Hamburg. 5000 Menschen feierten beim Festival im Elbpark Entenwerder Musiker wie Willow Parlo und Antje Schomaker. Warum ohne Fahrräder nichts lief.

Der unvollendete Elbtower wirkt lediglich wie ein Stück urbane Kulisse im Hintergrund. Auf der Wiese im Elbpark Entenwerder tummeln sich Menschen auf Decken und Liegestühlen unter hohen sattgrünen Bäumen. Die Hamburger Band Willow Parlo schickt ihren traumwandlerischen Pop wie eine warme Brise hinein in diese sommerliche Lauschigkeit.

Während auf St. Pauli der Schlagermove tobt, findet weiter östlich mit dem „Futur 2“-Festival das wohl entspannteste Open Air Hamburgs statt. Obwohl: Einige der rund 5000 Gäste legen sich so richtig ins Zeug. Denn die Bühne, auf der Willow Parlo auftritt, ist die sogenannte Pedal-powered-Stage. Mit bestem Blick auf die Band sind vier Fahrräder auf Platten montiert und mit Kabeln an die Bassbox angeschlossen. Je mehr gestrampelt wird, desto besser ertönt der Beat. Eine Mutter und ihr Sohn treten in die Pedale, ebenso ein Mädchen mit Prinzessinnenkrone und eine junge Frau, lässig mit Sonnenbrille und Eis in der Hand.

Musik-Festival „Futur 2“ – das wohl entspannteste Open Air Hamburgs

Familien vergnügen sich an Spielestationen, andere lassen sich Glitzer aufmalen oder verköstigen sich an den Gastro-Ständen. Das Geschirr wird mit Pfandsystem retourniert. Denn seit seiner Gründung im Jahr 2018 versteht sich das „Futur 2“- Festival als Labor, wie sich Veranstaltungen klimafreundlicher und kreislauffähiger gestalten lassen. Die Umweltbehörde ist ebenso mit an Bord wie die Hamburger Hochbahn, die einen ihrer Busse auf dem Gelände geparkt hat. Daraus erklingen DJ-Sounds, denen Gäste auf Sitzsäcken mit Leihkopfhörern lauschen. Die Seele baumeln lassen und zugleich an die Umwelt denken. Das funktioniert beim „Futur 2“ mit großer Selbstverständlichkeit.

Der unvollendete Elbtower bildet nur den Hintergrund für das „Futur2“-Festival auf der grünen Halbinsel Entenwerder.
Der unvollendete Elbtower bildet nur den Hintergrund für das „Futur2“-Festival auf der grünen Halbinsel Entenwerder. © Birgit Reuther | Birgit Reuther

Das Festival beherzigt aber auch Aspekte wie Geschlechtergerechtigkeit. „Ich habe selten so viele tolle Frauenstimmen an einem Ort gehört‟, sagt Moderatorin Siri Keil. Multiinstrumentalistin Catt etwa singt in ihren intensiv driftenden Popsongs vom Loslassen und Neuanfangen. Gitarre, Piano und Posaune ertönen da von der solarbetriebenen großen Bühne. Einige im Publikum wiegen sich sanft hin und her. Andere schließen einfach die Augen.

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Partystimmung wiederum herrscht beim Auftritt von Antje Schomaker mit ihrem freigeistigen wie tanzbaren Indie-Poprock. „Das ist dieses Jahr der Festivalauftakt für uns“, ruft sie strahlend in die Menge. Vielen geht es genauso. Ein toller – und nachhaltiger – Auftakt für die Open-Air-Saison.