Hamburg. Wenn der US-Superstar ins Volksparkstadion kommt, singt zum Auftakt Hayley Williams mit Paramore. In Hamburg ist sie keine Unbekannte.
- Am 23. und 24. Juli kommt US-Superstar Taylor Swift in das Volksparkstadion.
- Im Vorprogramm spielt die US-Alternative-Rockband Paramore, bei der eine Freundin von Swift singt.
- Auch in Deutschland und Hamburg ist Paramore alles andere als unbekannt.
Was muss das für ein Gefühl sein, im Wembley-Stadium in London, im Anfield in Liverpool, im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid oder in wenigen Tagen im Hamburger Volksparkstadion vor Zehntausenden kreischenden Fans zu spielen? Und das als Band, die vor 17 Jahren noch vor 300 zahlenden Besucherinnen und Besuchern im Logo spielte? Das ist der Traum, den die US-Alternative-Rockband Paramore gerade lebt. Wobei man zugeben muss, dass die allerwenigsten Stadionbesuchenden für Paramore Tickets gekauft haben: Paramore ist in diesem Sommer die Vorband beim europäischen Abschnitt der „The Eras Tour“ von Taylor Swift.
Was man aber noch zugeben muss: Auf den prominenten Platz im Vorprogramm des wohl populärsten Solo-Stars der Popgeschichte ist das Trio um Sängerin Hayley Williams nicht zwingend angewiesen. Nicht nur in der Heimat, auch international ist Paramore, 2004 in Franklin, Tennessee, gegründet, seit bald 20 Jahren so populär wie etabliert. Bereits als Hayley Williams sich 2007 auf der niedrigen Logo-Bühne um den Mittelpfosten wickelte, hatten sie mit dem zweiten Album „Riot!“ in den USA mehr als ein Ausrufezeichen gesendet: Dreifach-Platin.
Paramore: 2017 spielte die US-Rockband im Stadtpark
Und auch wenn Paramore über die Jahre, in Hamburg Auftritte im Docks und zuletzt 2017 im Stadtpark erlebte, einige Krisen, Pausen und den Abgang der Mitgründer Jeremy Davis, Josh Farro und Zac Farro (Letzterer kehrte 2017 nach sieben Jahren zurück) überstehen musste, hat es der Band nicht geschadet. Nach „Riot!“ folgten bis „This Is Why“ 2023 vier weitere Top-Ten-Alben, „Paramore“ schaffte es 2013 sogar an die Spitze. Zudem veröffentlichte Hayley Williams die Solo-Alben „Petals For Armor“ (2020) und „Flowers For Vases/Descansos“ (2021). Und mit der Meldung, dass Williams und ihre Jungs mit auf „The Eras Tour“ gehen, schossen auch die Streamingzahlen deutlich nach oben.
Dabei passen die neun gespielten Songs von Paramore, darunter „Hard Times“, „This Is Why“ und das Talking-Heads-Cover „Burning Down the House“, auf den ersten Blick kaum in das Vorprogramm von Taylor Swift. Hier die so überirdische, gewissermaßen in jeder Hinsicht perfekte Popgöttin, und davor die zackige, wilde Rock-Vollbedienung von Paramore, etwas mit Wave-Pop und Blondie-Zitaten rundgeschliffen. Schon vor der Gründung hatte Williams einen Solo-Plattenvertrag in der Tasche und sollte als neues Mainstream-Popsternchen aufgebaut werden. Aber sie entschied sich für einen anderen Weg, der sie dennoch in den engsten Kreis und zu einer engen Freundschaft mit Taylor Swift führen sollte.
Hayley Williams: 2008 lernte sie Taylor Swift bei einer Grammy-Party kennen
Wie Hayley Williams im Oktober 2023 bei ihrem Besuch in „The Tonight Show Starring Jimmy Fallon“ erzählte, trafen sie und die ein Jahr jüngere Taylor, beide in der Musikszene von Nashville musikalisch sozialisiert, 2008 bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles aufeinander. Sowohl Paramore als auch Taylor Swift waren in der Kategorie „Best New Artist“ nominiert (gewonnen hatte Amy Winehouse) und feierten gemeinsam auf der Party von Produzenten-Guru Timbaland. Aber es war Taylor Swifts Mutter Andrea, die für ihre dort etwas einsame Tochter gleichaltrigen Anschluss suchte und Hayley ansprach.
Nicht oft, aber wenn sich eine Gelegenheit ergab, traten die beiden seitdem gern gemeinsam auf. 2011 in Nashville, 2015 in Taylors Musikvideo zu „Bad Blood“, im Song „Castles Crumbling“ auf dem Album „Speak Now (Taylor’s Version)“ (2023) oder vor wenigen Tagen in Wembley. Bei ihren fünf Shows in London sparte Swift nicht mit Überraschungsliedern und -gästen wie Robbie Williams, Gracie Abrams, Charli XCX oder Niall Horan, und auch Hayley Williams kam für „Castles Crumbling“ auf die Bühne.
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Für Hayley Williams passt das alles sehr gut zusammen: „Wir hatten zeitgleich unseren Durchbruch, wir wissen, wie selten es ist, so eine lange Zeit in der Musikindustrie zu bestehen“, erzählte sie dem britischen Rockmagazin „Kerrang!“, „wir haben eine Menge überlebt, sei es selbst verursachter Mist oder das Popgeschäft und die Welt an sich.“ Hayley Williams bewundert Swift dafür, wie sie sich in den Jahren als Künstlerin und Persönlichkeit durchgesetzt und bewahrt hat und dabei immer größer wurde. Sie selber hat offensichtlich bescheidenere Ziele: „Das Paramore-Imperium weiter ausbauen und die Welt beherrschen.“ Die beherrscht allerdings im Moment noch Taylor Swift. Aber Paramore trägt einen Teil dazu bei und hat auch noch Spaß: „Jetzt wollen wir einen lustigen Sommer genießen.“