Hamburg. 90 Minuten „brutale Lautstärke“ in der Hamburger Inselpark-Arena: Ice-T und seine Band knüppeln jeden Song der Setliste runter.
Punkt 21 Uhr heulen die Polizeisirenen los, das Intro für Body Counts Konzert in der rappelvollen Inselpark-Arena in Wilhelmsburg. „Make some noise!“ ruft Rapper Ice-T in den Saal. Seine Fans, gefühlt 97 Prozent männlich, überwiegend schwarz gekleidet, lassen sich nicht zweimal bitten.
Die nächsten 90 Minuten werden zu brutaler Lautstärke mit der amerikanischen Rap-Metal-Combo abgefeiert, im Mosh Pit vor der Bühne wogt die eng stehende Masse hin und her, es wird wie beim Football hart gerempelt, doch das aggressiv anmutende Gebaren ist friedlich, Körpereinsatz gehört zu einem Metal-Konzert eben dazu. Die Schlangen vor den Bierständen sind lang, auch Bier läuft in großen Mengen die Kehlen hinunter und das ist ganz in Ice-Ts Sinne. Die Rap-Ikone, inzwischen schon 66 Jahre alt, warnt vor dem Genuss von Drogen.
Body Count mit Rapper Ice-T in Hamburg: Punkt 21 Uhr heulen die Polizeisirenen
1990 hat der Rapper in Kalifornien Body Count gegründet und schon zwei Jahre später mit dem Song „Cop Killer“ eine heftige Kontroverse ausgelöst. Der Song war eine Reaktion auf die brutale Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King durch weiße Polizisten. Ice-T hat ihn immer noch im Repertoire, sein kritischer Blick auf die Uniformierten hat sich nicht verändert, denn Übergriffe von Gesetzeshütern in den USA sind weiterhin an der Tagesordnung, wie die Ermordung von George Floyd vor vier Jahren gezeigt hat.
Auch darauf hat Ice-T mit dem Song „No Live Matters“ reagiert. Vehement kritisiert er die Gewalt gegen Schwarze und den Rassismus in seiner Heimat. „Talk Shit, Get Shot“ ist ein weiterer Song in dieser Reihe. Dafür holt er seine neunjährige Tochter auf die Bühne, die den Refrain mitskandiert. Auch ein Sohn aus einer früheren Ehe gehört zu Body Count: Little Ice ist einer von zwei Backgroundsängern.
Ice-T in Hamburg: „Ich habe keine Lust, meinen Hintern in die Garderobe zu bewegen“
Jede Nummer auf der Setliste wird von den vier Musikern und den drei Rappern knüppelhart runtergeprügelt, eine Verschnaufpause gibt es nicht. Body Count covert mit „Raining Blood“ einen Song der kalifornischen Thrash-Metal-Band Slayer, es gibt Songs aus dem Debütalbum wie „There Goes My Neighborhood“ und „Bowels Of The Devil“, aber auch ein paar neue Stücke vom demnächst erscheinenden Album „Merciless“. Der Titeltrack und „The Purge“ werden genauso gefeiert wie die bekannten Nummern. Nach genau 90 Minuten endet diese brachiale Tour de Force.
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Zugaben gibt es bei Body Count nicht. „Ich habe keine Lust, meinen 66 Jahre alten Hintern in die Garderobe zu bewegen und wieder rauszukommen. Deshalb gibt’s sofort Extra-Nummern“, erklärt Ice-T und präsentiert nach „Cop Killer“ noch drei weitere Stücke. Mit einem Pink-Floyd-Song schickt er seine begeisterten Fans nach Hause: Den Schlusspunkt setzt er mit „Comfortably Numb“ aus dem „The Wall“-Album.