Hamburg. Das Orchester und Dirigent Tugan Sokhiev spielten drei populäre russische Werke mit Elbphilharmonie-Residenzkünstler Alexandre Kantorow.

Als Aperitif ein Tänzchen von Tschaikowsky, gefolgt von den mörderischen (Klavier/Orchester-)Paganini-Variationen von Rachmaninow und zum Abschluss eine musikalische Reise durch Tausendundeine Nacht mit Rimski-Korsakows „Scheherazade“: Drei populäre russische Werke hatten die Münchner Philharmoniker und ihr russischer Dirigent Tugan Sokhiev beim Auftakt zu ihrem zweitägigen Elbphilharmonie-Gastspiel im Gepäck. Mit dabei als Solist bei Rachmaninow war der Elbphilharmonie-Residenzkünstler dieser Saison, der Franzose Alexandre Kantorow.

Federnd und doch manchmal ziemlich wuchtig ließ Sokhiev die Polonaise-Rhythmen aus Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“ durch den Saal hallen. Da wurde ordentlich aufgetrumpft. Filigraner trotz halsbrecherischer Klavierakrobatik ging es glücklicherweise in Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini zu. Mit welcher Leichtigkeit und ohne jede Mühe Pianist Alexandre Kantorow seinen Part servierte, und trotz schwerer Oktav- und Akkordkaskaden, rasender Läufe und mehr mit Poesie und Eleganz spielte, das verrät einen Könner. Aber einen ohne eitle Mätzchen, der die vielen Dialoge mit den (Horn-/Fagott- und anderen) Orchester-Solisten gemeinsam sensibel gestaltete und zeigte, dass Rachmaninows Rhapsodie mehr ist als pianistischer Zauber.

Münchner Philharmoniker und ein Russe in der Elbphilharmonie: Mehr als virtuoser Zauber

Rhapsodisch, erzählerisch kommt auch Rimski-Korsakows sinfonische Suite „Scheherazade“ daher. Die Solovioline (ausdrucksstark: Naoka Aoki) stellt Scheherazade, die Geschichten erzählende Tochter des Wesirs dar. Sie leitet mit girlanden-/arabeskenartigen Soli einige Episoden aus 1001 Nacht ein. Da wird getanzt, gekämpft und durch wilde See gefahren. Immer wieder meldet sich mit mächtigen Basstönen der grimmige, von der Ehe frustrierte Sultan zu Wort, der am Ende dem Zauber der Erzählerin erliegt. Ein „Märchen“ an schillernden Orchesterfarben hat sich Rimski-Korsakow einfallen lassen.

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Tugan Sokhiev mischte sie gekonnt wie ein Magier, ließ die Orchester-Soli leuchten, betonte immer stark den erzählerischen Charakter der Musik, feilte bei recht bedächtigen Tempi an Details und nahm dabei auch einige Spannungslöcher in Kauf. Doch zum großen Finale spitzte er die Dramatik zwingend zu. Am Ende wurden der Dirigent und sein brillantes Orchester gefeiert, inklusive einer furiosen Zugabe. Übrigens: Das Konzert ist auch als Stream in der Elbphilharmonie-Mediathek verfügbar.

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