Hamburg. Ägypten-Fans werden das Buch mögen, spannend ist es aber nur manchmal: „Kleopatras Grab“ ist zugleich über- und unterambitioniert.

Als Autor jenseits des Sachbuchsegments ist Constantin Schreiber bislang einmal in Erscheinung getreten. „Die Kandidatin“ war vor drei Jahren ein radikales, provokatives Gedankenexperiment. Der Lust am Was-wäre-Wenn bleibt der „Tagesschau“-Sprecher, dessen Ehrgeiz sich nicht in der Zeit zwischen 20 Uhr und 20.15 Uhr erschöpft, jetzt treu – Schreibers erster Krimi „Kleopatras Grab“ denkt über eine mögliche Alternativgeschichte des Christentums nach.

Das kann man durchaus verraten, wenn man auch sonst besser nicht zu viel preisgibt. Sonst wäre der Krimispaß futsch. Schreiber, zuletzt mit einer Art Lebenshilfebuch in Erscheinung getreten, leitet seinen „Ägypten-Krimi“, wie die Neuerscheinung untertitelt ist, mit einer Vorbemerkung ein, wonach lediglich „ein Prozent des Wissens der Antike überliefert“ sei. „Was, wenn wir dann erkannten: Es war alles anders! Wir müssen alles neu begreifen!“, heißt es da weiter.

Constantin Schreiber: Sein erster Krimi „Kleopatras Grab“ ist manchmal verworren

Was man sagen darf, ist: Schreibers Plot um zwei tote Geistliche in Alexandria ist zwar insgesamt manchmal verworren, aber im Hinblick auf die Idee, dass Vorstellungen des Christentums – „das Ende des klerikalen Patriarchats“! – auf den Kopf gestellt werden könnten, ziemlich klar. Wobei die Tatsache, dass „Kleopatras Grab“ in Ägypten, der Islam jedoch gar keine Rolle spielt, im Übrigen konsequent ist. Mit seinen islamkritischen Büchern („Kinder des Koran: Was muslimische Schüler lernen“) polarisierte der Nahost-kundige Schreiber, der Arabisch spricht, nämlich stark. Er wurde zuletzt Opfer eines Tortenangriffs einer linken Studentengruppe und teilte danach mit, sich zum Thema „Islam“ künftig nicht mehr äußern zu wollen.

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Seine Romanheldin Theodora Costanda, eine griechischstämmige und in Belgien aufgewachsene Kommissarin, gerät in „Kleopatras Grab“ in eine zunehmend unübersichtliche Ermittlungslage, in deren Fortgang sie schließlich von ihren Fortgesetzten kaltgestellt wird. Ein ranghoher Priester am Flussufer ist nur der Anfang und der Hauptverdächtige schnell ausgemacht. Der französische Erbe und Abenteurer Jacques Bernheim sucht das nie entdeckte Grab Kleopatras. Würde er töten, um ans Ziel zu gelangen? Und welche Rolle spielen die Kirche und ein Geheimbund bei der ganzen Sache?

„Kleopatras Grab“: Constantin Schreiber gönnt sich in seinem ersten Krimi ein paar Twists

Der Autor Constantin Schreiber gönnt sich und den Lesenden unter anderem viel Blut (in der Kirche!) und eine Baseballschläger-kompetente Assistentin, in diesem Fall die des erwähnten Grabsuchers. Außerdem ein paar Twists, die ziemlich fantasievoll sind. Dennoch kommt einem der Krimi gleichzeitig über- und unterambitioniert vor. Letzteres betrifft, im Krimi- und Thriller-Genre tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme, die Sprache mit abgedroschenen Formulierungen und Absätzen, die eher nach Wikipedia als nach Roman klingen.

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Die Handlung könnte zwar Ägypten-Fans gefallen und außerdem allen, die es nach mehr als einem „Wer ist der Mörder?“ verlangt. Allerdings fehlen in der Anlage des Romans der ein oder andere Cliffhanger, was die Angelegenheit bisweilen etwas lahm erscheinen lässt. Und die Sache mit dem Kirchengeheimnis hinter den Morden, das die Welt erschüttern könnte, ist insgesamt irgendwie zu großformatig. Wahrscheinlich hat Schreiber viel Dan Brown und Ken Follett gelesen.

Das Cover von Constantin Schreibers Krimi „Kleopatras Grab“, Hoffmann und Campe, 318 S., 22 Euro.
Das Cover von Constantin Schreibers Krimi „Kleopatras Grab“, Hoffmann und Campe, 318 S., 22 Euro. © Hoffmann & Campe Verlag | Hoffmann & Campe Verlag