Hamburg. Varieté: Die Moderatorin heißt wie ein Keuschheitsgürtel, aber keusch geht es eher nicht zu in der aktuellen Sommershow am Steindamm.
Mit Chics Disco-Hit „Le Freak“ geht‘s los im Hansa-Theater. Nahe liegend, wenn die folgenden zwei Stunden unter dem Titel „Freak Out“ laufen. „Freak Out“ ist zwar auch der Titel von Frank Zappas Debütalbum mit seinen Mothers Of Invention, doch Musik daraus wäre für eine Varieté-Show vielleicht etwas zu freakig. Diese „Varieté-Extravaganza“ wird auf Englisch moderiert von der Londoner Moderatorin und stimmgewaltigen Sängerin Chastity Belt, was übersetzt „Keuschheitsgürtel“ bedeutet.
Keusch geht es auf der Bühne allerdings nicht zu – ganz im Gegenteil. Bei den Daredevil Chicken, Jonathan Taylor und Anna Goldman stehen Sex und Körperlichkeit im Mittelpunkt – und Nacktheit. Bei einem Kleiderwechsel springt Jonathan plötzlich splitterfasernackt aus dem Umkleidezylinder und flüchtet panisch in die Zuschauerreihen – was mit entsprechendem Gejuchze quittiert wird. Was das Duo mit zwei Bananen anstellt, ist sicher auch nicht jedermanns Sache. Und der Grund dafür, dass der Eintritt erst für Jugendliche ab 16 Jahren erlaubt ist.
Hansa Theater: Die neue Show „Freak Out“ ist erst ab 16 Jahren erlaubt
Anders als die Hansa-Theater-Shows im Winter soll das aktuelle Programm ein jüngeres, urbanes Publikum ansprechen. Das funktioniert bestens bei zwei Acts, die auf jedes Hip-Hop-Festival passen würden. Lil Amok aus Berlin kommt im St. Pauli-Shirt auf die Bühne und begeistert mit akrobatischem Breakdance. Meistens stützt er sich bei seinen Moves nur auf einem Arm ab, sein Headspin, bei dem er auf dem Kopf rotiert, ist ebenfalls Weltklasse. Und auch Mando Beatbox fasziniert das Publikum bei der „Freak Out“-Premiere mit den Sounds und Geräuschen, die er mit Mund und Stimmbändern erzeugt. Er ist ein vielfach ausgezeichneter Champion und ein Volltreffer in dieser an Höhepunkten reichen Show.
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Nicht hinsehen mag man, wenn sich Sally Marvel zwei lange Degen und einen Krummsäbel in den Schlund steckt. Doch die Schwertschluckerin aus Chicago weiß, was sie tut, und nimmt den Applaus ohne innere Verletzungen entgegen. Gewissermaßen aus dem Guinness-Buch der Rekorde auf die Bühne des Hansa-Theaters springt das chinesische Phänomen Kai Hou. Den Rekord hält er für 50 Rückhandsprünge in einer Minute. In Hamburg katapultiert er sich durch einen zwei Meter hohen Ring. Phänomenal!
Freak Out Hansa-Theater, läuft bis zum 29.9. täglich außer montags; Karten ab 49,90 unter T. 040/4711 0644, www.hansa-theater.com