Hamburg. Moses Pelham kündigt einen drastischen Schritt an und spielt dazu in der Hamburger Fabrik ein altmodisches, mitreißendes Rap-Konzert.

Ei Guude – Moses Pelham ist wieder da! Na ja, um ehrlich zu sein, war Pelham nie weg. Regelmäßig pusht der heute 53-Jährige neue Musik in höhere Charts-Regionen, als Mastermind hinter der Soulpop-Band Glashaus ist er ebenfalls präsent, sein Konzert am Sonnabend in der Fabrik ist ausverkauft. Aber heute fragt sich die nicht musikaffine Welt nicht mehr ständig, was Pelham eigentlich gerade so macht. Egal: Die demnächst erscheinende neue CD trägt den Titel „Letzte Worte“, in der Fabrik deutet er immer wieder an, dass das die letzte Tour dieser mittlerweile 35-jährigen Karriere sei.

„Ich bin ’ne lebende Legende/Und wär’ schon längst in Rente/Wenn ich nur jemanden fände/Der den Job machen könnte“, rappte der Frankfurter 1996 in „Höha, schnella, weita“, dem größten Hit seiner Band Rödelheim Hartreim Projekt (den er in der Fabrik spielt, als sei er alleine für ihn verantwortlich gewesen, sein damaliger Bandkollege Thomas Hofmann wird nicht einmal erwähnt).

Moses Pelham: Mit den aktuellen Entwicklungen im Rap hat das nichts zu tun

Und vielleicht beschreibt ihn das zum Abschied in die Rente ganz gut: Es geht um Wortwitz, Reimgeschwindigkeit, Selbstüberhöhung. Aber das mit der lebenden Legende, das stimmt schon. Die Chabos wissen natürlich, wer der Babo ist, und ein heute vom Feuilleton gefeierter Nachfolger wie Haftbefehl ist sich darüber im Klaren, dass er immer noch Kleindealer am Offenbacher Hauptbahnhof wäre, hätte nicht Pelham vor Jahrzehnten Pionierarbeit für den deutschen Gangsterrap geleistet.

Moses Pelham in der Fabrik
Heute nicht mehr alltäglich bei Hip-Hop-Konzerten: In der Fabrik wurde Moses Pelham von einer Liveband nebst DJ begleitet. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Gespielt wird mit großer Besetzung: Es gibt eine amtliche, vierköpfige Rockband, DJ, Gastrapper, und mit Anna Grillmeier eine stimmgewaltige Soulsängerin. Insgesamt sorgt das für einen satten Sound, der auch in der klangtechnisch nicht einfachen Fabrik differenziert rüberkommt. Mit den aktuellen Entwicklungen im Rap hat das natürlich nichts zu tun, musikalisch verlässt sich Pelham auf die bewährte Mischung aus Streichersamples, Soulstimme, wuchtigen Beats und von Zeit zu Zeit einer Rockgitarre. Ist zwar von vorgestern, aber es funktioniert.

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Moses Pelham in der Fabrik: Selbstinszenierung als Underdog

Die Selbstinszenierung als Underdog des Deutschrap ist freilich so eine Sache. Pelham hat ein Gespür für Sprache, aber in Bezug aufs Storytelling bleibt er formelhaft. Im Grunde rappt er immer nur über ein Thema: „Ich bin der Härteste, der Krasseste, der Geilste, aber wie es in mir drin aussieht, das versteht ihr nicht!“ Hat man schnell verstanden, und dass er das mit zunehmendem Alter mit messianischem Sendungsbewusstsein würzt, macht es nicht besser. Auf die ärgsten privatreligiösen Texte verzichtet er dankenswerterweise in der Fabrik.

Moses Pelham in der Fabrik
Moses Pelham hat angekündigt, aus dem Rampenlicht zu treten. In der Fabrik inszenierte sich der Rapper ein letztes Mal als harter Underdog. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Ironie aber beherrscht Pelham nicht, Selbstironie noch weniger. Obwohl, ganz kurz werden die Rodgau Monotones zitiert: „Erbarme’ – zu spät! Die Hesse komme’!“ Das könnte sich nicht jeder harte Rapper leisten. Und dass Pelham das kann, das beweist seinen Status, den ihm jetzt, zum angekündigten Karriereende, auch niemand mehr absprechen kann.

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