Hamburg. Das ungleiche Schlager-Comedy-Paar sagte ein vorletztes Mal Adieu in der Barclays Arena. Im Dezember kommen sie noch mal wieder.
- Vor neuen Jahren hatte das Comedy-Duo Wolfgang Trepper und Mary Roos den ersten Auftritt in Hamburg
- Mit dem Programm „Mehr Nutten, mehr Koks – scheiß auf die Erdbeeren!“ sind sie auf Abschiedstournee
- In der Barclays Arena lachten 6000 Fans. Anfang Dezember gibt es dort eine letzte Zugabe
Als der Begrüßungsapplaus verebbt, erinnert Wolfgang Trepper an den Tag, an dem alles begann. „Vor neuneinhalb Jahren standen wir das erste Mal auf der Bühne. Es war im Langenhorner Lichtspielhaus. Da waren 130 Gäste. Und nicht einmal die Hälfte hatte bezahlt.“ Wenn ihm damals jemand prophezeit hätte, dass mal 6000 Fans in die Barclays Arena strömen werden, „hätte ich noch nicht mal gelacht, ich hätte den für bescheuert erklärt.“
Und in der Tat steht das Abschiedsprogramm „Mehr Nutten, mehr Koks – scheiß auf die Erdbeeren!“ (angelehnt an Heinos angeblich nicht ernst gemeinten Backstage-Forderungskatalog) für die vielleicht ungewöhnlichste Erfolgsgeschichte des deutschen Showgeschäfts. Hier Trepper, einst Manager eines Handball-Bundesligaclubs, später Radiomoderator, schließlich als Kabarettist entdeckt von Schmidts-Intendant Corny Littmann. Dort Mary Roos, gefeierte Schlagersängerin, die als Neunjährige ihre erste Schallplatte veröffentlichte („Ja, die Dicken sind ja so gemütlich“).
Mary Roos und Wolfgang Trepper in der Barclays Arena: „Machen Sie Krach, machen Sie Lärm“
Für das Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“ taugt das Duo als veritabler Beweis. Trepper beleidigt Mary Roos in einer Tour. Er kündigt sie an als „Rache der AOK Rheinland“, animiert das Publikum zum lautstarken Beifall: „Machen Sie Krach, machen Sie Lärm. Sonst denkt die Alte wieder, das ist hier eine Probe.“ Und überhaupt sei seine Bühnenpartnerin „für einen Sauerbraten zu zäh, für Hagenbecks Tierpark zu zart“.
Manche Trepper-Kalauer wie über die Figur der Grünen-Politikerin Ricarda Lang hätte die Welt nicht unbedingt gebraucht. Andererseits verschont Trepper niemanden, weder seine formidable Band („polnische Spargelstecher, zu applaudieren brauchen Sie nicht, die verstehen kein Deutsch“) noch das Publikum („das ist ein Dreisatz, aber hier sind zu viele Gesamtschüler“). Am besten ist Trepper immer dann, wenn er völlig unsinnige Schlagertexte seziert oder uralte Werbespots mit den Zuschauern durchdekliniert. Trepper singt „De Kuyper ist gut.“ Das Publikum grölt: „Mann, der schmeckt echt lecker.“ Sehr zur Freude des Kabarettisten: „Ist ja wie Heiligabend im Petersdom“.
Mary Roos trägt den Abend in der Barclays Arena mit ihrem tollen Gesang
Funktionieren kann das alles nur, weil Mary Roos so großartig singt. Im Januar hat sie ihren 75. Geburtstag gefeiert. Wer sich alte Videos von ihren Auftritten ansieht, denkt: Wie guter Wein ist sie immer besser geworden. Ob eigene Werke oder Adaptionen von Hits wie „99 Luftballons“ – Mary Roos zählt mit ihrer Präsenz und ihrer Stimme ohne Frage zu den ganz großen deutschen Künstlerinnen. Im Finale singt sie „Aufrecht geh’n“, die Ballade über eine Frau, die nach einer gescheiterten Beziehung ihren Stolz bewahrt.
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Dem Abendblatt hat sie einmal erzählt, warum sie mit diesem berührenden Lied nur den 13. Platz beim Eurovision Song Contest 1984 belegte. Am Tag ihres Auftritts hatte sie mit einer Frau telefoniert, die ihr offenbarte, dass sie ein Kind von Roos‘ damaligem Ehemann Werner Böhm erwartet: „Das war ein Schlag, ich hätte eigentlich gar nicht auftreten können – ich habe das Lied gesungen, als wäre ich ein Roboter.“
Roos & Trepper: Die letzte Zugabe in der Barclays Arena ist bereits ausverkauft
Wer das weiß, gönnt ihr den Erfolg im Duo mit Trepper mit 250.000 Zuschauern in knapp zehn Jahren noch mehr. Alle weiteren Auftritte ihrer bis zum 8. Dezember währenden Abschiedstour sind ausverkauft, auch das letzte Gastspiel in der Barclays Arena am 3. Dezember.
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