Hamburg. Ein mal klirrend kaltes, mal heiß vibrierendes Serien-Remake des Filmklassikers: Eddie Redmayne glänzt immer, Burghart Klaußner kurz.

Deutsch kann er eigentlich gar nicht, hat der englische Oscar-Gewinner Eddie Redmayne („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) zuletzt klargestellt. Wäre man nicht drauf gekommen. Im vor Kälte vibrierenden (immer dann, wenn Redmayne seelenruhig abdrückt), zehnteiligen Sky-Remake des Klassikers „The Day of the Jackal“ ist Redmayne in der Titelrolle des Schakals, des Profikillers polyglott unterwegs. Englisch, klar, Spanisch, Französisch und eben Deutsch, you name it. Man hat selten einen Briten auf der Leinwand bestaunen können, der so akzentfrei Sätze wie „Keiner sagt einem etwas an diesem verdammten Ort“ aufsagen kann.

Als einzelgängerischer Meister des Todes brilliert Redmayne in dieser seriellen Erzählung, die in knapp neun Stunden das tut, was der Kinofilm von 1973, was auch die Romanvorlage von Frederick Forsyth so nicht vorhatte: auch den Schakal und seinen persönlichen Hintergrund bisweilen in den Mittelpunkt zu rücken. Im Original ist sein ultimatives Anschlagsziel der französische Staatspräsident, in der Neuversion ist es nun der reichste Mann der Welt, ein Unternehmer (Khalid Abdalla, „The Crown“), der die totale finanzielle Transparenz und ökonomische Gerechtigkeit will. Solche Männer haben Feinde, die vor Mord nicht zurückschrecken.

Neue Serie auf Sky: „The Day of the Jackal“ – auch die Agentin ist skrupellos

Der britische Geheimdienst ist dem Killer, dem wandlungsfähigen Verkleidungskünstler, in dieser High-End-Serie (Showrunner: Ronan Bennett, „Top Boy“) bei seinem vermutlich letzten irre gut (20 Millionen Dollar!) bezahlten Job bald dicht auf den Fersen. In Person der absolut ruchlosen Agentin Bianca (Lashana Lynch), die ihn über den Kontinent hinweg verfolgt. „Day of the Jackal“ ist ein europäisches Action-Spektakel mit vielen Szenenwechseln.

Sky Original Serie
Lashana Lynch spielt in „The Day of the Jackal“ die über Leichen gehende Verbrecherjägerin Bianca. © Marcell Piti | Marcell Piti/SKY/Carnival

Und bis in die kleinen Rollen bestens besetzt. Weil der Killer der Profession nach nun mal killt, ist etwa Burghart Klaußner, den man zuletzt in einer internationalen Produktion 2017 in „The Crown“ sah, in nur einer Szene zu sehen. Es ist die, in der er dran glauben muss; erledigt wird er von einem Präzisionsschuss aus großer Distanz. Das kann so nur der Schakal.

Neue Serie „Day of the Jackal“ auf Sky: Das bizarre Vergnügen an der Präzision des Tötens

Der erzählerische „Schakal“-Pakt mit dem Zuschauer kommt in dieser bereits in den ersten fünf Folgen in einem weiten Bogen dargereichten Serie besser denn je zur Geltung: Es kann leicht passieren, dass man mit diesem todbringenden Spezialisten bangt, der mit verschiedenen Pässen unterwegs ist und quasi keine Spuren hinterlässt. Das bizarre Vergnügen an der Perfektion des Mörders durfte die Streaminggemeinde zuletzt bei Michael Fassbender in David Finchers „Der Killer“ empfinden.

Mehr zum Thema

Dass es sich mit der Perfektion bald hat, ist die Grundvoraussetzung des Duells zwischen dem Verbrecher und der Verbrecherjägerin, die auf ihre Weise keinerlei Grenzen kennt. Der Schakal macht Fehler, er mordet dort, wo er gar nicht morden sollte – und er hat Ärger an der Heimatfront, wo ihm seine Frau (Úrsula Corberó) auf die Schliche kommt. Inszeniert ist „The Day of the Jackal“ also als Endspiel eines einsamen Handelsreisenden im Auftrag des Todes, der sich selbst aus dem Spiel nehmen will.

Brauchte es diesen modernen Wiederaufguss des alten Stoffes? Klar – wer insgesamt auf einen Spitzen-Cast, unter anderem mit Richard Dormer als Waffenbau-Genie Norman, setzen kann und einen superben Eddie Redmayne als umfänglich überzeugendes Hollywood-Zugpferd in der Hauptrolle, der darf auch die Literatur- und Filmgeschichte plündern. Die Musikauswahl dieser stylishen Serie, die es mit der Coolness eines beliebigen Bond-Streifens aufnehmen kann, ist ziemlich gut, übrigens: Radiohead ist mehr als einmal zu hören, und besonders der Song „Everything In Its Right Place“ geht als faule Hymne des alles exakt planenden, makellosen Auftragsmörders durch, dessen Existenz neben der Profession eine einzige Lüge ist.

„Day of the Jackal“ läuft ab dem 7. November auf Sky/Wow.

Sternstunde oder Reinfall? Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Konzerte, Theatervorstellungen, Choreografien, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!