Hamburg. Eine junge Frau organisiert Aftershow-Partys, bei denen sich fremde Swifties in den Armen liegen. Auch in Hamburg ist eine Location dabei.

Fan von Taylor Swift zu sein, das geht oft weit über die Liebe zur Musik hinaus. Es schafft herzenswarme Verbindungen unter Menschen, die sich zuvor nicht kannten. Freundschaften entstehen. Eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich anhand von Lyrics, Gesten und Accessoires verständigen kann. So erlebt es Veranstalterin Annalena Mätzner regelmäßig bei den Taylor-Swift-Partys, die sie mit ihrer Agentur A&L Chances in ganz Deutschland ausrichtet. Unter anderem in Leipzig, Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Münster, Hannover und eben auch in Hamburg. Wenn der US-Star am 23. und 24. Juli im Volksparkstadion in Stellingen jeweils 50.000 Swifties mit seinen Songs beglückt, steigt im Kent Club an der Holstenstraße an beiden Abenden eine Taylor-Swift-Aftershowparty.

So feiern Swifties sich und ihr Idol: Taylor Swift Nights gibt es in verschiedenen deutschen Städten.
So feiern Swifties sich und ihr Idol: Taylor Swift Nights gibt es in verschiedenen deutschen Städten. © A&L Chances / Fabian Winkler | A&L Chances / Fabian Winkler

Der Club neben dem Stage-Musicaltheater, der bis zu 500 Leute fasst, hat bereits Erfahrungen mit der passionierten Fan-Community: Bereits im April waren Annalena Mätzner und ihr Team dort für eine Taylor-Swift-Party zu Gast. „Das Tolle ist, dass sich so eine Party in ihrer ganzen Dramaturgie fast wie ein Konzertabend anfühlt‟, sagt Club-Betreiber Holger Stein. „Die Leute sind oft schon weit vor Beginn da und feiern in der Warteschlange‟, erzählt Annalena Mätzner. Und allein bleibt da niemand. „Wir bieten WhatsApp-Gruppen an, in denen sich die Fans vorab kennenlernen und für die Party verabreden können‟, sagt die Veranstalterin. Viele reisen aus anderen Städten an, bilden Fahrgemeinschaften, buchen zusammen Züge und Hostels, treffen sich vorab zum Stylen und basteln Freundschaftsbänder.

„...Ready For It?‟ eröffnet offiziell das Set

Wenn sich dann die Türen zur Party öffnen, gilt es zunächst, diese aufgeladene Stimmung sanft in den Abend zu überführen. „In der ersten Stunde spielt unser DJ Fabio erst einmal Nicht-Taylor-Musik, damit die Leute entspannt ankommen können und keine Angst haben, eines ihrer Lieblingslieder zu verpassen‟, erläutert Annalena Mätzner. Zu hören sind dann Nummern, die popkulturell geprägte Fan-Herzen ebenfalls höher schlagen lassen – etwa von Harry Styles, One Direction, Olivia Rodrigo und Tate McRae.

Organisatorin Annalena Mätzner war selbst Fan von OneRepublic, bevor sie begann, Partys für Swifties zu veranstalten.
Organisatorin Annalena Mätzner war selbst Fan von OneRepublic, bevor sie begann, Partys für Swifties zu veranstalten. © A&L Chances / Annalena Mätzner | A&L Chances / Annalena Mätzner

Taylor Swifts impulsive Hymne „...Ready For It?‟ eröffnet dann als Signature-Song offiziell das Set, das ausschließlich Songs des Stars enthält. „Nach zwei, drei Sekunden gehen alle schon voll ab‟, weiß Annalena Mätzner. Das Publikum ist Wort für Wort textsicher. Sei es bei der Zehn-Minuten-Version von „All Too Well‟, bei aktuellen Nummern wie „I Can Do It With A Broken Heart‟ oder bei Klassikern wie „Love Story‟ und „Shake It Off‟.

Motto der Party: „Come as a fan, become family‟

„Alle singen aus tiefster Seele mit, das ist eine super positive Energie‟, erklärt Holger Stein. Ihren euphorischen Höhepunkt erreicht die Party meist in der Stunde nach Mitternacht. Später gibt es dann noch eine halbe Stunde mit Taylors „sad songs‟. Also mit traurigen Liedern, mit denen sich viele besonders intensiv identifizieren. „Die Leute sitzen oder liegen dann auf dem Boden, halten sich bei den Händen und liegen sich in den Armen‟, erzählt Annalena Mätzner.

Das passt zum Motto der Party: „Come as a fan, become family‟. Vom Fan zur Familie. Freundschaftlich, warm, bunt und herzlich – für die 24-Jährige ist es dieses gemeinschaftliche Gefühl, das ihre Veranstaltungen ausmacht. Sie selbst ist seit ihren frühen Teenie-Jahren Fan von One Direction. Auch die ersten Partys ihrer Agentur standen ganz im Zeichen der Boyband. Immer mehr Leute aus dieser Community fragten sie allerdings, ob sie den Fokus denn nicht auch mal auf Taylor Swift legen könnte. So lud sie im November 2023 zur ersten kombinierten Taylor-One-D-Party in ihrer Heimatstadt München, woraus sich dann die exklusiven Fan-Feste rund um die frenetisch gefeierte Sängerin entwickelten.

Die Taylor Swift Night Hamburg soll ein geschützter Raum für feiernde Fans sein.
Die Taylor Swift Night Hamburg soll ein geschützter Raum für feiernde Fans sein. © A&L Chances / Fabian Winkler | A&L Chances / Fabian Winkler

Mit ihrer musikalischen Passion wurde Annalena Mätzner früher oft nicht ernst genommen. Eine Erfahrung, die sie mit vielen ihrer Gäste teilt. Denn Acts wie Taylor Swift und einst One Direction mögen zwar international höchst erfolgreich sein. Ihren Fans wird jedoch häufig „echter Musikgeschmack‟ abgesprochen. Zu teeniemäßig, zu poppig. Doch wer sich heute noch verstaubt und gestrig im popkulturellem Mobbing ergeht, verpasst vor allem: sehr viel Spaß.

Taylor-Swift-Partyveranstalterin: „Ich wurde in der Schule ausgelacht, weil ich One Direction toll fand‟

„Ich wurde in der Schule ausgelacht, weil ich One Direction toll fand‟, erinnert sich Annalena Mätzner. Wenn sie heute ihre Fan-Partys erlebt, muss sie stets ein paar Freudentränen verdrücken. „Als ich in meinem Kinderzimmer nur One Direction gehört habe, hätte ich mir das nie erträumt, dass ich meinen Gästen jetzt so einen tollen und auch geschützten Raum bieten kann.‟

Das Publikum bei den Taylor-Partys ist weiblich und divers, aber auch immer mehr Männer feiern mit. Viele Azubis, Studierende und Berufseinsteiger sind dabei. Aber auch Mutter-Tochter-Paare zelebrieren gemeinsam im Glitzer-Look den besonderen Swift-Vibe. „Wir sind sehr stolz auf unsere Atmosphäre‟, sagt Annalena Mätzner. „Egal welches Geschlecht, egal wie alt, egal welches Outfit – alle sollen sich wohlfühlen, ohne bewertenden Blicken oder Belästigungen ausgesetzt zu sein.‟

Mehr Pop & Kultur in Hamburg

Kent-Club-Betreiber Holger Stein ist es wichtig, mit solchen Community-Partys eine achtsame Party-Kultur zu befördern – zum Beispiel mit einer sensibel geschulten Security. Der erfahrene Veranstalter sieht einen starken Trend hin zur Fankultur im Club-Leben. „Mit Abenden zu K-Pop, One Direction oder Disney-Songs halten wir als etablierter Club einen guten Draht zum jungen Publikum‟, erklärt Stein. Ein bedeutender Faktor: Authentizität und Herzblut – wie bei Annalena Mätzner.

Die macht gerade eigentlich ihren Master in Biologie mit Schwerpunkt Onkologie. Die Partys sind ihre absolute Leidenschaft. Längst ist sie selbst Swiftie durch und durch. „Ich hoffe, wir können mit den Partys in Hamburg im Juli die Live-Atmosphäre aus dem Stadion noch einmal in einem intimeren Kreis verlängern‟, sagt sie. Und natürlich bietet sich so auch allen ohne Konzertticket die Chance, sie zu erleben: die ganz eigene Swiftie-Energie.

Taylor-Swift-Aftershowparty: 23. + 24. Juli, jew. 22 Uhr, 18,- zzgl. Geb. im VVK., www.kentclub.de