Hamburg. Der britische Songwriter wird bei seinem Konzert auf St. Pauli gefeiert. Die Türen des Clubs mussten geöffnet bleiben.

Die Uhr zeigt 21.51, das ausverkaufte Docks gleicht längst einer gigantischen Sauna, als Mike Rosenberg die ersten Takte von „Let her go“ zupft. Seine Fans schmettern textsicher mit, Rosenberg verneigt sich. „Trilliarden-mal“, sagt er dann, habe er den Song schon gespielt. Aber Hamburg sei einfach einzigartig, so konzentriert lausche man ihm nirgendwo.

Das mag natürlich etwas lokale Schmeichelei sein. Aber in der Tat: Als der Brite, den man nur unter dem Namen Passenger kennt, seine leisen Liebeslieder singt, stört nur das Gegröle der Fußballfans, die über die Reeperbahn ziehen. Die Türen des Docks müssen an diesem heißen Mittwochabend offen bleiben, damit zumindest so etwas wie Luftzug entsteht.

Passenger im Docks: „Hello Hamburg, my old friend“

Einige Jahre zog Passenger – so nannte er sich weiter, als sich sein Duo-Projekt unter diesem Namen 2009 auflöste – als Straßenmusiker durch Großbritannien und Australien. Wer auf der Straße sein Handwerk gelernt hat, weiß, wie man sein Publikum bei der Stange hält. Nach einfühlsamen Balladen fordert Passenger, beim nächsten Song aber bitte schön „fucking noise“ zu machen.

Wer sein handwerk auf der Straße gelernt hat, weiß, wie man ein Publikum unterhält: Passenger im Docks in Hamburg.
Wer sein handwerk auf der Straße gelernt hat, weiß, wie man ein Publikum unterhält: Passenger im Docks in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Die Fans sind sofort auf Betriebstemperatur, was im Hitzeofen Docks zugegebenermaßen kein Problem ist. Als er „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel anstimmt, singt er „Hello Hamburg, my old friend“. „Hamburg“ statt „darkness“ („Dunkelheit“), das kann man machen.

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Vor allem aber gibt sich Passenger völlig unprätentiös. Etwas Kunstnebel, ein paar Scheinwerfer, das reicht. Rosenberg liefert keine Show, sondern Folkmusik pur.

Zu Beginn des Konzerts stellt er sich kurz als der Typ vor, der dieses eine berühmte Lied geschrieben habe. „Let her go“, jenen Song über Liebe und Trennungsschmerz, den er vor einem Auftritt binnen 45 Minuten schrieb und dann erstmals vor 50 Zuschauern in einem australischen Pub sang. Dank eines niederländischen Radiosenders krabbelte im Herbst 2012 der Ohrwurm durch Europa.

Passenger im Docks: Seinen großen Hit hat er mit Ed Sheeran eingespielt

2023 hat Passenger seinen Hit mit Ed Sheeran eingespielt – die beiden sind seit Langem enge Freunde. Dass der Song auf Youtube mittlerweile mehr als 41 Millionen Mal aufgerufen wurde, dürfte vor allem Weltstar Sheeran geschuldet sein. „Let her go“ habe ihn unter Druck gesetzt, wieder einen solchen Welthit zu schreiben, hat Passenger einmal gesagt. Aber inzwischen sei er als Künstler entspannter und zufriedener mit sich selbst.

Genau im richtigen Laden: Passenger 2024 im Docks in Hamburg
Genau im richtigen Laden: Passenger 2024 im Docks in Hamburg © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Und Neid auf Kumpel Sheeran, bei dem er schon im Vorprogramm auftrat, empfinde er schon mal gar nicht. Im Gegenteil: „Im Gegensatz zu Ed kann ich abends noch im Pub mit Freunden ein Bier trinken und Fußball gucken.“

Passenger hat genau die Karriere gemacht, die zu ihm passt. Von der Straße in überschaubare Läden wie das Docks oder die Fabrik, wo er 2022 spielte. Es wäre nur nett, wenn die Sauna beim nächsten Hamburger Gastspiel ein paar Grad kühler wäre.