Hamburg. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gab ein wunderbares Konzert im Großen Saal. Der estnische Dirigent sorgte für mehr als eine Überraschung.
Ohne auch nur eine Sekunde nach seinem Auftrittsapplaus verstreichen zu lassen, dreht sich Paavo Järvi auf seinem Dirigentenpodest um und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen legt los. Seit 20 Jahren ist der Este nun schon Chefdirigent dieses Ensembles und reißt es mit seiner energiegeladenen Direktheit und Unmittelbarkeit, aber auch seiner Kunst feinster Abstufungen immer wieder mit. Nicht das kleinste Detail lässt er dabei unbeachtet, um allergrößte Dichte zu erzeugen.
Das ist am Donnerstag in der Elbphilharmonie gleich bei Haydns Sinfonie G-Dur Hob. I:94 mit dem berühmten Paukenschlag zu erleben, der in dieser Interpretation längst nicht die einzige Überraschung bleibt. Schon im Vivace assai ist es diese ausgewogene Klangbalance der Kammerphilharmonie und ihre Fähigkeit, Steigerungen auf kürzestem Weg zu erzeugen, aber auch ebenso rasch wieder zurückzufahren und in zartestes Pianissimo zu verwandeln, was Haydn hier so frisch und neu klingen lässt. Klasse sind der Solo-Fagottist und der ihn begleitende Konzertmeister im Trio des dritten Satzes, das förmlich im Nichts verschwindet, bevor das einem bäuerlichen Tanz ähnelnde Menuetto wieder lospoltert.
Paavo Järvi und die Kammerphilharmonie Bremen in der Elbphilharmonie: Die Leichtigkeit geht nie verloren
Weit dramatischer als bei dem heiteren Haydn geht es daraufhin in Antonín Dvořáks Violinkonzert a-Moll op. 53 mit der japanischen Geigerin Akiko Suwanai zu. Nach dem rauen Beginn dieses Werkes, wo sich die Solistin zunächst noch energisch gegen das Orchester zu behaupten hat, sind es später die kantablen lyrischen Passagen im Zusammenspiel mit den hervorragenden Holzbläsern, die einen so richtig ins Schwelgen bringen. Besonders schön gelingt Suwanai in Begleitung zweier Hörner der Übergang zum langsamen Satz, in dem sie voller Wärme und Klangschönheit das Thema auch mal in tiefer Lage exponiert, was die Flöte mit Soli in höchster Höhe gleich wieder kontrastiert.
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In Mozarts „Jupiter“-Sinfonie KV 551 am Ende zieht Järvi die Tempi der Randsätze mutig an, verliert aber bei all der Strenge, die Mozart in seiner letzten Sinfonie spüren lässt, die Leichtigkeit nie aus dem Blick. Das eingängige Thema im Andante cantabile mit seinen nachgesetzten kurzen Betonungen in den Streichern ist ebenso wunderbar wie das schwungvolle Menuetto mit den offenliegenden Oboen-Soli.
Aktuelle Einspielung: Haydn „London Symphonies Vol. 2 (94, 95, 98, 99)“ (Sony Classical, 2 CDs, ca. 23 Euro)
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