Hamburg. Schauspielerin Anna Loos begibt sich in ihrem neuen Film auf die Suche nach der Wahrheit, als sie die Spur in ihre eigene Vergangenheit führt.
Ein nächtlicher Tankstellenbesuch am Billhorner Röhrendamm in Hamburg-Rothenburgsort endet im Blutbad. Mittendrin einer der Großinvestoren, Mosterei- und Apfelhofbesitzer im Alten Land, Toni Vizzante (Peter Benedict). Der Sizilianer reagiert geistesgegenwärtig und tötet einen seiner Angreifer, dann erschießt seine Tochter einen zweiten. Der Anschlag auf ihn kann damit gerade noch verhindert werden – doch das große Nachspiel steht noch aus.
Denn plötzlich geht es um mehr als sein bislang gut laufendes Geschäft. Es geht um ein handfestes Familiendrama mit belogenen Töchtern, wackelnden Machtverhältnissen und einem mafiösen Erbe. Im Mittelpunkt: Schauspielerin Anna Loos als LKA-Ermittlerin in ihrem neuen Fall „Helen Dorn – der deutsche Sizilianer“.
ZDF-Film „Helen Dorn – der deutsche Sizilianer“ bringt Hamburg ins TV
Dass es stilistischen Mehrwert hat, die Hamburger Elbphilharmonie als Kulisse zu nehmen, zeigte zuletzt die ARD-Produktion „Informant“. Drei Nächte lang wurde das Konzerthaus zum Filmset. Beim neuen „Helen Dorn“-Film mussten Drohnenaufnahmen reichen – davon gibt es allerdings einige.
Darüber hinaus wurde auf den Greenscreen verzichtet. Stattdessen fanden die Dreharbeiten direkt vor Ort statt. Und so kommt es, dass mal der Sportboothafen Dove-Elbe, das Elbufer, der Yachthafen am Steendiekkanal Finkenwerder oder das Zollamt zu sehen sind.
Mit der Elbphilharmonie und dem Hafen in der Ferne wirkt das Geschehen gleich ein bisschen wichtiger. Dabei dauert es nicht lange, ehe das Publikum versteht, dass das vermeintlich Böse vielleicht auch eine gute Seite hat. Und auch sonst bedarf es nicht viel eigenen Detektivgespürs, um die Fäden zu verknüpfen.
Anna Loos wird zu Helen Dorn und muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen
Wieder einmal ist es LKA-Ermittlerin Helen Dorn, die sich des Falles annimmt. Anna Loos spielt in der Kriminalfilmreihe eine Frau, die ohne Mutter aufwächst, deren Vater selbst bei der Polizei gearbeitet hat und die jetzt versucht, die Tankstellen-Morde aufzuklären. Nahezu immer mürrisch dreinschauend, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und kann dabei nicht verhindern, auch in ihrer eigenen Historie wühlen zu müssen.
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Doch die Filmheldin macht es ihrem Publikum schwer, mit ihr mitzufühlen. Da helfen auch ihre wenigen emotionalen Entgleisungen nicht. Zumindest lässt sich ihre professionelle Abgebrühtheit durch Vater Richard Dorn (Ernst Stötzner, bekannt auch aus dem Schauspielhaus) erklären, der vom eigenbrötlerischen Kneipenbesitzer (die Lokalität wurde vermutlich nach dem Reeperbahn-Original „Kleine Freiheit“ benannt) zum Mann mit einem gut gehüteten Geheimnis wird.
Vorhersehbar, mit schöner Kulisse: „Helen Dorn“ auf der Suche nach einem Mörder
Spannungsgeladen wäre trotz Krimi-Genre wohl die falsche Bezeichnung. Es bleibt an vielen Stellen vorhersehbar. Und wo die Gefahr besteht, das Publikum könnte den Hinweis nicht selbst durchschauen, wird buchstäblich darauf hingewiesen. Miträtseln fällt bei dem vorgekauten Inhalt schwer.
Wer allerdings nicht eh schon Fan der Reihe ist, für den ist „Helen Dorn“ für einen Fernsehabend ohne das Angebot von Netflix und Co. allemal unterhaltsam genug. Und wer Hamburg liebt und sich daran erfreut, bekannte Orte im TV wiederzuerkennen, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten.
„Helen Dorn – der deutsche Sizilianer“ am 30. November um 20.15 Uhr im ZDF und ab Sonnabend, 23. November, in der ZDF-Mediathek abrufbar.
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