Hamburg. Die Doku „Screams before Silence“ zeigt, wie die Terrororganisiation sexuelle Gewalt als Waffe einsetzte. Protest gegen Vorführung.
- Abaton-Kino zeigte Film über Hamas-Terror gegen Frauen
- Studierendengruppe protestierte vor dem Kino gegen die Vorführung
- Kinobetreiber wehren sich gegen Vorwurf der „Kriegspropaganda“
Eine kleine Gruppe lautstark demonstrierender Menschen hatte sich am Donnerstagabend vor dem Abaton-Kino eingefunden, während drinnen der Film „Screams before Silence“ gezeigt wurde. Vor dem Eingang des Programmkinos hatten sich Polizisten positioniert. Bereits im Vorfeld hatte eine pro-palästinensische Studierendengruppe den Film als israelische Kriegspropaganda bezeichnet. Diesen Vorwurf wiederholte nun auch eine Rednerin.
Moritz Golombek, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hamburg der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, griff die draußen gerufenen Parolen in seiner Moderation vor der Filmvorstellung auf. Er ging unter anderem auf die misogyne Ausrichtung der Terrororganisation Hamas ein. Außerdem erläuterte er anhand von Beispielen, wie verschiedene Gruppen die Echtheit der Beweise für die Gräueltaten gegen Frauen anzweifeln. Auch der bewusste und geplante Einsatz sexualisierter Gewalt als Waffe werde in Zweifel gezogen. Im Anschluss an die Vorstellung tauschten sich Publikum und Vertreter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft aus. Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Film eine größere Aufmerksamkeit verdient.
Protest vor dem Abaton-Kino gegen Film über Hamas-Verbrechen
„Screams before Silence“ thematisiert sexuelle Übergriffe, die im Rahmen des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen starben und Hunderte Menschen verschleppt wurden, begangen wurden. Eine pro-palästinensische Studentengruppe hat im Vorfeld der Vorführung ein Statement veröffentlicht, dass das Abaton als „Schauplatz israelischer Kriegspropaganda“ betitelt. Erst im Oktober hatte eine Protestaktion an der Hochschule für Bildende Künste (HFBK) für Aufsehen und für Diskussionen im Umgang mit Antisemitismus gesorgt.
Auf Instagram postete das Programmkino am Mittwoch ein Gegenstatement, weil man sich zuvor „auf Social Media und per E-Mail Anfeindungen ausgesetzt“ sah. „Opfer haben das Recht, über ihre traumatischen Erfahrungen zu berichten. Ihre Angehörigen haben das Recht, zu trauern und der Opfer zu gedenken“, heißt es dort. Das Abaton-Kino liegt im Grindel-Quartier, das bis zur Herrschaft der Nationalsozialisten ein Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg war.
Abaton-Kino zeigt Film über 7. Oktober: „Opfer haben das Recht, zu berichten“
Die Kritik der Studentengruppe richtet sich primär gegen eine im Film getätigte beziehungsweise angedeutete Aussage, dass Massenvergewaltigung als Teil des Terrorangriffs explizit geplant gewesen war. Dafür, so der Vorwurf, würden nicht genug Beweise vorgelegt werden. „Ich weiß gar nicht, ob es das einen Unterschied macht, ob diese Vergewaltigungen geplant waren. Es ändert nichts an den grausamen Morden, die dort stattgefunden haben“, sagt nun Abaton-Chef Felix Grassmann gegenüber dem Abendblatt.
Im Abaton würden Filme zur Diskussion gestellt, um eine differenzierte Auseinandersetzung zu ermöglichen. Im Statement des Kinos heißt es zu den Vorwürfen auch: „Es gibt keine Notwendigkeit, die Leiden der einen Opfer in Zweifel zu ziehen, um die Leiden anderer Opfer anzuerkennen.“
Abaton zeigt auch „No Other Land“: Gewalt der israelischen Armee und radikaler Siedler
Die Beschreibung des Films auf der Kino-Website: „Während der Angriffe auf israelische Gemeinden am 7. Oktober, aber auch auf dem Nova Music Festival wurden Frauen und Mädchen vergewaltigt, angegriffen und verstümmelt. Der Film fängt Augenzeugenberichte von Überlebenden, Ersthelfer:innen sowie medizinischen und forensischen Expert:innen über die Hamas-Attacke im Herbst 2023 ein.“ Der Film ersetze kein Gerichtsverfahren.
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„Das hat nichts mit Kriegspropaganda zu tun, sondern mit Aufarbeitung von den unfassbar grausamen und abstoßenden Verbrechen am 7. Oktober“, so Grassmann. Um dem Anspruch der Dialogplattform gerecht zu werden, zeige man im Übrigen auch den Film „No Other Land“. Dieser thematisiere „die Gewalt der israelischen Armee und radikaler Siedler gegen die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland“.