Hamburg. Im neuen Nica Jazz Club wurde bei gleich zwei Konzerten groß aufgefahren. Warum auch die Bigband des Walddörfer Gymnasiums gekommen war.

Die Bühne im neuen Nica Jazz Club, der vor etwas mehr als zwei Wochen Eröffnung feierte, ist groß. Aber nicht groß genug für das Count Basie Orchestra, das am Sonntagabend gleich zwei Konzerte am Alten Wall spielt. 1984 starb ihr legendärer Gründer, der Pianist, Komponist und Bandleader Count Basie, doch in seinem Geist lebt das Orchester weiter – auch wenn es, wie hier im Nica, nicht komplett auf die Bühne passt. 17 Musiker plus Musical Director und Sängerin, da muss eine ganze Bläsergruppe quasi im Publikum sitzen.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer sind mal wieder sehr rechtzeitig gekommen, um die besten Plätze ganz vorn zu ergattern, man plaudert, trinkt frisch gezapftes Bier oder alkoholfreie Longdrinks und genießt den Blick aufs Fleet. Auch die Mitglieder der Bigband des Walddörfer Gymnasiums sind gekommen, die sich bei den Koryphäen aus den USA gern etwas abschauen wollen. Frontalunterricht der ganz besonderen Art.

Konzert Hamburg: Count Basie Orchestra im Nica Jazz Club – Breitwandsound in allerbester US-Bigband-Tradition

Und tatsächlich geht es beim ersten Konzert um 17.30 Uhr gleich einigermaßen überwältigend los. Die insgesamt 13 Bläser entfalten einen wahnsinnigen Druck, ohne dabei je auf pure Lautstärke zu setzen. Ein Breitwandsound in allerbester US-Bigband-Tradition, bei dem die besondere Finesse im musikalischen Detail steckt.

Das zeigt sie bei Klassikern wie „Blues For Stephanie“ und „Has Anyone Seen Basie“ ebenso wie in der sehnsuchtsvollen Ballade „Pleasingly Plump“ in einem Arrangement des unlängst verstorbenen Quincy Jones, dem an diesem Abend immer wieder gehuldigt wird. Als es mit „Basie Power“ dann so richtig wild wird, fordert Bandleader Scotty Barnhart das Publikum auf: „Fasten Your Seatbelts“, aber nicht alle hält es auf den Sitzen, es wird auch getanzt – zu einer Tanzmusik, die der Jazz ja einst vornehmlich war.

Count Basie Orchestra im Nica Jazz Club: Starke Auftritte von Sängerin Denise Thimes

Stark auch die Auftritte von Sängerin Denise Thimes im funkelnden Glamourkleid. Schon mit „That‘s All“ sorgt sie für rauschenden Applaus, als sie später „Alright, Okay, You Win“ singt, ist endgültig Partystimmung angesagt. Und das bei einem differenziert warmen Sound, der zeigt, dass der Nica Jazz Club nicht nur für kleine Besetzungen ideale Bedingungen bietet, sondern hier auch das große Besteck ausgelegt werden kann.

Mehr Jazz in Hamburg

Nach etwas mehr als zwei Wochen ist klar, dass Hamburgs Live-Jazz-Szene mit diesem Club einen großen Schritt nach vorn getan hat. Genau so etwas hatte es hier noch gebraucht. Wie gut der neue Laden langfristig angenommen wird, muss sich natürlich erst zeigen, aber die lange Schlange der Wartenden für das zweite Konzert des Count Basie Orchestra an diesem Abend lässt keinen Zweifel daran: Das Potenzial ist da. Und wenn dann noch so viel junges Publikum dabei ist, wie hier mit den Walddörfer Schülerinnen und Schülern, können Geschäftsführerin Fee Schlennstedt und ihr Team allemal optimistisch in die Zukunft blicken.

Nächste Konzerte u.a..: Sa 30.11. Pianist Robert Fonseca, So 1.12. Sängerin Dee Dee Bridgewater (ausverkauft), Mi 11.12. Omer Klein Trio und Di 31.12. Silversterparty, Infos: nica-jazzclub.de

Sternstunde oder Reinfall? Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Konzerte, Theatervorstellungen, Choreografien, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!