Hamburg. Die einst als Teenie-Popband gestarteten US-Boys begeisterten bei ihrer Hamburg-Premiere 10.000 Fans mit enorm viel Musik fürs Geld.
Die Carpenters, die Kellys, die Hansons: Wenn Familienbande zur Band werden, wird ein Fest draus. So wie bei den Jonas Brothers, die am Mittwoch in der Barclays Arena auftreten, und so auch knapp 10.000 Fans nach langer, langer Zeit erlösen: Endlich sind sie da.
Ihre größten Erfolge feiern die aus Wyckoff, New Jersey stammenden Gebrüder Joe, Nick und Kevin Jonas bereits zwischen 2007 und 2013 als Jugendzimmer-Posterstars, die nicht nur mit den Songs ihrer Alben „Jonas Brothers“, „A Little Bit Longer“ und „Lines, Vines And Trying Times“ in den USA Edelmetalle anhäufen, sondern auch mit Auftritten im Disney-Channel-Universum von „Hannah Montana“ bis „Camp Rock“ maximale Reichweite einheimsen. 2013 gerät das Trio aber in Streit um die zukünftige musikalische Ausrichtung und löst sich zwei Tage vor Tourstart für sechs Jahre auf.
Jonas Brothers: Wie viele Lieder passen in 140 Minuten?
2019 raufen sich die Brüder zwar wieder zusammen, aber es soll bis 2024 und dann auch noch eine mehrmonatige Verschiebung dauern, bis sie in der Hansestadt zu erleben sind. Abgesehen von einem Auftritt auf dem „Nivea Blue Ship“-Kreuzfahrtschiff 2011 zum 100. Geburtstag der Creme-Marke (die sich auch noch Rihanna für die Sause gönnte) ist die Show in der Barclays Arena die Hamburg-Premiere.
Aber das Warten hat sich gelohnt, denn Kevin, Nick und Joe hauen an diesem „Five Albums. One Night.“-Abend einen raus. Begleitet von einer zehnköpfigen Band machen sich die drei, auf einer in den Saal ragenden Y-Rampe stehend, keine großen Gedanken um eine Setlist. Sie spielen einfach nahezu alles, was von den Jungs seit 2007 erschienen ist. Nur das gefloppte Debütalbum „It’s About Time“ von 2006 wird komplett ignoriert. In diverse Blöcke und Medleys inklusive Nebenprojekte, Instrumentals und Coverversionen wie „Don‘t Dream It‘s Over“ von Crowded House aufgeteilt, präsentieren die Jonas Brothers (wenn richtig gezählt wurde) in 140 Minuten 56 Lieder. Das muss der einsame Rekord für Konzerte in der Barclays Arena sein.
Jonas Brothers in Hamburg: kreuzbraver Disney-Channel-Rockpop
Ein unglaubliches Pensum. Als Sicherheitsnetz laufen die Songtexte an den Enden der Rampen auf Telepromptern mit, aber die Brüder schauen eigentlich nie auf die Monitore. Und dafür, dass sie einst als Teenie-Phänomen begannen, kann an ihrer Musikalität nicht gezweifelt werden. Von „Celebrate!“ und „S.O.S.“ über „That‘s Just The Way We Roll“ bis „Sucker“ und „Leave Before You Love Me“ errichten sie mit ihrer Band mit bis zu fünf Gitarren eine Wall of Sound, die für Arena-Verhältnisse (je nach Sitz- oder Stehplatz) trotzdem recht gut abgestimmt klingt.
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Die Lieder der Jonas Brothers sind vielleicht nicht die große Sensation, eher kreuzbraver Disney-Channel-Rockpop irgendwo zwischen Maroon 5 und Bryan Adams. Die in den frühen Jahren plakativ verkündete Keuschheit der Jungs nimmt man ihnen ab. Aber sie sind dennoch mehr als eine Boygroup mit Instrumenten, auch wenn ihre mitgealterten Fans immer noch selbst gemalte Plakate hochhalten und jeden Song, jede Geste begeistert bekreischen. Es sind wohl mehr Lieder im Programm als Männer im Saal.
Am Ende, als sich die Band ohne die Jonas Brothers mit einem letzten Medley verabschiedet, kann man nur den Hut ziehen vor so viel Musik für das Eintrittsgeld. Tolle Stimmung, überflüssige Sitze, gute Pop-Unterhaltung. Die Jonas Brothers sollten sich für den nächsten Hamburg-Besuch nicht wieder so viel Zeit lassen.
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