Hamburg. Passanten werden beim Kunsthaus Hamburg von einer besonderen Klanginstallation des Künstlerkollektivs „Madeyoulook“ begleitet.

Wer in nächster Zeit das Kunsthaus Hamburg aufsucht, wird überrascht sein. Denn unter das allzu bekannte Verkehrsgebrüll von Lastwagen, Autos und Bussen mischen sich mit einem Mal auch andere Klänge: Da ist Vogelgezwitscher zu hören, mal auch das Donnergrollen eines Gewitters und dann wiederum eine weiche, melodische Frauenstimme. Ihr Gesang geht sofort ins Herz, und man versucht intuitiv, den ungewöhnlichen Sound zu orten. Er kommt mitten aus der Efeuhecke, die rechts neben dem Eingang des Ausstellungshauses steht.

Darin sind vier Lautsprecher in unterschiedlichen Höhen angebracht. Die Klänge und Stimmen gehören zur Soundinstallation „Mafolofolo Revisited“ des südafrikanischen Künstlerkollaborativs „Madeyoulook“. Tagsüber geht der Sound etwas unter, und man muss schon sehr genau lauschen. Abends, wenn der Verkehr abebbt, ist er deutlicher zu hören. Der peruanisch-italienische Klangkünstler João Orecchia hat im Auftrag der Künstler Molemo Moiloa and Nare Mokgotho zu verschiedenen Tageszeiten am Klang getüftelt. Selbstverständlich gab es auch Auflagen der Stadt zur Lautstärke auf öffentlichen Wegen. Und die Anbringung der Lautsprecher musste denkmalschützerisch genehmigt werden.

Kunsthaus Hamburg: Afrikanischer Sound aus der Efeuhecke

Mit der Installation geht Anna Nowak, Leiterin des Kunsthaus, einen Schritt weiter in ihrem Bestreben, das Haus nach außen hin zu öffnen. Nicht ein Eye Catcher, sondern ein Ear Catcher sei der elfminütige Loop, der die vielen Passanten mit ihren Rollkoffern, die zwischen den Hotels der City und dem Bahnhof pendeln, begleitet. Oder im besten Fall überrascht, wachrüttelt. Zum ersten Mal sei ihr „Madeyoulook“ bei der documenta 15 begegnet; die Hamburger Arbeit ist eine Fortsetzung der dort gezeigten Installation, mit der die beiden Kreativen die vielfältigen Beziehungen der südafrikanischen Bevölkerung zur Natur und den Wunsch nach deren Bewahrung und Pflege thematisieren.

Mehr zum Thema

„Vor dem Kunsthaus unternimmt die Arbeit nun den Versuch, die eine Landschaft mit der anderen zu verbinden und über global geteilte Erfahrungen eines Verlusts von natürlichem Lebensraum, überlieferte Weisheiten und kollektive Lösungsansätze nachzudenken“, so Anna Nowak. Der Kontrast von afrikanischen Liedern des Widerstands, Naturgeräuschen und dem von Baustellen und Straßen herrührenden Lärm könnte tatsächlich nicht größer sein; umso stärker ist auch die Wirkung der Soundinstallation. Für die Kuratorin ein beeindruckendes Beispiel, wie politisch Kunst heute ist und wie die Sprache der Kunst für aktuelle Fragen rund um Identität eingesetzt werden kann.

„Madeyoulook. Mafolofolo Revisited“ frei zugängliche Soundinstallation vor dem Kunsthaus Hamburg (U Steinstraße), Klosterwall 15; www.kunsthaushamburg.de