Hamburg. Der Rock-Altmeister kommt in den Stadtpark, Queens of the Stone Age in die Sporthalle. Dazu noch Kino, Kunst, Komödie und Musical.

„School‘s Out For Summer“: Noch haben die Ferien nicht begonnen, aber zumindest die Eltern und Großeltern freuen sich schon darauf beim Konzert von Alice Cooper im Stadtpark. Die jüngeren Generationen gehen zu Troye Sivian in die Sporthalle oder zu Becks in den Mojo Club, kunstaffine Fußballfans in die Galerie im Elysée, Freunde des inklusiven Humors zu „Die Goldfische“ in die Kammerspiele, und Musical-Anhänger können „A Chorus Line“ neu entdecken. Unsere Kultur-Tipps der Woche.

Kultur-Tipps Hamburg: Alice Cooper kommt in den Stadtpark, diesmal ohne Johnny Depp

„Ich bin ein Entertainer. Ich liebe das Touren. Meine Frau ist immer dabei. Und ich wüsste nicht, was ich sonst tun sollte. Warum soll ich in Rente gehen?“, erzählte Schock-Rock-Pionier Alice Cooper vor einem Jahr im Interview kurz vor seinem Auftritt mit Johnny Depp, Joe Perry und den Hollywood Vampires im Stadtpark. Auch sein neues Album „Road“ (2023) dreht sich ausschließlich um das Leben im Tourbus und auf der Bühne. Fast schade, dass beim nächsten Abstecher von Alice Cooper nach Winterhude am 12. Juni von den aktuellen Liedern nur „Welcome To The Show“ auf dem Programm steht. Aber der Mann hat in mehr als fünf Jahrzehnten einfach zu viele Hits gesammelt: „No More Mr. Nice Guy“, „Hey Stoopid“, „Poison“ und „School‘s Out“ sind unverzichtbar. Freuen wir uns darauf! tl

Alice Cooper Mi 12.6., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten zu 88,- im Vorverkauf; www.stadtparkopenair.de

Auf Spurensuche in der deutschen Literatur 1933 bis 1945: Filmszene aus „Jeder schreibt für sich allein“.
Auf Spurensuche in der deutschen Literatur 1933 bis 1945: Filmszene aus „Jeder schreibt für sich allein“. © Piffl Medien | Piffl Medien

Schriftsteller im Nationalsozialismus: „Jeder schreibt für sich allein“ im Abaton

Es ist ein Versuch, sich den zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gebliebenen Schriftstellern zu nähern, sie zu verstehen und ungeklärte Fragen zu beantworten. Welche Haltung hatten sie dem Nationalsozialismus gegenüber entwickelt? Dominik Grafs Dokumentarfilm „Jeder schreibt für sich allein“ (angelehnt an Falladas Roman „Jeder stirb für sich allen“) basiert auf dem Sachbuch des Literaturforschers Anatol Regnier, der zu Gottfried Benn, Klaus Mann, Erich Kästner, Hans Fallada, Ina Seidel und weiteren Literaturpersönlichkeiten forscht. Im Verlauf zeigt sich ein komplexes Gefüge zwischen Leben und Kunst, politischer Haltung und Anpassung. Psychotherapeutin Gabriele Teckentrup ist Gast bei der Matinee an diesem Sonntag, 9. Juni, im Abaton. hphv

„Jeder schreibt für sich allein“ So 9.6., 11.00, Abaton Kino, Allende-Platz 3, (Bus 4, 5 Grindelhof), Karten ab 11,-; www.abaton.de

Josh Homme (Mitte) gründete Queens of the Stone Age 1996 in Seattle, das spirituelle Herz der Band schlägt aber in der Wüste Kaliforniens. 
Josh Homme (Mitte) gründete Queens of the Stone Age 1996 in Seattle, das spirituelle Herz der Band schlägt aber in der Wüste Kaliforniens.  © Andreas Neumann | Andreas Neumann

Queens of the Stone Age: Feinster Wüstenrock in der Sporthalle

Für Fans von fantastischen Live-Rockbands aus Kalifornien war die Wahl ein Dilemma: am 11. Juni zu Green Day auf der Trabrennbahn oder zu Queens of the Stone Age in der Sporthalle? Die Abstimmung mit den Füßen (und dem Geldbeutel, Green Day ist irre teuer mit mehr als 90 Euro) erfolgte vielfach Richtung Westküsten-Punk: Green Day ist ausverkauft. Aber wer zu Josh Homme und seinen Steinzeit-Königinnen nach Winterhude geht, macht auch nichts falsch. Der mal brettharte, mal progressive, immer immens melodiöse Desert- und Stoner-Rock dieser Band aus fantastischen Musikern hat bei bislang allen elf Hamburg-Konzerten begeistert, ob im Logo oder in der Barclays Arena, ob Homme im Stadtpark restbesoffen war oder in der Freiheit auf der Bühne kollabierte. Jetzt machen sie das dreckige Dutzend voll. tl

Queens of the Stone Age, Bones UK Di 11.6., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 69,40 im Vorverkauf; www.qotsa.com

„Die Goldfische“ gewann bei den vorerst letzten Privattheatertagen 2023 in Hamburg den Publikumspreis.
„Die Goldfische“ gewann bei den vorerst letzten Privattheatertagen 2023 in Hamburg den Publikumspreis. © Robert Jentzsch | Robert Jentzsch

Ein Publikumserfolg: Inklusions-Komödie aus Dresden wieder an den Kammerspielen

Als das Stück „Die Goldfische“ bei den vorerst letzten Privattheatertagen 2023 in Hamburg den Publikumspreis gewann, war das eine Überraschung und Anerkennung für eine ungewöhnliche Boulevard-Komödie. Die Produktion der Comödie Dresden nach dem gleichnamigen Kinofilm von Alireza Golafshan verhandelt das Thema Inklusion auf humorvolle und politisch durchaus unkorrekte Art. Im Zentrum steht der geldgierige Turbo-Banker Oliver, der nach einem Verkehrsunfall in der Reha auf die Wohngruppe „Die Goldfische“ trifft, alles Menschen mit Handicap. Als er diese für seinen Schwarzgeldschmuggel ausnutzen will, läuft der Deal ganz anders als erwartet. Mit den Wahlhamburgern Alexander Wipprecht (ZDF-„heute-show“) und Kathi Damerow, seit zwei Jahrzehnten die Margot in der „Heißen Ecke“ (Tivoli), spielt das Stück bis zum 29. Juni in den Kammerspielen. str

„Die Goldfische“ Sa 8.6., dann Do 13.–29.6., jew. 19.30, Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9–11, Karten zu 21,- bis 46,- T. 040/413 34 40; www.hamburger-kammerspiele.de

Tanzen will gelernt sein: Das harte Auswahlverfahren fürs Musical und die persönlichen Geschichten der Probanden sind Inhalt von „A Chorus Line“ im First Stage Theater.

Foto: Silke Thelen
Tanzen will gelernt sein: Das harte Auswahlverfahren fürs Musical und die persönlichen Geschichten der Probanden sind Inhalt von „A Chorus Line“ im First Stage Theater. Foto: Silke Thelen © Silke Thelen | SILKE THELEN

Ein Musical-Klassiker, neu inszeniert und übersetzt in Altona-Altstadt

„A Chorus Line“, uraufgeführt 1975, ist eines der erfolgreichsten Broadway–Musicals, durfte aus rechtlichen Gründen jedoch jahrzehntelang auch im deutschsprachigen Raum nur (und selten) vom Original-US-Kreativteam choreografiert werden. Seit diesem Jahr ist die Regelung aufgehoben: Das First Stage in Altona-Altstadt zeigt „A Chorus Line“ vom 8. Juni an als erstes Theater hierzulande in einer freien Inszenierung von Choreograf Till Nau und neu übersetzt von Robin Kulisch, beide übrigens Ex-Absolventen der Stage School. Unter den rund 20 Darstellern im knallharten Ausleseprozess für ein neues Musical mit tiefen Einblicken ins Persönliche wirken in Hauptrollen auch Natascha Cecilia Hill („Mamma Mia!“) und Reginald Holden Jennings („Starlight Express“, „Spamalot“) kräftig mit. str

„A Chorus Line“ Previews Sa 8./So 9.6, Premiere Mo 10.6., jew. 19.00, dann bis 12.10., First Stage Theater (Bus 16, 112, 115 Große Bergstraße), Thedestr. 15, alle Termine und Karten ab 39,- (inkl. HVV) unter https://firststagehamburg.de/produktion/a-chorus-line/

Am 10. Juni ist Anstoß für die Ausstellung „Ballkunst“ in der Galerie im Elysée,  auch mit dem Werk „Ein Sommerabend Märchen“ von Ute Martens.
Am 10. Juni ist Anstoß für die Ausstellung „Ballkunst“ in der Galerie im Elysée, auch mit dem Werk „Ein Sommerabend Märchen“ von Ute Martens. © Ute Martens | Ute Martens

Zur Euro 2024: Ausstellung „Ballkunst“ mit Kreativ-Elf in Galerie Elysée

Sie ist zwar nicht Teil des offiziellen Kulturprogramms zur Euro 2024, doch wo sonst der HSV vor seinen Zweitliga-Heimspielen komfortabel nächtigt, herrscht auch vor Beginn der Fußball-EM und lange darüber hinaus die „Ballkunst“. Die Galerie im Hotel Grand Elysée zeigt, wie sich eine ganze Mannschaft von der Dynamik und Energie des weltweit populären Kicks hat inspirieren lassen. Elf (!) Künstlerinnen und Künstlern haben sich dem Phänomen Fußball auf malerische Weise gewidmet, frei nach dem Motto: Jedes Spiel ist zu Beginn wie eine leere Leinwand, alles kann passieren. Wie die Kreativ-Elf, von Anja Struck bis Veit Suhrbier, das Spiel künstlerisch eingefangen hat, ist bis zum 11. September zu sehen. Die einführenden Worte spricht in Anwesenheit der Künstler am Montag, 10. Juni, der frühere ARD-Moderator und Adolf-Grimme-Preisträger (im Duo mit Günter Netzer) Gerhard Delling. str

„Ballkunst“ Eröffnung Mo 10.6., 18.30, Anmeldungen unter galerie@grand-elysee.com, danach tägl. 9.00–20.00, Galerie im Elysée (S Dammtor), Rothenbaumchaussee 10, Eintritt frei

Ein Spiel der Reflexionen: „On On and On“ von Linus Rauch in der Galerie Tom Reichstein Contemporary.
Ein Spiel der Reflexionen: „On On and On“ von Linus Rauch in der Galerie Tom Reichstein Contemporary. © Henning Rogge | Henning Rogge

Ein Swimmingpool im Oberhafenquartier, allerdings nur für Leinwände

Eine besonders sehenswerte Ausstellung hat im Oberhafen bei Tom Reichstein Contemporary eröffnet. Der in Berlin lebende Konzeptkünstler Linus Rauch hat im Rahmen von „On On and On“ einen Pool in die Galerie gebaut, der fast den gesamten Boden einnimmt. So will er Reflexionen erzeugen, die den Gästen ungewöhnliche Perspektiven und Blickachsen eröffnen. Die großformatigen, grafischen Bilder an Wänden und Decken spiegeln sich in der Oberfläche der dunklen Flüssigkeit und werden so zu eigenständigen Werken, zum Beispiel das Triptychon „Echo“ oder „Recursion/Sameness and Difference“. Für diese Arbeit hat Rauch eine einzige Tintenlinie auf ein kunstvoll gefaltetes 40 Meter langes Stück Leinwand aufgetragen. Sozusagen eine Ausstellung als Reflexion über Reflexionen. vfe

„Linus Rauch. On On and On“ bis 29.6., Mi–Fr 15.00–18.00, Sa 12.00–15.00, Tom Reichstein Contemporary (U Steinstraße, U HafenCity Universität), Stockmeyerstraße 41, Halle 4J, Eintritt frei; www.tomreichstein.com

Kult-Fotograf Klaus Elle forscht auf dem Kreativplaneten Jupiter

Die „Darstellung des Nicht-Sichtbaren“ und die „Interpretation des Sichtbaren“ – nichts weniger hat der aus Leipzig stammende Fotograf Klaus Elle sich auf die Fahnen geschrieben (geboren „in den 50ern“, übrigens). Angefangen als „Plakatmaler, der mit künstlerischen Mitteln nach Erkenntnissen forschte“, wurde er später „Westdeutscher, der weiter nach der Wahrheit suchte“. Heute bezeichnet sich Elle als „gesamtdeutscher Allerweltskünstler, der als Bewusstseinsverstärker an der gesellschaftlichen Veränderung arbeitet“. Die Stiftung F. C. Gundlach präsentiert seine Arbeiten im Kreativplaneten Jupiter in „Elles Erkenntnislabor“. Dazu wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Kuratorenführungen und Vorträgen geboten. vfe

„Elles Erkenntnislabor“ bis 27.6., Mo, Di 10.00–21.00, Mi–Sa 10.00–24.00, So 10.00–18.00, Jupiter, 3. OG (U/S Hbf.), Mönckebergstraße 2-4, Eintritt frei; www.fcgundlach.de

Der australische Sänger und Schauspieler Troye Sivan.
Der australische Sänger und Schauspieler Troye Sivan. © picture alliance / NurPhoto | picture alliance

Australiens LGBTQIA+-Ikone Troye Sivan singt in der Sporthalle

2013 hatte Troye Sivan in einem YouTube-Video sein Coming-out als Homosexueller, heute ist er Ikone der LGBTQIA+-Bewegung. Der in Johannesburg (Südafrika) geborene Australier wurde als Darsteller des jungen James Howlett als Wolverine in „X-Men Origins: Wolverine“ und als Hauptdarsteller der Romanadaption „Spud“ auf der großen Kinoleinwand bekannt. Seine Karriere begann er aber als Sänger, und diesen Weg verfolgt er weiter. Viel Aufmerksamkeit erzeugten Troyes Lieder „Rush“ und „One Of Your Girls“, die im Vorjahr auf dem Album „Something To Give Each Other“ erschienen. Auch Stars wie Ariana Grande kooperierten bereits für Songs mit ihm. Auf seiner „Something To Give Each Other 2024 Tour“ besucht Sivan am 12. Juni die Sporthalle Hamburg. hphv

Troye Sivan Mi 12.6., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 58,20 im Vorverkauf; www.troyesivan.com

Die aus Düren stammende Sängerin Becks alias Rebecca Thomalla. 
Die aus Düren stammende Sängerin Becks alias Rebecca Thomalla.  © Felix Sauerbrey | Felix Sauerbrey

Musik und Gefühle wie Lilien mit Becks im Mojo Club

„Ich hab kein’n Bock mehr auf den Standard, den wir erfüllen müssen, und all die Blicke, die ich kriege, nur weil ich sie küsse”: Rebecca Thomalla alias Becks singt von Selbstbestimmung, Feminismus und ihren Erfahrungen in lesbischen Beziehungen. Die „Chemie“ scheint zu stimmen, wie ihre erfolgreiche Debütsingle 2021 zeigte. Die heute 26-Jährige wuchs in der Kleinstadt Düren auf, wo Becks nie das Gefühl hatte, sie selbst sein zu können. In den sozialen Medien fand sie Zuflucht und Anschluss, was ihr neues Selbstbewusstsein verlieh, sowie eine große Fangemeinde für ihre Musik einbrachte. Aus Krankheitsgründen musste die im Vorjahr geplante Tour verschoben werden, doch am 13. Juni spielt Becks auf ihrer „Gefühle wie Lilien Tour” im Mojo Club. hphv

Becks Do 13.6., 20.00, Mojo Club, (U St. Pauli) , Reeperbahn 1, Karten zu 31,60 im Vorverkauf; www.mojo.de