Hamburg. Die Tanzperformance „Ocean Cage“ erzählt von der Walfang-Tradition in Indonesien – und von den Konsequenzen des Klimawandels.

Die Bühne der großen Kampnagelhalle ist mit mehreren Stationen versehen, die das Publikum hin- und herwandernd erkundet: aufgetürmter Sand, allerlei Obst als Opfergaben, zu Kerzenhaltern umgewidmete Walknochen. Über eine große Leinwand flimmern historische Bilder vom Walfang in Indonesien, bald auch eindringliche Unterwasseraufnahmen von den gigantischen Meeressäugern.

Kampnagel: Spektakuläre Konfrontation von Mensch und Tier

Mit ihrem immersiven Tanzritual „Ocean Cage“, das der chinesische, inzwischen in Berlin lebende Künstler Tianzhuo Chen gemeinsam mit dem indonesischen Tänzer und Choreografen Siko Setyanto entwickelt hat, verweisen beide auf eine durch Mensch und Klimawandel bedrohte Welt und eine verlorene Verbindung zur Natur. Das Gesicht unter einer Art Netzmaske verborgen, fährt Setyanto auf einem mit Blumen geschmückten Roller direkt auf die Bühne und raucht erst mal eine. Bald wird er sich tanzend, rufend durch die Menge bewegen und eine gigantische Textilarbeit, wie ein Segel emporziehen. Zwei Musiker und eine Sängerin fabrizieren dazu einen Soundteppich, der mit sanften, immer schneller werdenden Rhythmen direkt in eine Trance führt.

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In starken Bildern erzählt die Performance von der 100 Jahre alten Walfang-Tradition des abgeschiedenen Fischerdorfs Lamalera auf der indonesischen Insel Lembata, in der Verstorbene als Wale wiedergeboren werden, deren Fleisch wiederum die Nachfahren ernährt. Setyanto verkörpert einen Fischer, einen Vorfahr, schließlich eine Art Gottheit. Zugleich wird die aus dem Gleichgewicht geratene Natur erfahrbar, denn Touristen und Klimawandel haben die Wale aus dem Meer vor der Insel vertrieben. Der eindringliche, sehenswerte Abend endet in einer spektakulären Konfrontation von Mensch und Tier auf der Bühne, deren Clou hier nicht verraten werden soll.

Tianzhuo Chen & Siko Setyanto: „Ocean Cage” bis 16.11., jew. 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 2024; www.kampnagel.de

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