Hamburg. Auf „Flowers Forever“ folgen spannende Projekte: Welche Bildhauerinnen man kennen muss und wie Kinder die Kunstgeschichte prägten.
- Am Bucerius Kunst Forum kann man Bildhauerinnen des Surrealismus wiederentdecken
- Der US-Maler Sean Scully wird zu seinem 80. Geburtstag mit einer Ausstellung geehrt
- Ausstellung zeigt, wie sich die Darstellung von Kindern im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat
Ein weibliches Gegengewicht zur lange von Männern geprägten Kunstgeschichte, das waren schon die Ausstellung „Geniale Frauen“ und die Retrospektive zu Lee Miller. Mit dem ersten Projekt im Jahr 2025, „In Her Hands. Bildhauerinnen des Surrealismus“ (ab 21. Februar), folgt der dritte Streich dazu im Bucerius Kunst Forum. Darin können drei außergewöhnliche Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt werden: die Dänin Sonja Ferlov Mancoba, die Brasilianerin Maria Martins und die Schweizerin Isabelle Waldberg. Alle drei Bildhauerinnen prägten mit unterschiedlichen Techniken den Surrealismus zwischen 1930 und 1960. Die Hamburger Schau wird erstmals Skulpturen dieser drei Künstlerinnen einander gegenüberstellen und raumgreifend präsentieren.
Starkes Ausstellungsprogramm: Was das Bucerius Kunst Forum für 2025 plant
Seine Gemälde fallen neben dem starken Farbauftrag und groben Pinselstrichen vor allem durch ihre Dimension und die schachbrettartigen Muster auf. Sie sind geprägt von einer tiefen Melancholie sowie dem poetischen und philosophischen Nachdenken über das Menschsein, Verlusterfahrungen und Sehnsüchte. Zum 80. Geburtstag des irischstämmigen US-Malers Sean Scully zeigt das Ausstellungshaus ab dem 27. Juni „Stories“, denn es sind die Geschichten und Anekdoten zu den Werken, die beweisen, dass die Malerei trotz ihres ungegenständlichen Charakters nicht unnahbar ist. So begegnen dem Publikum in der Ausstellung Kindheitserinnerungen, das Erleben von zentralen politischen Ereignissen und Reiseeindrücke des Künstlers.
Bucerius Kunst Forum: Wie hat sich die Darstellung von Kindern gewandelt?
Bei kaum einem anderen Thema spiegeln sich Werte- und Normenvorstellungen einer Gesellschaft und deren Veränderung so deutlich wider wie bei dem dritten Ausstellungsprojekt für das Jahr 2025: Ab dem 28. November widmet sich eine Ausstellung der Darstellung von Kindern im Bild aus der Zeit vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Gemälde, Fotografien und Skulpturen zeigen den Wandel von Kinderdarstellungen über die Jahrhunderte auf.
Den Ausgangspunkt bilden Madonnendarstellungen, die gesellschaftliche Vorstellungen von Mutter-Kind-Beziehungen bis heute prägen. Dabei hatte die Abbildung von Kindern über die Jahrhunderte verschiedene Funktionen. In adeligen Kreisen um 1500 entstanden, sollte das Kinderporträt den Fortbestand und Herrschaftsanspruch untermauern, weshalb Kinder häufig in Rüstung als kleine Erwachsene gezeigt wurden – als Vorbereitung auf ihre künftige Rolle als Feldherr oder Herrscher. Besonders im 17. Jahrhundert griffen niederländische und spanische Genremaler das Motiv armer Kinder auf. Ähnlich wie heute sollten diese Bilder Mitgefühl erregen oder gar als Vorbild für Bescheidenheit dienen.
Kostenlose Ausstellung: Die Comic-Strips von Anna Haifisch zieren das Treppenhaus
Der gravierendste Wandel, der von einer anderen Auffassung und Definition von Kindheit zeugt, fand Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert statt. Kindern wurde nun eine eigene Entwicklung – möglichst in der Natur und abseits der Welt der Erwachsenen – zugestanden. So ist das Thema Kindsein in der bildenden Kunst bis heute eines der beliebtesten Bildthemen: sich ausprobieren, an die Grenzen gehen, zeichnen, Spiel und Miteinander sind prägend für die wichtigste Lebensphase des Menschen.
Zusätzlich zu den großen Ausstellungen setzt das Bucerius Kunst Forum im kommenden Jahr auf Freiräume. Nachdem Museum für Kunst und Gewerbe, Altonaer Museum und Hamburger Kunsthalle bereits eintrittsfreie Aufenthaltsräume geschaffen haben, zieht man am Alten Wall nach. Wer das Ausstellungshaus betritt, wird derzeit von den lustig-schräg-bunten Comic-Strips der Zeichnerin Anna Haifisch im Treppenhaus empfangen. Das temporäre Kunstprojekt macht den Anfang einer langfristig angelegten Serie, in der mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet werden soll, um das Haus auch ohne Ausstellungsbesuch und Konsumpflicht zu öffnen. In der zweiten Etage können Gäste in der sogenannten Oase bei einem Getränk entspannen – ein Getränkekühlschrank nach dem Zahle-was-du-möchtest-Prinzip steht dort bereit.
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„Flowers Forever“: Wenn der Ausstellungsbesuch zum Clubabend mit DJ wird
Das Bucerius Kunst Forum kann sich personell über Zuwachs freuen: Sophie-Charlotte Opitz verstärkt seit einigen Monaten das kuratorische Team; die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin hat schon bei der laufenden „Flowers Forever“-Schau mitgearbeitet. Wer jetzt noch die Gelegenheit nutzen will, die großartige Ausstellung über Blumen in Kunst und Kultur (bis 19.1.2025) zu besuchen, kann dabei zwei ungewöhnliche Angebote nutzen: Beim Projekt Sound Strolls werden jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr die Räume mit einem durch das Ausstellungsthema inspirierten DJ-Set über Lautsprecher bespielt. Zugleich gibt es mit den Silent Strolls ein Angebot für alle, die sich eine Kunstbegegnung im Stillen wünschen: Jeden Montag von 17 bis 19 Uhr kann die Ausstellung ohne Führungen oder Gruppenbesuche und im Idealfall auch ohne Handy erlebt werden.
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