Hamburg. Von irischer Folklore über Barockmusik großer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts: Hope lieferte ab und ganz nebenbei auch Privates aus seinem Leben.

Daniel Hope ist zwar gebürtiger Südafrikaner, seine Familie aber hat irische Wurzeln, die in seinem Wesen und seinem musikalischen Denken bis heute lebendig sind. Gut zwei Monate nach dem Erscheinen seines neuen Albums „Irish Roots“ bei der Deutschen Grammophon war er am Montag mit einem aufregend vielseitigen Programm in Begleitung des aus echten Individualisten bestehenden AIR Ensembles in der Elbphilharmonie zu Gast.

Viel wusste er zu erzählen von der dramatischen irischen Geschichte und auch der Odyssee seiner Familie, die durch die Emigration seines Urgroßvaters Daniel McKenna nach Südafrika von einem Land zum nächsten gezogen war und irgendwann wieder eine irische Staatsbürgerschaft beantragte. Von traditioneller irischer Folklore über Barockmusik großer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, die Irland und vor allem Dublin in ihrer Zeit besucht hatten, reichte das Repertoire von Hopes Konzert.

Und es war verblüffend, wie die in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftler Olivier Fourés entstandenen Arrangements barocker Werke an diesem Abend in der gleichen Besetzung wie die irischen Traditionals von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert mit Cembalo, zwei Violinen, Barockgitarre, keltischer Harfe und Schlagwerk erklangen und viele Gemeinsamkeiten offenlegten.

Elbphilharmonie Hamburg: Daniel Hope begeistert mit dem AIR Ensemble

Schon der Beginn, als der italienische Harfenist Nicola Mosca von der linken und der aus Leipzig stammende Schlagzeuger Michael Metzler, in diesem Fall Flöte blasend, von der rechten Seiten der Ebene 12 zum abgedunkelten Podium hinabschritten, war stimmungsvoll.

Auf dem Podium selbst waren 16 Leuchtstäbe verteilt, die das AIR Ensemble umrahmten und mal blau wie das Irland umgebende Wasser und dann in den Farben der irischen Flagge Grün, Weiß und Orange den großen Saal illuminierten. Bei den traditionellen irischen Volkshits „Cooley’s“, „Fair And Forty“ oder „Patsy Jouhey’s“ beschränkte sich das Ensemble nicht auf das Spielen von Streich- und Tasteninstrumenten, Maultrommel oder Tamburin allein, sondern pfiff oder ließ auch die Sohlen und Hacken des Schuhwerks laut knallend die Rhythmen begleiten.

Überraschung beim Hope-Konzert in Hamburg – Geiger lässt Publikum an seinem Leben teilhaben

Der begnadete Moderator Daniel Hope erzählte mit viel Witz und Wissen von den Irlandreisen des barocken Cembalo-Stars Domenico Scarlatti und spielte mit dem AIR Ensemble auch gleich zwei kleine Vorspiele, die der 1690 geborene Ire Thomas Roseingrave dem Meister gewidmet hatte.

Ein Höhepunkt war aber auch der inszenierte Wettstreit zwischen ihm und dem Geiger Simon Papanas, mit dem er, übertragen auf zwei Violinisten, an die Begegnung Scarlattis und Händels als Cembalo-Kontrahenten in Irland im Jahre 1741 erinnern wollte. Ganz beiläufig erfuhr das Publikum, dass der in rasendem Tempo Scarlattis Cembalosonate h-Moll K 27 spielende Papanas einen doppelten akademischen Grad in Mathematik an der Yale University hat und außerdem das Thessaloniki Symphony Orchestra in Griechenland als Chefdirigent leitet.

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Von Vivaldi, der in Irland ebenfalls tiefe Spuren hinterlassen hatte, spielten er und Hope später ein aus drei ganz unterschiedlichen Werken des Meisters zusammengewürfeltes Doppelkonzert. Und mit dem 350 Jahre alten Liebeslied „Codlagh an Óighir“ gab es am Ende dann auch noch eine Melodie, die ein jeder im Ohr hat und sofort mit Irland und seiner einzigartigen Musik in Verbindung bringen musste.