Der Nachrichtenmann stellte sein neues Buch rund ums Thema Glück vor. Und erzählte, wie einmal in der S-Bahn alles schiefging.

Machen „Tagesschau“-Sprecher Selfies mit Leuten, die auf so etwas stehen? Stehen sie gar selber drauf? Was letzteres angeht, gab Constantin Schreibers Besuch der Buchhandlung Felix Jud nicht unbedingt Aufschluss. Aber weg schickte er den Fan jedenfalls nicht. Das war freundlich, das brachte Glück, sicher auch ihm. Darum geht es ja in dem neuen Buch, mit dem der 43-jährige Hamburger derzeit auf der Bestsellerliste steht und das er nun bei Felix Jud vorstellte: ums Glücklichsein.

Und da ist, wie Schreiber im Buch und im Gespräch mit seiner Fernsehkollegin Harriet von Waldenfels („ZDF-Morgenmagazin“) eloquent beschrieb, neben einer positiven Lebenseinstellung zum Beispiel eben auch Freundlichkeit gefragt. Schreiber kam übrigens leger gekleidet in die Buchhandlung; in Sneakern könnte er theoretisch auch die Nachrichten vorlesen, das kann man als Zuschauer ja nicht sehen. Womöglich tut er es tatsächlich, wer weiß.

Constantin Schreiber: Ein Buch für die krisengeschüttelte Gegenwart

Mit seinen publizistischen Unternehmungen – vier Bücher allein bei Hoffmann & Campe mittlerweile – sticht Schreiber in jedem Fall aus der Berufsgruppe der Nachrichtenmänner und -frauen heraus. Mit „Glück im Unglück: Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe“ könnte er ein Buch für die krisengeschüttelte Gegenwart geschrieben haben.

Den allumfassenden Angang – der Text ist eine Mischung aus Reportage, Gegenwartsdiagnose und Ratgeber – kann mal wahlweise als putzig oder erfrischend bezeichnen. Unstrittig ist: Schreiber liegt sein Thema am Herzen.

„Tagesschau“-Sprecher: Wir leben in einem panischen Zeitalter

Die Frage, ob Glück trainierbar ist, beantwortete er im Laufe der Veranstaltung mehr oder weniger mit ja – was in den Kontext seines kritischen Blicks auf die gegenwärtige Festlegung des Zeitgeists auf Horrornews passt. Schreiber sprach vom „panischen Zeitgeist“ und zitierte Greta Thunbergs 2019 ausgesprochenes Bekenntnis „I want you to panic“.

Was den teilweise kritischen Blick auf Klimaaktivismus angeht, möchte man ihm übrigens entschieden widersprechen. Merkwürdig, dieser Glaube der Nicht-mehr-Jungen, die Parole „Anpacken und mutig sein“ (Schreiber) werde es künftig allein richten – auf große Öko-Fortschritte wartet man doch schon seit Jahrzehnten.

Ein „Freundlichkeitstag“ im Selbstversuch

Schreiber unterstrich die destruktive Kraft der sozialen Netzwerke und erzählte vom Fremdeln mit Instagram. Irritierend seien etwa die archaischen Geschlechtervorstellungen, etwa wie Frauen zu sein und was sie zu tun hätten. Er berichtete außerdem vom Selbst-Versuch eines „Freundlichkeitstages“; der klappte nicht so richtig, man weiß nach seiner launigen Erzählung nun aber, dass Schreiber mit dem E-Roller zur S-Bahn fährt. Und dort, in der Bahn, weiß Schreiber durchaus, dass es sich gehört, älteren Damen einen Sitzplatz anzubieten. Blöd nur, wenn die kein Deutsch kann und ihn für einen Kontrolleur hält.

Von der Elbvororte-Kennerin Waldenfels auf seine eigene gesellschaftliche Position angesprochen, bekannte der Elbvororte-Kenner Schreiber seine Privilegien: „Man sieht die Gegensätze vom Arm und Reich in nebeneinanderliegenden Stadtteilen, Dankbarkeit und Demut kenne ich schon lange.“

Constantin Schreiber: Glück beim Klavierspiel

Und dann kam er zum Glücklichsein. Was seine Profession angeht – als Nachrichtensprecher ist man vor allem der Überbringer von schlechten Nachrichten –, setzt er auf das Konzept des Umschaltens: „Das ist der Schlüssel zum Glück. Natürlich habe ich mich am Anfang gefragt, ob ich nach meiner Schicht glücklich nach Hause gehen darf. Ich darf es nicht nur, ich muss es.“

Glücklich ist Schreiber dann, wenn er Klavier spielt, kürzlich fing er nach Jahrzehnten Pause wieder an. Schreiber trug vor, was Neurowissenschaftler über Dopamin herausgefunden haben. Wahrscheinlich war er an diesem Abend selbst mit Glückshormonen gedopt: Das Publikum lauschte seinen Worten gebannt, und anders als bei der „Tagesschau“ applaudierte es, nachdem er vorgelesen hatte.