Hamburg. Der Künstler zieht am Freitagabend das Publikum in der Laeiszhalle in seinen Bann. Besonders die intimen Momente glücken ihm dabei sehr.

Im Finale aus der f-Moll-Sonate von Brahms entfacht Fabian Müller einen rauschhaften Sog. Wie in fiebriger Hitze rasen seine Finger über die Tasten. Der Pianist setzt den Saal unter Strom, zieht das Laeiszhallen-Publikum in seinen Bann.

Das hatte sich zu Beginn der Sonate noch nicht unbedingt abgezeichnet. Denn da fehlte noch was. Anders als etwa sein Kollege Ivo Pogorelich zwei Tage vorher, holt Müller nicht diese voluminöse Wucht aus dem Bassregister des Flügels. In den orchestralen Passagen wirkt der Klang manchmal ein bisschen dünn, die hohen Töne im Diskant drohen zu klirren.

Pianist Fabian Müller entfacht bei seinem Hamburg-Konzert einen rauschhaften Sog

Sehr schön dagegen die intimen Momente. Wie im zweiten Satz, dessen imaginäres Liebesduett er zart in die Tasten tupft. Müller weiß genau, wann er mal kurz verweilen darf, um die Melodien atmen zu lassen. Gerade in den lyrischen Passagen kann man tatsächlich spüren, dass Brahms sein Lieblingskomponist ist – wie der Pianist zu Beginn der zweiten Hälfte verraten wird.

Dort spielt er, jeweils eingeleitet von kurzen Eigenkompositionen, zwei Sonaten von Beethoven, die von der musikalischen Entwicklung her eigentlich eher vor Brahms gepasst hätten. Aber egal. Auch in dieser Reihenfolge profitiert seine Sicht auf Beethoven vom hellen Klang und einem fein nuancierten Anschlag.

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Quirlig und leicht interpretiert er die erste Sonate, bindet die Phrasen geschmackvoll ab. Und in der Waldstein-Sonate pulsiert genau jene Unruhe, mit der Beethoven zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Möglichkeiten des Klaviers erkundet und ausgereizt hat. Ein Feuerwerk, virtuos und voller Energie, bevor Müller den umjubelten Abend mit zwei Zugaben beschließt.