Hamburg. Dem Orchester Pepe Lienhard gelang mit „Da Capo Udo Jürgens“ eine schöne Hommage an die Entertainer-Legende. 3000 Fans waren dabei.

„Entschuldigen sie bitte, wissen sie, wie alt Udo Jürgens jetzt ist?“, fragt eine Dame am Sonntag in der Barclays Arena eine Mitarbeiterin am Fanartikelstand. Die antwortet: „Er wäre jetzt 90, wenn er nicht vor zehn Jahren gestorben wäre.“ Die Dame ist perplex: „Udo Jürgens ist tot? Aber was ist denn das für ein Konzert heute?“ Eigentlich ist das einfach erklärt: „Da Capo Udo Jürgens“ ist eine Hommage zum zehnten Todestag und zum 90. Geburtstag der österreichischen Entertainer-Legende, live gespielt von Udos Freund Pepe Lienhard und seinem Orchester, die ihn seinerzeit 37 Jahre lang auf seinen Tourneen begleitete.

Für die Tributshow in der Barclays Arena, die am 12. April 2025 zurück nach Hamburg ins CCH kommt, wurden Audio- und Videospuren seiner letzten Tour 2014 restauriert und isoliert, sodass das Orchester Pepe Lienhard in der Barclays Arena den auf der Leinwand gezeigten Udo Jürgens nach einer Ouvertüre mit einem kurzen Hit-Medley von „17 Jahr, blondes Haar“ bis „Griechischer Wein“ live begleiten kann.

Konzert Da Capo Udo Jürgens
Bandleader Pepe Lienhard (rechts) erzählt Moderator Tobias Licht Anekdoten aus 37 Jahren an der Seite von Udo Jürgens. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Da Capo Udo Jürgens“: Am Anfang ist das Konzept irritierend

Als Jürgens bei „Hautnah“ und „Alles aus Liebe“ auf der Leinwand erscheint, ist das zuerst irritierend für die 3000 Fans in der Arena. Denn hinter ihm sieht man teilweise ganz andere oder deutlich jüngere Bandmitglieder als eigentlich auf der Bühne stehen. Und auf eben dieser Bühne fehlt natürlich Udo Jürgens am Flügel. Schon schräg. Auch ist der Gesang gegenüber dem Orchester etwas zu laut ausgesteuert.

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Aber nach einigen Minuten und der Begrüßung durch Moderator Tobias Licht, der 2016 in der Tourversion des Musicals „Ich war noch niemals in New York“ mitspielte, beginnt das Konzept aufzugehen. Denn die Show ist nicht nur eine Verneigung vor Jürgens, sondern würdigt auch seinen Bandleader, Saxofonisten und Querflötisten Pepe Lienhard und sein Ensemble, die mit Anekdoten zwischen den Liedern und vielen Soli zehn Jahre zurückreisen. Auch Udos damalige Duett-Partnerin Dorothea Loreen kommt bei „I Can, I Will“ und dem New-York-Medley auf die Bühne, Tobias Licht hingegen singt das Trio „Alles, was gut tut“, „Anuschka“, „17 Jahr, blondes Haar“ und später „Schenk mir einen Traum“.

Konzert Da Capo Udo Jürgens
„I Can, I Will“: US-Sängerin Dorothea Loreen war viele Jahre lang Duett-Partnerin von Udo Jürgens und auch Gaststar bei „Da Capo Udo Jürgens“. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Udo Jürgens: Seine Präsenz ist auch als Videoprojektion unglaublich

Obwohl er nur als Video mit dabei ist, ist die unglaubliche Präsenz, die Ausstrahlung und die Dynamik des damals 80 Jahre alten Udo Jürgens auch zehn Jahre nach seinem Tod geradezu einschüchternd beeindruckend. Da berührt das in seinem Nachlass als Demo entdeckte und dieses Jahr veröffentlichte „Als ich fortging“ umso mehr. Als wäre er erst gestern abgetreten, „Tausend Jahre sind ein Tag“.

Fast zweieinhalb Stunden umfasst das „Da Capo“-Programm, natürlich mit allen Hits, mit „Mercie, Chérie“, „Aber bitte mit Sahne“ und „Mit 66 Jahren“, bei denen das Publikum endlich der Aufforderung nachkommt, aufzustehen. Am Ende gibt es natürlich – ohne Orchester – Udo im Bademantel als Zugabe. „Vielen Dank für die Blumen“.

Konzert Da Capo Udo Jürgens
Unvergessen: Udo Jürgens starb am 21. Dezember 2014 im Alter von 80 Jahren. Sein letztes Konzert in Hamburg gab er drei Wochen vor seinem Tod am 29. November 2014 in der Barclays Arena, die damals noch O2 World hieß. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Pepe Lienhard und Orchester gelingt eine stimmungsvolle Würdigung

Was bleibt? Die Gewissheit, dass Udo Jürgens Musik unsterblich ist, hatte man schon vorher. Und niemand wird seinen Auftritten authentischer nahekommen als der charmante Schweizer Pepe Lienhard, bei dem sich Jürgens am Abend vor seinem Tod nach einem Essen mit einer Umarmung für 37 Jahre Freundschaft und eine klasse Band bedankte.

Als Tributshow macht „Da Capo Udo Jürgens“ daher alles richtig, eine stimmungsvolle Würdigung. Aber wer den Tod von Udo Jürgens aus welchen Gründen auch immer verpasst hat, wird trotzdem traurig nach Hause gehen. Denn die Blumen, die am Ende von Fans auf den Bühnenrand gelegt werden, nimmt niemand mehr entgegen.

„Da Capo Udo Jürgens“ Sa 12.4.2025, 19.30, CCH Saal 1, Karten ab 59,90 im Vorverkauf

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