Hamburg. Frauen, die auf Inseln und an die Küste reisen, suchen die Liebe, auch wenn der Wind von vorn kommt. Eine Romanauswahl im Sommer 2024.
Kennen Sie die Paperbacks mit den superhellen Meereskitsch-Covern? Bestimmt. Es handelt sich um die saisonal viel nachgefragten Liebesromane, die leseleicht von der Hand gehen. Sie sind vor allem Ausdruck der Liebe zur See, der im Osten und der im Norden. Diesmal widmen wir uns ganz der Nordsee.
Wir haben großartige dort angesiedelte Liebeshandlungen – die Liebe zur See entfaltet sich am besten, wenn sich neben sie die Liebe zu einem Nordseemann gesellt – gefunden, genauer: auf Föhr, Sylt, Norderney, in St. Peter-Ording und in Ostfriesland. Es gilt wie immer: Literatur muss nicht immer tief gründeln, sie kann auch flach zünden.
Die besten Nordsee-Liebesromane: „Uh, ein Kapitän! Das ist ja irre!“
Christin-Marie Below: „Das Glück liegt am Strand“ (Ullstein)
Inhalt: Gestresste Intensivkrankenschwester besucht Schwester auf Norderney. Deren Café muss gerettet werden. „Und dann klopft plötzlich die Liebe an die Tür“ (Klappentext), ein fescher Käpt’n. Kann losgehen!
Eine glatte Lüge: „He, einmal Norderney hin und zurück bitte.“
Meer-Philosophie: „Es ist der Takt des Lebens. Wie Einatmen und Ausatmen.“
Küsten-Kitsch: „Der Wind weht mir ins Gesicht, ich spüre die salzige Meeresluft auf meiner Haut, die warmen Sonnenstrahlen auf meinen Schultern.“
Ach, Norderney: „Der Sand ist warm, die vielen kleinen Körnchen rinnen zwischen meinen Zehen hindurch.“
Love Interest I: „Uh, ein Kapitän! Das ist ja irre! Und wie habt ihr euch kennengelernt?“
Love Interest II: „Er ist dunkelblond, groß und hat breite Schultern. Ein bisschen wie ein ostfriesischer Wikinger.“
Love Interest III: „Er riecht nach herbem Holz mit einer frischen Zitrusnote.“
Love Interest IV: „Der Duft seines leichten Rasierwassers steigt mir in die Nase. Zitrusfrüchte und dazu etwas Würziges. Nelke“
Punkte auf der Schmonzetten-Skala: 6/10
Insel-Schmonzetten: „Schäumende Brandung umspülte Carolinas nackte Füße“
Tanja Janz: „Was die Gezeiten versprechen. St.-Peter-Ording-Saga“ (HarperCollins)
Inhalt: St. Peter-Ording Ende der 90er-Jahre: Die junge Carolina will Schauspielerin werden. Soll sie nach Los Angeles zu einem Casting? Wie findet ihr Boyfriend Jonas das denn? Kranke Väter, Hochzeiten an der Küste, Krankheiten, Schwächenanfälle, kriselnde Ehen, verunglückende Surferboys, alles im Schnelldurchlauf. Frischer Wind auf jeder Seite!
Küsten-Kitsch: „Am Wegesrand wiegte sich roter Klatschmohn in der leichten Brise, und aus den saftigen Gräsern der Salzwiesen flogen Vögel empor.“
St. Peter, mon amour: „Sie liebte es, nach der Schule mit dem Rad den Weg am Deich entlangzufahren und dabei in der Ferne das Meer zu sehen.“
St. Peter, mon amour II: „Möwen schaukelten auf sanften Wellen dahin, und gelegentlich gellten ihre Schreie durch die Luft. Schäumende Brandung umspülte Carolinas nackte Füße, und der salzige Meeresduft durchströmte ihre Atemwege.“
Nordsee-Folklore: „Die Scholle ist einfach ein Gedicht. Schmeckt fast so gut wie bei meiner Oma.“
1997, „Gegen den Wind“: „St. Peter-Ording ist im Wandel. Der Ort wird immer beliebter bei Touristen, und die Fernsehserie wird garantiert ihr Übriges dazu beitragen. Ich würde an Ihrer Stelle zugreifen. Der Pfahlbau hat das Potenzial, eine richtige Goldgrube zu werden.“
SPO-Tipps gegen Staublunge: „Machen Sie unbedingt diese Reise. Raus aus dem Ruhrpottmief! Sie werden spüren, dass Sie an der See gleich viel besser atmen. Die Luft ist dort schadstoffarm, sauerstoffreich und schön feucht. Genau das brauchen Sie.“
Glühende, klopfende Teenagerherzen: „Es sagt, es möchte nirgendwo sein, wo du nicht bist.“
Punkte auf der Schmonzettenskala: 7/10
Ein Liebesroman, der auf Sylt spielt: „Hattest du schon mal Sex in den Dünen?“
Claudia Thesenfitz: „Sylt im Getriebe. Ein Glücksroman“ (Ullstein)
Inhalt: Die Hamburger Mittfünfzigerin Marina hat ihr Eheleben satt. Ab nach Sylt also, bloß weg von diesem Chauvi von Ehemann. Panikattacken-Marina will auf der Insel den dümpelnden Fahrradverleih ihrer Cousine schmeißen. Dann trifft sie einen hübschen Schäfer, er verwirrt sie – hoppla! Der Ehemann ist dann auch da, der Schuft führte ein Doppelleben, wie mit einem Mal klar wird. „Und plötzlich schlägt ihr so geordnetes Leben Purzelbäume“ (Klappentext).
Vorbemerkung: „Für alle Wechseljahresfrauen“ (sic!)
Das Leben einer Frau: „Behütete Kindheit, eine Schwester, Abitur, Hochzeit mit 24, zwei Kinder, Hausfrau-und-Mutter-Dasein.“
Problemzonen: „Die Jeans spannten über ihrem Hintern, und ihre Hüftringe quollen über den Bund.“
Ehefrust: „Rolf schaute sie so leidenschaftslos an wie ein Küchengerät.“
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Ausbruchsversuche: „Sie hatte mal sehr gut tanzen können. Sollte sie ihr Hüftgold nicht mal wieder zur erotischen Schwungmasse machen?“
Küsten-Kitsch: „Marina war überrascht, wie schön Keitum war. Sie war zwar schon ein paarmal auf Sylt, aber noch nie in dem entzückenden Örtchen gewesen, in dem ein Reetdachhaus puppenstubiger als das andere erschien.“
Nordsee-Folklore: „Vor ihr lag das glitzernde Wattenmeer, gesäumt von einem schmalen Sandstreifen und grünen Wiesen. Sie sog tief die salzige Luft ein, die nach Algen und Meer roch. Herrlich!“
Ozelot und Friesennerz: „Die armen Einheimischen werden von den Millionären ja regelrecht ausgerottet. Wie Bakterien befallen die die Dörfer, kaufen die Häuser auf und vertreiben die Einwohner. Die wenigen echten Sylter, die es hier noch gibt, müsste man eigentlich unter Artenschutz stellen.“
Nicht schlecht, nicht schlecht: „Das war eine typische Kampenerin, meine Liebe. Altersmagere, zugebotoxte Frauen im Einheitslook. Glatt gestraffte Auf-jung-Gequältheit, aufgebockt auf Neun-Zentimeter-Stilettos …“
Misandrie, Baby: „In dem Moment betrat ein dickbäuchiger Mann um die 50 den Laden. Seine dürren Beinchen hatte er tatsächlich in knallenge glänzend gelbe Radlershorts gepresst, die im Schrittbereich auch noch genau hervorhoben, was nur sehr spärlich vorhanden war. Marina musste sich sehr zusammenreißen, nicht sofort loszuprusten.“
Die Frage aller Fragen: „Hattest du schon mal Sex in den Dünen?“
Menopausenpower: „Ich habe gerade das Gefühl, nach 30 Jahren Gefängnis erstmals wieder an die frische Luft zu kommen.“
In der Wechseljahre-Selbsthilfegruppe, Thema Hitzewallungen: „Klimawandel hab ich auf jeden Fall!“
Love Interest I: „Ich bin Inger. Ich bin Schäfer.“
Love Interest II: „Sein Bart kitzelte an ihrem Kinn, und ihr wurde schwindelig. Noch nie in ihrem Leben war sie so geküsst worden.“
Love Interest III: „Inger war so zärtlich, kreativ, einfühlsam und selbstlos im Bett, wie sie es mit Rolf nie erlebt hatte.“
Punkte auf der Schmonzettenskala: 7/10
Ein Insel-Roman: „Nur wenn sie an Föhr dachte, spürte sie ihr Herz heftig pochen“
Marie Schönbeck: „Lüttes Glück. Ein Traum am Nordseestrand“ (Heyne)
Inhalt: Als die Großstadt-Frau Anja eine Pension auf Föhr in Walsum ganz weit draußen in der Marsch kauft, „hofft sie auf einen Neuanfang im wildromantischen nordfriesischen Wattenmeer“ (Klappentext). Aber die Pension ist abgetakelt hoch zehn, wie soll das gehen? Anja lernt den Neffen der Vorbesitzerin kennen, „den attraktiven Joris Graf“ (Klappentext). Schmetterlinge im Bauch, instantly! Dann gibt‘s Probleme, findet sie es dennoch, das Glück hinterm Deich?
Föhr-Feeling: „Nur wenn sie an Föhr dachte, spürte sie ihr Herz heftig pochen.“
Weibliches Begehren: „Anja wünschte sich zärtliche Hände, die sie beruhigend streichelten, und heiße Lippen, die sie sinnlich küssten.“
Ein Satz fürs Föhr-Marketing: „Ich leide am Nordseefieber.“
Angriff vom Festland: „Irgendso ein dusseliger Hamburger Investor will darauf ein riesiges Wellnesshotel bauen lassen.“
Ein supersoftes Inselmannsbild: „Alle sahen nur, wie stark er war, aber kaum jemand dachte daran, dass auch er jemanden zum Anlehnen brauchte, eine Frau, die ihm die Sorgen wegküsste und ihn wieder zum Lächeln brachte.“
Die größte und grundsätzlichste Wahrheit, die es sich auszusprechen lohnt, immer und überall, auch auf Föhr: „Durch den blauen Himmel und den Sonnenschein sah alles gleich viel freundlicher aus.“
Love Interest I: „Sein Blick prickelte auf ihrer Haut.“
Love Interest II: „Er strahlte eine kernige Männlichkeit aus.“
Love Interest III: „Sie konnte seine Gefühle an den schönen grünen Augen ablesen. Er strotzte vor Kraft.“
Love Interest IV: „Doch dann veränderte sich sein Blick. Erst wurde er weich, dann glühend. Er ging ihr durch und durch. Ihr Herz wummerte wie verrückt. Ihr fiel das Atmen schwer. Die Umgebung verschwamm.“
Wissenswertes über Föhr: „Wir Föhrer sind hart im Nehmen.“
Rethorische Frage: „Kennst du jemanden, der einen Manschettenknopf des HSV tragen würde?“
Föhr, mon amour: „Die Abendsonne tauchte den Strandabschnitt in ein warmes Orange.“
Punkte auf der Schmonzettenskala: 8/10
Die besten Nordsee-Schmonzetten: „Er strahlte pure Männlichkeit aus.“
Marie Merburg: „Nordseesterne“ (Lübbe)
Inhalt: Luisa reist mit ihrer ernsthaft erkrankten Mutter in das „idyllische Fischerdorf Greetsiel“. Von dort, aus Ostfriesland, stammt die Mutter. Luisa stößt auf Geheimnisse in deren Vergangenheit und auf den scharfen Koch Holger, der gerne die Arme hochkrempelt und ziemlich männlich ist. Problem: In Hamburg wartet Luisas Verlobter. Sie gerät „in einen Wirbelsturm der Gefühle“ (Klappentext).
Ostfriesland, oje: „Du hast mal zu mir gesagt, Greetsiel wäre das allerletzte Kaff und jeder freiheitsliebende Mensch würde in dem Dorf unweigerlich ersticken.“
Ostfriesland, oje II: „Hier schauen alle Häuser gleich aus.“
Ostfriesland, oje III: „Es war frisch geworden, und eine kühle Windböe strich über meine Haut. Ich hätte eine Strickjacke mitnehmen sollen!“
Ostfrieslandkunde: „Die Schafe haben den ‚goldenen Tritt‘. Ihre kleinen Hufe und ihr Körpergewicht sind perfekt, um die Grasnarbe zu verfestigen und den Deich noch stabiler zu machen.“
Love Interest I: „Dieser Kerl war auf eine kernige, männliche Art gut aussehend.“
Love Interest II: „Sein dunkelblondes Haar fiel ihm in die Stirn, und seiner gebräunten Haut sah man an, dass er viel Zeit im Freien verbrachte. Dazu hatte er ein ausgeprägtes Kinn, scharfkantige Wagenknochen, und sein Holzfällerhemd war bis zum Ellenbogen hochgekrempelt, sodass man seinen muskulösen Unterarm erkennen konnte.“
Love Intererest III: „Er hatte diese Art von intensiver männlicher Ausstrahlung, die bei einer Frau ein Flattern in der Magengrube auslöste. Die breiten Schultern und kräftigen Arme, die durch die hochgekrempelte Küchenjacke gut zur Geltung kamen, taten ihr Übriges.“
„Love Interest IV“: „Holger trug verwaschene Jeans, ein weißes T-Shirt und ein offenes Holzfällerhemd, das er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte. Wie schon gestern strahlte er pure Männlichkeit aus.“
Nordsee-Folklore: „Aber wenn die Sonne scheint, dann scheint sie besonders. Und wenn dir der Wind um die Nase weht, erzählt er dir von weit entfernten Abenteuern.“
Happy happy: „Ich konnte nicht mehr denken. Ich konnte nicht mehr atmen, und selbst mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen. Dann explodierte ein Feuerwerk des Glücks in meinem Inneren. Ich küsste ihn und flüsterte an seine Lippen: ‚Und ich liebe dich.‘“
Punkte auf der Schmonzettenskala: 7/10