Hamburg. Beim Musikfest Hamburg war das Freiburger Barockorchester in der Elbphilharmonie zu erleben. Nicht alles gelang.

Es ist eindeutig nicht die Krone, mit der King Charles am Sonntag gekrönt wird. Eine selbst gebastelte eher, weiß, ein bisschen orange angemalt. Sie liegt vor dem Dirigenten-Pult. Kult-Schauspieler Max Urlacher setzt sie sich immer auf, wenn er in die Rolle von Elfen-König Oberon schlüpft.

Beim Musikfest Hamburg geht es derzeit um „Liebe“. Shakespeares „Sommernachtstraum“ – dieses wunderbare Liebesverwirrspiel – in der Fassung mit der Schauspiel-Musik von Felix Mendelssohn passt optimal. Sonst hört man meist nur die Ouvertüre und ein paar Musiknummern, sehr selten das Original mit Schauspiel, Chor und Solisten. Das Freiburger Barockorchester tourt zurzeit damit unter dem spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado und mit dem exzellenten RIAS Kammerchor durch Deutschland, jetzt also ein Elbphilharmonie-Gastspiel.

Elbphilharmonie: Das Freiburger Barockorchester agiert ein wenig zu schwungvoll

Bei der Ouvertüre sitzt Max Urlacher noch im Orchester. Später nutzt er die ganze Bühne, läuft hinter, vor oder durchs Orchester, erscheint auch mal im Rang im Publikum. Er ist hauptsächlich Puck, aber eben auch Oberon, Helena oder Lysander. Anfangs im Orchester guckt Urlacher rundherum die Elbphilharmonie-Ränge hoch. Währenddessen sausen ihm die rasend dahingespielten, spitz artikulierten Läufe in den Orchester-Geigen um den Kopf. Das klingt wie ein Zittern und Rauschen im Wald, wo die Elfen huschen. Manchmal kommen die Elfen aber bei dieser Atemlosigkeit etwas aus dem Tritt, könnte präziser sein. Blitzsauber ziehen aber die Hörner und die Flöten ihre geheimnisvollen Linien.

Heras-Casado setzt ganz auf Dramatik, das hat wirklich Zug und ist spannend. Trotzdem kommt manches einfach zu ruppig daher. Da knallen Paukenschläge oder Bläserakkorde etwas zu heftig heraus. Und beim flotten Tempo wirkt vieles verhuscht, Details gehen verloren. Es ist die Frage, ob ein „Hochzeitsmarsch“ so in Eile geschieht, oder ob der „Rüpeltanz“ eine virtuose Angelegenheit ist.

Die Kleinteiligkeit verhindert auch einen großen architektonischen Bogen

Auch der Konzertauftakt mit Schubert hatte (zu) viel Schwung. Die „Rosamunde-Ouvertüre“ kam tänzerisch daher. Und wie dann bei der folgenden sechsten Sinfonie C-Dur waren zwar viele Motive, Akzente und Details sehr genau profiliert, doch diese Kleinteiligkeit verhinderte auch einen großen architektonischen Bogen.