR Elbphilharmonie Orchester weiter. Die Gründe.

Musikmachen hat mit Flow zu tun, mit sensiblem Reagieren auf den Moment. Das hat Alan Gilbert, Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, am Sonntagabend auf ungewöhnliche Weise gezeigt: Weil die Aufführung von Bruckners Achter im Großen Saal der Elbphilharmonie von immer wieder auftretenden Nebengeräuschen begleitet wurde, brach er im langsamen Satz schließlich ab und verließ die Bühne.

Elbphilharmonie: Wie Dirigent Alan Gilbert die Unterbrechung mitten im Satz begründet

„Für die Besucher war das Konzert bis zur Unterbrechung eine Zumutung“, schreibt Besucher Martin Fries, der eigens für das Konzert aus München angereist war, an das Abendblatt. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Karte 100 Euro kostet.“ Fries zufolge war bis zur Unterbrechung mehrfach ein lautes Brummen zu hören. „Das Problem lag an einem Störgeräusch der Klimaanlage“, bestätigt Martin Andris, der Pressesprecher der Elbphilharmonie.

Nach einer etwa zehnminütigen Unterbrechung wurde das Konzert fortgesetzt. Ganz wiederholte das Orchester das angebrochene Adagio nicht – Bruckner-Sätze dauern ja bekanntlich, und Konzerte in der Elbphilharmonie sind eng getaktet, da ist Zeit Geld. Gilbert setzte den Satz also an einer geeigneten Stelle fort.

Bruckners Achte: Ein Orchestermitglied schließt die Tür, weil es so zieht

Aber damit noch nicht genug der Überraschungen: Kurz nach dem Wiedereinsatz sei ein Orchestermitglied aufgestanden und habe die Tür zum Backstagebereich geschlossen, weil auf der Bühne so ein starker Luftzug geherrscht habe, berichtet Martin Fries. Gilbert habe aber nicht noch einmal unterbrochen.

Wie es ihm aus künstlerischer Sicht damit gegangen ist, dass im Konzert der Spannungsbogen eines Satzes und damit einer ganzen Sinfonie einbrach, dazu möchte sich der Dirigent auf Abendblatt-Nachfrage nicht äußern, teilt die Pressestelle des NDR mit.

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Es war nicht das erste Mal, dass sich die Klimaanlage im Großen Saal in das akustische Erlebnis eingemischt hat. Bereits vor einigen Jahren begleitete ein hohes Rauschen ein Konzert mit der Pianistin Yuja Wang und dem Orchestre Philharmonique de Luxembourg.

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