Hamburg. Die US-Boys feiern mit 4000 Fans eine wahrlich feucht-fröhliche Party im Dauerregen. Nur die gedrosselte Lautstärke passt nicht ganz.
Kaum sind die Fans der Dropkick Murphys nach dem Konzert der Irish-Folk-Punker im Februar 2023 wieder halbwegs ausgenüchtert, da ist die Truppe auch schon wieder zurück in Hamburg. Für das Personal im Stadtpark heißt das: alle Hähne auf. Denn großen Durst haben die 4000 Anhänger im so gut wie ausverkauften grünen Rund natürlich wieder mitgebracht. Die Schlangen an den Ständen scheinen endlos.
Es heißt, Kannen zu stemmen, bis man „Massachusetts“ unfallfrei aussprechen kann. Massu … Masasch … erst mal ein Alster. Dann geht es auch schon los. Ab durch die Hecke.
Dropkick Murphys im Stadtpark: Ken Casey vertritt Sänger Al Barr würdig
„The Lonesome Boatman“ ist nicht lange einsam in Hamburg, mit „The Boys Are Back“ ist gleich Massenverbrüderung angesagt. Nach wie vor ist Hauptsänger Al Barr bei den Konzerten nicht dabei, um seine kranke Mutter zu pflegen. Bassist Ken Casey vertritt ihn würdig, Klassiker wie „Smash Shit Up“, „The State Of Massa… dingens“, „Rose Tattoo“ und das eher selten gespielte „Forever“ sind allerdings auch kein Hexenwerk.
Tatsächlich gleicht kein Konzert der Dropkick Murphys dem anderen und doch ist es immer gleich. Das klingt paradox, aber die Mischung aus Gitarren, Schlagzeug und Bass, Akkordeon, Dudelsack und Banjo ist kombiniert mit dem stampfenden Rhythmus so aufweckend wie über die Dauer etwas eintönig, das Tempo sogar bei „You’ll Never Walk Alone“ scharf, die Refrains eingängig.
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Nur die im Stadtpark gedrosselte Lautstärke passt nicht ganz zum Geschehen mit sieben Mann auf der Bühne und dem Gehüpfe in den ersten Reihen. Der Mann am Mischpult kommt wohl von den Dubliners, die E-Gitarren sind anfangs kaum zu orten.
Irischer Landregen beim Konzert der Dropkick Murphys in Hamburg
Dafür ist der Boden aber auch nicht so klebrig wie in der Sporthalle, die die Murphys seit 2010 bereits sechsmal besucht und besudelt haben, aber matschiger. Am Nachmittag setzt der Niederschlag ein und sorgt für irischen Landregen während der 85 Minuten. Open Air war die Band bereits 2011 auf der Trabrennbahn zu Gast, der Stadtpark erlebt dieses Jahr seine Premiere mit den Boys und zeigt sich gleich von seiner klassischen Hamburger Seite.
Aber Ken Casey, der „Bar Room Hero“, genießt das, rennt immer wieder grinsend raus in den Regen, schliddert über den glitschigen Rasen, faustet Fans ab und ist geradezu stolz: „Dieser Ort ist … anders. Aber euch Deutsche kann ein wenig Regen nicht stoppen, wenn es Bier und Musik gibt.“
Das stimmt sehr wohl. Es haben deutlich weniger Fans vor dem Wetter gekniffen als bei King Gizzard & The Lizard Wizard vor einem Monat. Gemessen an den widrigen Umständen ist die Atmosphäre herzlich, feucht und fröhlich bis zu den letzten Songs „I‘m Shipping Up To Boston“ und „Until The Next Time“. Eine unterhaltsame Party mit einer sehr gut aufgelegten Band aus … Massachusetts! Geht doch.