Hamburg. Fabrik der Künste zeigt mit Motiven bekannter Fotografen Autogeschichte, in der Sporthalle regiert Electro-Pop, dazu zwei runde Jubiläen.
Das Haus für Kunst und Kultur in Hamm zelebriert in einer neuen Ausstellung die Liebe zum Automobil mit Bildern von Star-Fotografen wie F.C. Gundlach und Bob Lebeck, in der Sporthalle Hamburg herrscht Grossstadtgeflüster aus Berlin, auf St. Pauli und in St. Georg feiern Annett Louisan und Michael Krebs unabhängig voneinander jeweils 20. Jubiläum. In der Arena wird Mutter Erde „Live in Concert“ gehuldigt. An der Mundsburg lesen Schauspieler Texte von Hamburgs Publizistik-Legende Peggy Parnass. Und in Eppendorf gibt es sowohl Chormusik als auch junge Kunst zu entdecken. Was für eine schöne Woche.
Kultur-Tipps Hamburg: In Hamm mal richtig auf historische Autos abfahren
Die autogerechte Stadt der 1960er- und frühen 70er-Jahre, sie ist auch in Hamburg längst passé. Die Automobilgeschichte – von den Anfängen bis zur Gegenwart – lässt sich jedoch in der Fabrik der Künste sehr anschaulich nachvollziehen. Bis Ende Oktober zeigt das Haus für Kunst und Kultur in Hamm eine umfangreiche Fotoausstellung zum Thema. Werke renommierter Fotografen wie F.C. Gundlach, Robert Lebeck, Kurt Will (beide „Stern“), Günther Krüger (Abendblatt) und Inge Morat zeugen von den verschiedenen Epochen und Facetten des Automobils. Etwa von der Entwicklung des VW Käfers, vom Siegeszug des Porsche bis hin zur Hochzeit von Filmstar Grace Kelly im Rolls-Royce. Die mehr als 150 Fotografien aus mehr als 70 Jahren dokumentieren auch das Wirtschaftswunder mit dem Auto als Statussymbol und den Spaß am unbeschwerten Fahren, angereichert mit unkonventionellen Pressebildern aus England. Hin nach Hamm kommt man gut mit dem Bus. str
„Das Auto. Eine Liebesgeschichte“ Vernissage Do 26.9., 19.00, bis 27.10., Mi–Fr 14.00–18.00, Sa/So 12.00–19.00, Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 12, Eintritt 5,- (Mi frei, für Kinder/Jugendliche unter 18 J. immer frei); www.fabrikderkuenste.de
Lesen und lesen lassen zu Ehren von und mit Peggy Parnass
Kämpferisch, streitbar, auch mal unbequem, in jedem Fall besonders, das ist Peggy Parnass (96). Die weit über ihren Stadtteil St. Georg hinaus populäre Hamburger Autorin, Schauspielerin und Ikone des Feminismus ist bis heute ein Fixpunkt des hanseatischen Kulturlebens. An diesem Sonntag, 22. September, lesen in einer Matinee im Ernst Deutsch Theater bekannte Bühnenschaffende aus Texten der Publizistik-Legende jüdischer Herkunft. Das sind in ihrem Beisein etwa Burghart Klaußner, Michael Batz, Isabella Vértes-Schütter und Ruth Marie Kröger. Kultursenator Carsten Brosda und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (beide SPD) sprechen Grußworte. str
„Peggy Parnass – Grenzen akzeptier‘ ich nicht“ So 22.9., 11.00, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 15,- (erm. 7,50) unter T. 040/22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de
Fünf Abende für „20 Jahre Bohème“ mit Annett Louisan im St. Pauli Theater
„Ich bin Annett. Klein, blond, lustig. Ruf mich an, wenn du eine Sängerin brauchst“, stand auf einem Zettel, den der Pop-Produzent Frank Ramond vor 20 Jahren zugesteckt bekam. Und aus diesem Zettel wurde Gold, viel Gold, als am 25. Oktober 2004 Annett Louisans Debütalbum „Bohème“ veröffentlicht wurde. Zart gehauchte Liebes- und Liebeskrisenlieder inklusive Hit-Single („Das Spiel“) starteten eine beachtliche Karriere für die Wahlhamburgerin. Neun Alben später blickte sie im März dieses Jahres in der Elbphilharmonie zurück auf ihre Anfänge, und das um viele Erfahrungen, Erfolge und Rückschläge reicher, was nicht nur den alten Liedern neue Perspektiven verleiht. Und weil es so schön war, präsentiert Louisan das Programm noch mal an fünf Abenden vom 25. bis zum 29. September im St. Pauli Theater. Dort will sie nur spielen. tl
Annett Louisan Mi 25.–Sa 28.9., jew. 19.30, So 29.9., 18.30, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29–30, Restkarten ab 49,90 im Vorverkauf, 28.9. ausverkauft; www.st-pauli-theater.de
Verlegt: Electro-Pop mit großer Berliner Schnauze in der Sporthalle
Manchmal braucht es einfach den Soundtrack für „Ihr könnt mich alle mal“-Laune oder wenn man einfach mal Prinzessin sein will: „Ich will jetzt mein Diadem!“ Und genau dafür steht das Berliner Trio Grossstadtgeflüster mit Sängerin Jen Bender bereit. Die haben neben feisten Electro-Pop-Beats eine wirklich große Berliner Schnauze, sind lyrisch so sauber wie Sockenfussel zwischen den Zehen, jedoch auch wirklich unterhaltsam. „Bis einer heult!!!“ (2008) ist nicht nur einer der Albumtitel der drei, sondern wäre auch die Ansage für das Konzert am 25. September in der Sporthalle. Das wurde aber kurzfristig auf 30. November verschoben. tl
Grossstadtgeflüster verlegt von Mi 25.9. auf Sa 30.11., 20.00, Sporthalle Hamburg (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 44,35 im Vorverkauf; www.grossstadtgefluester.de
Chormusik zur Nacht der Kirchen in Eppendorf
Mit der Nacht der Chöre in St. Johannis Eppendorf verhält es sich ein wenig wie mit einer Matrjoschka-Puppe: Sie steckt gewissermaßen in der Nacht der Kirchen mit drin, die an diesem Sonnabend (21.9.) in ganz Hamburg gefeiert wird. Ab 18 Uhr finden stündlich Kurzkonzerte statt; die Werkauswahl reicht von dem Renaissance-Komponisten Palestrina über die Romantiker Schumann und Bruckner bis zu den Neutönern Clytus Gottwald und Kaj Chydenius. Zu hören sind die Kantorei St. Johannis Eppendorf und der Monteverdi-Chor Hamburg sowie die Ensembles Stimmwerk Hamburg und collegium vocale Stuttgart. Zum Abschluss bringt Hausherr Rainer Thomsen alle vier Chöre zu einem musikalischen Nachtgebet zusammen. vfz
Nacht der Chöre Sa 21.9., ab 18.00, St. Johannis Eppendorf (U Kellinghusenstraße), Ludolfstraße 66, Eintritt frei; www.ndkh.de/kirchen
20. Jubiläum eines ausgezeichneten Kleinkunst-Rock-‘n‘-Rollers
Als er noch am Klavier im Hotel Steigenberger sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater finanzierte, bekam Michael Krebs oft den Spruch „Geht’s auch leiser?“ zu hören. Bis der „entwurzelte Schwabe“ als fertiger Jazzpianist derlei Erlebnisse verarbeitete – auf süffisant-ironische Weise. In 16 Hamburger Jahren hat Krebs, als Musikkabarettist zweiter Sieger beim ersten Hamburger Comedy-Pokal, in der Stadt reichlich Spuren hinterlassen. Ob im Goldbekhaus, in der Motte, im Schmidt Theater oder im Polittbüro. In St. Georg hatte Krebs 2004 mit seinem Programm „Vom Wunderkind zum Spätentwickler“ Solopremiere. Genau dorthin, ins heutige Centralkomitee, kehrt der Wahlberliner am 26. September zurück, um 20. Bühnenjubiläum zu feiern. Da dürfen sich alte und neue Fans des Kleinkunst-Rock-’n’-Rollers und Heavy-Metal-Fans, auch schon als Support von Alligatoah unterwegs, ebenso auf Klassiker wie „Meine Freundin sollte von Apple sein“ oder „Das Mädchen von der Jungen Union“ freuen. Lang lebe solch ein frisch-frecher Liedermacher. str
Michael Krebs: „Da muss mehr kommen“ Do 26.9., 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten 24,10; www.centralkomitee.de
Mutter Erde mit Livemusik in der Arena erleben
Schon seit einigen Jahren bringen die BBC Studios und der Konzertveranstalter FKP Scorpio Besuchern von Multifunktionsarenen die Schönheit und Faszination der Mutter Erde nahe. Nach den erfolgreichen „Live in Concert“-Tourneen mit „Unser Blauer Planet II“ und „Planet Erde II“ zeigt die neue Produktion „Planet Erde III – Live in Concert“ nun spektakuläres Material aus der neuen Fernsehserie. Die großartigsten Szenen der Dokumentation werden auf eine LED-Wand projiziert – live begleitet vom The City Of Prague Philharmonic Orchestra mit Musik des Oscar-Preisträgers Hans Zimmer. Anstelle des zuvor bei diesem Format aktiven Dirk Steffens (früher ZDF, jetzt RTL) moderiert in der Barclays Arena nun Uli Kunz, im Zweiten ebenfalls Steffens‘ Nachfolger der Reihe „Terra X“. str
„Planet Erde III – Live in Concert“ Do 26.9., 20.00 Barclays Arena (S Stelligen + Bus-Shuttle), Hellgrundweg 44–50, Karten zu 59,90 bis 89,90; www.planet-erde-live.de
Ein neuer Ausstellungsort für junge Kunst mitten in Eppendorf
Kunst für alle zugänglich und erlebbar zu machen ist das Motto von Lucia Kaufmann. Die Galeristin hat sich 2023 mit ihrer Galerie Hyle in der Erikastraße in Eppendorf selbstständig gemacht und will vor allem Künstlerinnen und Künstler unterstützen und zeigen, die auf dem Karrieresprung sind. In ihren Räumen können sich individuelle Positionen von Kunstakademien und Hochschulen begegnen und austauschen. Aktuell ist die Ausstellung „Patchworked“ mit Arbeiten von Despoina Pagiota und Lawrence Power zu sehen (Letzteren könnten einige von Ausstellungen bei Feinkunst Krüger kennen). Außer kleineren Collage-Arbeiten steuern beide je ein großes Kunstwerk vor Ort bei: Pagiota eine Wandtapeten-Installation, Power ein raumgreifendes Patchwork-Gemälde. vfe
„Patchworked“ bis 2.11., Do/Fr 15.00–18.00, Sa 11.00–14.00 und nach Vereinbarung, Galerie Hyle (Bus 22, 25, 1114, Eppendorfer Marktplatz), Erikastraße 47, Eintritt frei; www.galeriehyle.de