Hamburg. Dresdner Disco-House-Produzent lässt 5000 Fans in der Sporthalle feiern. Das hat allerdings auch seinen Preis. Altersschnitt überrascht.
Donnerstag ist Feiertag. Das heißt für viele Hamburger am Mittwoch: Zeit, um tanzen zu gehen. Gleich 5000 Feierwütige füllen am Abend die Sporthalle beim Auftritt des Dresdner Produzenten und DJs Tino Piontek alias Purple Disco Machine. Seit seinem Durchbruch vor vier Jahren mit der Kollaboration „Hypnotized“ mit der britischen Band Sophie And The The Giants hat der bereits seit beinahe 30 Jahren aktive Remixer einen fantastischen Lauf, die Sporthalle ist eine Station seiner ersten großen Live-Tournee.
Aktuelle Pop-Kritiken
- Linkin Park in Hamburg: Emily singt im DFB-Trikot – und macht Chester Bennington (fast) vergessen
- Lea in Hamburg: Intimer Treppenhaus-Tratsch in der Sporthalle
- Faber in der Inselpark Arena: Nie wieder Kokain, nie wieder der Sänger!
Und so verwandelt sich die altgediente Halle für Leibesübungen in eine Großraumdisco inklusive Discokugel, die leider nicht über dem Publikum, sprich dem Dancefloor hängt, sondern über der von einigen Lichtpylonen bunt illuminierten Bühne.
Party in der Sporthalle mit zahllosen remixten Disco- und Pop-Klassikern
Disco ist auch musikalisch das Stichwort. In schneller Folge und wortlos reiht Piontek am Pult neben eigenen Tracks zahllose Remixe von ineinander verwobenen Disco- und 80er-Pop-Klassikern (das Purple im Künstlernamen steht für „Purple Rain“ von Prince) aneinander, die mit House- und Electrobeats zurechtgestampft werden.
Von „Devil In Me“ über „On My Mind“ (Diplo & Sidepiece) und „Bad Company“ mit einem Schuss „Axel F“ (Harold Faltermeyer) bis zu „Dopamine“ geht der Reigen. Natürlich darf auch seine Bearbeitung von Lizzos „About Damn Time“ nicht fehlen, mit der er 2023 einen Grammy gewann. Das Tempo ist zackig, Pausen gibt es keine, der Beat, der Beat, der Beat geht los, das Licht gleißt.
Purple Disco Machine: Der Altersschnitt im Saal ist überraschend hoch
Dafür, dass Purple Disco Machine erst seit einigen Jahren im Mainstream präsent ist, ist der Altersschnitt im Saal mit geschätzten 35 doch recht hoch, aber die Meute hat die Songdevise „Another Night, Another Rave“ verinnerlicht und freut sich über das Retro-Lieder-Zitateraten von Sugarhill Gang, Snap!, The Human League, Technotronic, Apollo 440 oder Madonna. Und damit auch auf der Bühne etwas Bewegung um Purple Disco Machine herrscht, stoßen immer mal wieder Sängerinnen und Sänger, Keyboarder, Schlagzeuger und ein vierköpfiges Tanzensemble dazu.
Das macht besonders beim Disco-Oldie „Fiúnkytown“ oder beim Hit „Hypnotized“ Spaß, aber am Ende des 110 Minuten langen Abends stellt man doch fest, auf einem DJ-Set zu sein, aufgeblasen auf Sporthallengröße. In einem Club wäre das besser aufgehoben, und vielleicht auch billiger. 58,45 Euro im Vorverkauf sind schon ein ganz schön heftiger Preis für eine Party.