Hamburg. Mit „Herzklopfen“ ins eigene Museum: Alexander Klar hat am Sonntag einen Auftritt – mit den Symphonikern Hamburg. Wie es dazu kam.

Ein Klassikfestival, bei dem das Ungewöhnliche im Vordergrund steht – das trifft beim diesjährigen Martha Argerich Festival (bis 30. Juni) nicht nur auf die Konzertorte, darunter Kampnagel und Gruenspan, zu. Auch unter den Musikern gibt es eine Unbekannte: Kunsthallen-Direktor Alexander Klar ist erstmals in Hamburg auf einer Konzertbühne zu erleben. Wie es dazu kam, und welche Gedanken er sich vor seinem Auftritt macht, verrät er im Kurzinterview.

Hamburger Abendblatt: Auf der Website der Symphoniker Hamburg werden Sie für das ausverkaufte Konzert am Sonntag im Werner-Otto-Saal der Kunsthalle als Mitwirkender und „Cellist aus Leidenschaft“ angekündigt. Für viele, die Sie nur als Kunsthallen-Direktor kennen, wohl eine Überraschung...

Alexander Klar: Bei einem Interview zusammen mit dem Symphoniker-Chef Daniel Kühnel erzählte ich mal, dass ich Cello spiele und als Student sehr viel Kammermusik gemacht habe. Und etwas flapsig rutschte mir dabei heraus, dass mein Lieblings-Ensemble das Streich-Sextett ist. Irgendwann kam ich in den Beirat der Symphoniker, und im Winter sprach mich Daniel Kühnel an, ob ich an einer Podiumsdiskussion des Martha Argerich Festivals teilnehmen und auch Cello spielen würde. Und ich habe ziemlich schnell zugesagt. Er hatte sich das mit dem Streich-Sextett gemerkt, und nun spiele ich in einem Sextett der Strauss-Oper „Capriccio“ mit.

Kunsthalle: Warum der Direktor in der Mittagspause Cello übt

Und haben Sie Angst vor der eigenen Courage?

(Lacht laut.) Ein bisschen, wobei ich in dieser Woche so geübt habe, dass ich glaube, es bewältigen zu können. Meine Mitarbeiter haben schon geschmunzelt, weil ich mich mittags immer mit meinem Instrument in den Werner-Otto-Saal verzogen habe. Ich finde es aufregend und habe ein bisschen Herzklopfen, weil ich schon sehr lange nicht mehr aufgetreten bin. Aber ich bin gut eingebettet in die tollen Musiker der Symphoniker, die mich mit viel Sympathie durch die erste Probe getragen haben. Zwei Proben liegen noch vor uns. Ich denke: Das könnte gut werden.

Haben Sie vor Ihrer Zeit als Museumsdirektor in einem Orchester gespielt?

Während meines Studiums in Erlangen habe ich in einem sehr guten Jugendorchester gespielt und mit anderen Musikerinnen ein Streicht-Quartett gegründet. Mit beiden bin ich bei allen möglichen offiziellen Anlässen aufgetreten, von Klassik bis Salonmusik, auf Messen und Empfängen, und habe mir damit das Geld neben dem Studium verdient. Für den Profimusiker hat es aber nicht gereicht.

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Spielen Sie auch heute noch Cello in Ihrer Freizeit? Ich meine zu erinnern, dass Sie mit Ihrem Kompagnon, Kunsthallen-Geschäftsführer Norbert Kölle, auch zusammen musiziert haben?

Ich spiele gelegentlich zu Hause und habe auch schon zusammen mit Norbert Kölle Cello-Duo gespielt. Mit ihm und den beiden Tonali-Gründern Amadeus Templeton und Boris Matchin gab es auch ein paarmal ein Cello-Quartett. Aber ich spiele nicht in einem Ensemble. Meinen letzten öffentlichen Auftritt hatte ich in einem Sommerkonzert der Peggy Guggenheim Collection in Venedig, wo ich 2001 gearbeitet habe. Das ist also über 20 Jahre her.

Martha Argerich Festivalbis 30.6., Infos und Karten: symphonikerhamburg.de/martha-argerich-festival