Hamburg. In der Laeiszhalle springt Geigerin Veronika Eberle als Solistin ein und überzeugt vollends. Han-Na Chang zeigt bei den Symphonikern Hamburg Muskeln.

Wie angenehm, wenn man sich so vollkommen aufgehoben fühlen kann. Wenn da jemand auf der Bühne steht, der, beziehungsweise die, einfach alles im Griff hat. Jemand wie Veronika Eberle. Obwohl die Geigerin erst kurzfristig als Solistin bei den Symphonikern Hamburg eingesprungen war, wirkte sie absolut sicher. Bei einer starken Aufführung von Mendelssohns Violinkonzert, das sie natürlich in- und auswendig kennt.

Vom ersten Takt an vermittelte Eberle dem Publikum in der Laeiszhalle ihre Klarheit und ihr tiefes Verständnis dieser Musik. In den Passagen, in denen sie ihre Stradivari über dem Orchester leuchten lässt, aber auch dort, wo sich die Solostimme an die Holzbläser anlehnt – und die Geigerin den Kopf ein bisschen zur Seite neigt, um zu ihnen Kontakt aufzunehmen.

Symphoniker Hamburg: Veronika Eberle lässt in der Lasieszhalle ihre Stradivari über Orchester leuchten

Vielleicht hätte der zweite Satz noch eine Prise mehr Süße vertragen. Dafür singt sie die Melodie wunderbar schlicht und klar, ohne zu viel Vibrato, ohne je ins Kitschige abzudriften. Und selbst dann, wenn sie gar nicht spielt, beseelt Eberle die Interpretation, indem sie, mit geschlossenen Augen, ganz in die Musik eintaucht.

Symphoniker Hamburg Han Na Chang Veronika Eberle
Han-Na Chang leitete die Symphoniker Hamburg in der Laeiszhalle.  © Daniel Dittus | Daniel Dittus

Die Symphoniker folgen ihr aufmerksam, geleitet von ihrer ersten Gastdirigentin Han-Na Chang, die die Tempowechsel organisch choreografiert. Nur im spritzigen Finale hat sie ein bisschen Mühe, das Orchester in der Spur und nahe bei der Solistin zu halten. Und trotzdem: ein feiner Mendelssohn.

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Das Violinkonzert ist das Herzstück des Programms, das sich der deutschen Romantik verschrieben hat und auch deren dunkle Farben ergründet. Mit der Ouvertüre zu Webers „Freischütz“ und der vierten Brahms-Sinfonie. Han-Na Chang modelliert mit den Symphonikern oft einen schweren, dichten Klang, der hier und da etwas mehr Luft und leisere Zwischentöne vertragen hätte.

Gerade das wehmutszart verträumte Thema der Klarinetten im Andante der Sinfonie gerät etwas vordergründig. Aber an anderen Stellen passt der muskulöse Ansatz. Wie auch im Finale, in dem Chang das Orchester in eine packende Steigerung führt.