Hamburg. In der Neuen Flora wurde gestern noch lange nach Ende der Show getanzt. Ultra-Fans mit und ohne Stadion-Ticket feierten gemeinsam.
Es gibt sie tatsächlich, die Ultra-Fans, die nach dem Konzert von Taylor Swift (hier lesen Sie unsere große Konzertkritik) noch nicht genug haben. Nach stundenlangem Anstehen am Stadion, nach dreieinhalb Stunden Show im teils strömenden Regen, nach all der Massen- und Gefühlsbewältigung.
Fransen und Pailletten des Kleids schon etwas abgerupft, die transparente Merchandise-Tüte unterm Arm, geht es zur After-Show-Party in den Kent Club an der S-Bahn-Station Holstenstraße. Das LED-Licht, das alle im Publikum als zusätzlichen Effekt für ihr Handgelenk erhalten haben, blinkt bunt vor sich hin. Wie ein Nachleuchten des soeben Erlebten.
Im Club selbst haben sich einige Swifties schon warmgetanzt. Denn die Party begann bereits um 22 Uhr, während im Volksparkstadion noch die Ikone leibhaftig bejubelt wurde.
Kent Club in der Neuen Flora: Hamburgs After-Show-Party mit Swifties
Als Erste steht da Jacqueline aus Gütersloh mit ihrem Mann Rainer am Einlass. Die 31-Jährige feiert just an diesem Tag ihren Geburtstag. Stilecht mit „Happy Birthday‟-Krönchen und funkelndem Outfit. Der Titel von Swifts Album „Lover‟ zieht sich über den Rücken ihres pinken Jacketts. Das Paar hatte bereits vor dem Vorverkaufsstart der „Eras Tour‟ vorsichtshalber einen Hamburg-Aufenthalt gebucht. Letztlich konnten sie Karten für Gelsenkirchen ergattern, wollten ihre Reise an die Elbe aber nicht absagen und erkundeten nun einfach die Stadt von Hafen bis Reeperbahn. Der Swift-Effekt für den hanseatischen Tourismus, er dürfte enorm sein.
Die Party startet entspannt mit angesagtem Pop von Olivia Rodrigo, Sabrina Carpenter und Harry Styles, bis DJ Fabio dann um 23 Uhr das Set startet, das ausschließlich aus Taylor-Swift-Songs besteht. Die Nummer „...Ready For It?‟ tönt mit ihren satten Bässen aus den Boxen. Eine junge Frau zieht ihre Freundin an der Hand auf die Mitte der Tanzfläche. Die Arme fliegen hoch.
Swift-Party: Unbedingt wichtig ist es bei dieser Feier, sich beherzt anzusingen
Unbedingt wichtig ist es bei dieser Party, sich beherzt anzusingen. Sich dem eigenen emotionalen Lebensgefühl hinzugeben. Das Fan-Dasein immer und immer wieder neu zu aktivieren. Sich zu verbinden über die Musik. Und so sich selbst zu zelebrieren, die eigenen Höhen und Tiefen. Zu zweit oder in kleinen Gruppen bewegen sich die Gäste in den farbigen Lichtkegeln. Leicht wippend oder auch in großer theatraler Geste. Hand aufs Herz und ein glückliches Grinsen im Gesicht zu einem Song wie „Wildest Dreams‟. Aufgeregt Hüpfen zu „Starlight‟. Und dann ein „Ah-ah-aaa‟ im Chor zu „Message In A Bottle‟.
Ab kurz vor Mitternacht trudeln dann auch jene ein, die sich durch LED- und Konzert-Band quasi als Taylor-Elite auszeichnen. Die ein Ticket hatten. Die dabei waren. Doch als dann alle ausgelassen zu Liedern wie „Mean‟ und „Cornelia Street‟ feiern, zeigt sich: Swifties sind Swifties. Und der Moment in der Musik ist entscheidend.
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Mit rund 200 Leuten ist der Kent Club eher locker als zum Bersten gefüllt. Doch Taylor-Liebe braucht nicht immer die Quantität. Die allumfassende Kraft des Taylorversums zeigt sich auch jenseits der Stadiongröße: Ob Minirock oder Kopftuch, Skaterlook oder selbst gemachtes Swift-Shirt – alle haben gemeinsam Spaß. Die Frau mit Babybauch, die sich munter schwingend die Hüfte hält. Das schwule Paar, das sich innig umarmt. Der Typ, der höchst elegant mit Fächer tanzt. Die Frau, die ganz für sich gepflegt ausrastet.
Auf dem Heimweg sind dann immer wieder glitzernde Grüppchen zu sehen, die vom Konzert aus durch die Stadt stromern. Kaputt und strahlend gleichzeitig. Eine besondere Dienstagnacht in Hamburg. Ein spezielles Leuchten.
Taylor-Swift-After-Show-Party: 24. Juli, 22 Uhr, 18,- zzgl. Geb. im VVK. oder Abendkasse, www.kentclub.de