Hamburg. Der Auftakt im Kleinen Saal der Elbphilharmonie hatte zahlreiche Höhepunkt zu bieten, es gab aber auch Anlass für Kritik.
Es wäre gewiss ein Anlass und eine nette Geste gewesen, wenn sich der Direktor des International Mendelssohn Festivals (IMF), Niklas Schmidt, im Eröffnungskonzert seines Festivals im Kleinen Saal der Elbphilharmonie am Mittwoch mit ein paar Worten zum zehnten Jubiläum an sein Publikum gewandt hätte. Der Cellist und Hochschulprofessor ließ aber lieber die Musik sprechen und trat als Solist von Felix Mendelssohn Bartholdys Variations concertantes D-Dur op. 17 für Cello und Klavier mit dem russischen Pianisten Stepan Simonian auf.
Schon bei der Vorstellung des schlichten Themas behauptete das Klavier seine dominante Rolle, während das Cello mit zarten Pizzicati zur Begleitung gezwungen war oder in tiefer Lage das Fundament für eine Themenvariation in höchster Lage des Klaviers zu schaffen hatte. Der faszinierende Ausdruck von Schmidts Cellospiel und -klang blieb aber ein bestimmender Faktor in der Gestaltung und es war einfach zauberhaft, wie die virtuosen Läufe im Klavier am Ende von den zarten Tupfern des Streichinstruments aufgefangen wurden und das Werk ganz leise enden ließen.
Elbphilharmonie Hamburg: Zum Festival-Auftakt Konzert im Kleinen Saal
Für die Klavierbegleitung der Violinsonate A-Dur von César Franck mit der aus Berlin stammenden Geigerin Sophia Jaffé übernahm dann der Brasilianer Fabio Witkowski den Flügel. Gedankenverloren im Klavier beginnend setzte die Geige im Allegretto ben moderato fast etwas ängstlich, mit fast zitterndem Ton und viel zu starkem Vibrato im Pianissimo ein.
Die Unruhe und einen brüchigen Klang etwa bei ausgehaltenen Tönen sollte Jaffé im ganzen Werk dann auch nicht mehr ablegen. Oft schien die Geigerin bei den wuchtigen Steigerungen in diesem Werk und erst recht im aggressiveren zweiten Satz Allegro verbissen gegen das Klavier ankämpfen zu wollen und es fehlte ihr dann wieder an Eleganz in Ton und Gestaltung, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Im Übergang zum dritten Satz hielt sie den Bogen in die Höhe und die Geige unter dem Kinn, um mit der linken Hand schnell die Notenseite umzublättern, aber der nachfolgenden Fantasia fehlte es dann auch an innerer Spannung und Leidenschaftlichkeit.
- Monteverdi-Chor: Wenig Publikum für ein bemerkenswertes Konzert
- Hamburger Camerata: Plötzlicher Abgang – Dirigent sorgt für Lacher
- Was macht der Schwarze Block im Konzertsaal?
Ganz anders war das daraufhin in Mendelssohn Bartholdys Andante und Variationen B-Dur op. 83a für Klavier zu vier Händen, für die Fabio Witkowski seine ebenso fröhlich lächelnde wie virtuos spielende Frau Gisele Witkowski mit an den Flügel bat und erst recht beim Finale mit dem Klavierquintett c-Moll op. 1 von Ernst von Dohnányi mit Fabio Witkowski und dem Fine Arts Quartet. In diesem amerikanischen Quartett ist Niklas Schmidt nämlich Cellist und brillierte in der hinreißenden Klang- und Interpretationskunst dieses Ausnahmeensembles mit seinen Kollegen.