Hamburg. Der Konzertclub feiert seinen 50. Geburtstag. Hier traten Bands auf, bevor sie zu Weltstars wurden. Auch davon erzählt ein Jubiläumsbuch.

Wer an legendäre Hamburger Clubs denkt, dem fällt vermutlich erst mal das Onkel Pö ein. Oder der Star Club. Läden, die es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, deren Mythos aber ungebrochen ist. Ein Livemusik-Club jedoch ist auch nach 50 wechselhaften Jahren immer noch quicklebendig: das Logo an der Grindelallee. Zum runden Geburtstag ist jetzt ein Jubiläumsband erschienen, randvoll mit Erinnerungen ehemaliger und aktueller Betreiber – und mit jeder Menge Fotos.

Zusammengestellt haben den Band der Journalist Alf Burchardt und der Fotograf Bernd Jonkmanns, beide bereits für die großartigen Bücher „Hamburg Calling“ (über die lokale Punk- und Avantgardeszene) und „Sounds Of Hamburg“ (über die Hamburger Szene von 1960 bis 2020) verantwortlich. Für ihr Buch über das Logo haben sie – mit Unterstützung des aktuellen Mitinhabers Karsten Schölermann – zahlreiche Interviews zusammengetragen, die einen guten Einblick in die Geschichte dieser geschichtsträchtigen Institution geben. Eine Besonderheit ist dabei der Nachdruck eines 1982 im „Stern“ erschienen Artikels von Wieland Vagts, der 1974 zusammen mit Roland Krohn das Logo eröffnet hatte.

Logo Hamburg: Wo Rammstein und Oasis ihre ersten Hamburg-Konzerte spielten

Vagts zieht hier mächtig vom Leder, mokiert sich über die Konkurrenz (Fabrik und Markthalle), die Läden wie dem Logo oder dem Onkel Pö mit unlauteren Mitteln die Künstler wegschnappen würden. Ihr Fett weg bekommen auch „Großveranstalter“ wie Sunrise, Mama, Karsten Jahnke und Fritz Raum, die sich „breit machen“. Und als Zugabe gibt’s dann noch eine Abrechnung mit Plattenfirmen, die „am Reißbrett geplante Stars“ auf die Clubbühnen schicken. Unter anderem gelte das für „Retortenbabys wie Al Jarreau und Helen Schneider“. Tja, viel falscher kann man wohl nicht liegen, aber als Zeitzeugnis ist dieses „Stern“-Stück natürlich hochinteressant.

Als wegen der Corona-Pandemie alle Clubs geschlossen werden mussten, wusste auch im Logo niemand, wie es weitergehen würde.
Als wegen der Corona-Pandemie alle Clubs geschlossen werden mussten, wusste auch im Logo niemand, wie es weitergehen würde. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Interessant und eines der Herzstücke des Bandes sind auch die zahlreichen Monatsprogramme, die sich hier finden. Sichtbar verschoben sich da die musikalischen Schwerpunkte weg von der lokalen Jazz- und Bluesszene hin zu internationalen Acts, im November 1979 finden sich da schon so illustre Namen wie die Reggaelegende Desmond Dekker oder die Band des finnischen Gitarristen Jukka Tolonen – und ein Auftritt der DDR-Band Karat.

In den folgenden Jahren wird es dann noch deutlich prominenter, jedenfalls aus heutiger Sicht. Wer hätte gedacht, dass Oasis, die heute mühelos wochenlang Fußballstadien füllen, 1994 im Logo zu erleben waren? Dass im selben Jahr Rammstein dort auf der Bühne stand und Sänger Till Lindemann sogar einen Flammenwerfer einsetzte. Oder dass Slipnot dort 1999 eine ihrer Horror-Shows spielten. Singuläre Ereignisse, die in der Rückschau natürlich spektakulär sind, aber die eigentlichen Stars im Logo waren andere.

Logo: Bei vielen Konzerten tropfte der Schweiß von der Decke

Etwa Herman Brood, der holländische Rock ‘n‘ Roller mit dem offensichtlichen Drogenproblem, der mit seiner Band The Wild Romance immer wieder tagelang am Stück im Logo spielte. Im Logo-Programmflyer wurden die Auftritte dann mit Sätzen wie „The same procedure as every year, folks. Oder: Am Schweiß klebt die Wahrheit“ beworben. Legendär auch die Auftritte von Jonathan Richman & The Modern Lovers, bei denen der Schweiß (das Logo hatte bis vor wenigen Jahren keine Klimaanlage) von der Decke tropfte. Von Folk bis Pop, von Indierock bis Metal reichte das Programm in den vergangenen Jahrzehnten, lange war auch ein Festival mit Coverbands, die die größten Hits von AC/DC oder U2 nachspielten, fester Bestandteil des Jahresprogramms.

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Immer mal wieder sah es so aus, als habe das letzte Stündlein des Logos geschlagen. Weil Investoren sich für das Filetgrundstück an der Grindelallee interessierten, aber auch weil Corona eine Zäsur darstellte und diese Zeit nur dank zuvor angesparter Rücklagen bewältigt werden konnte.

Logo
Alf Burchardt + Bernd Jonkmanns: „Logo - Ein Hamburger Club“, Junius Verlag, 176 Seiten, 24 Euro. © Bernd Jonkmanns | Bernd Jonkmanns

Der ehemalige NDR-Moderator Peter Urban, der im Logo einst mit Abi Wallenstein, Wolfgang Schlüter und vielen anderen die Geburt seiner Band Bad News Reuinon, feierte, fasst es in seinem Eingangstext sehr passend zusammen: „Auch mit 50 ist das Logo ein kulturelles Wahrzeichen Hamburgs, ein lebendiger pulsierender, kochender Rockschuppen, der bekannte Namen präsentiert und jüngeren aufstrebenden Bands ein Podium gibt. [...] Möge das noch lange so bleiben.“