Hamburg. Sie war die erste Frau an der Spitze der Staats- und Universitätsbibliothek: Bundesverdienstkreuzträgerin Gabriele Beger ist tot.

Gabriele Beger ist tot. Die Bibliotheksmanagerin ist nach kurzer, schwerer Krankheit wenige Tage nach ihrem 72. Geburtstag in Hamburg gestorben. Das teilte die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky (Stabi) jetzt mit, deren Leiterin die gebürtige Ostberlinerin von 2005 bis 2018 war. Sie war die erste Frau, die diese Rolle innehatte.

Für ihren Einsatz für das Bibliothekswesen empfing Beger 2018 aus den Händen der Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. „Unter ihrer Leitung ist die Stabi zu einem zentralen Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs in Hamburg geworden“, lässt Fegebank sich zum Tod Begers zitieren. Auch auf nationaler Ebene habe diese sich erfolgreich für die Weiterentwicklung des Bibliothekssystems eingesetzt und als ehrenamtliche Verfechterin klarer Regelungen im Urheberrecht verdient gemacht. Fegebank: „Von ihrem unermüdlichen Einsatz profitieren Kulturschaffende, Bibliotheken und die Bürgerinnen und Bürger. Ihr Wirken strahlt weit über Hamburg hinaus.“

Abschied von Gabriele Beger: „Sie war eine ungewöhnliche, kluge Frau“

Hamburgs Literaturhaus-Chef Rainer Moritz, der mit Beger unter anderem in der Jury von „HamburgLesen“ zusammentraf, sagte dem Abendblatt: „Sie war eine ungewöhnliche, kluge Frau, die gedankenschnell immer Lösungen parat hatte und mit ihrem Berliner Witz dafür sorgte, dass Sitzungen nie langweilig wurden. Und wer einmal das Vergnügen hatte, auf dem Beifahrersitz in ihrem Mini Platz zu nehmen, begriff schnell, dass sie auch beim Autofahren gern auf die Überholspur wechselte.“

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Beger wurde am 24. April 1952 in Berlin-Treptow geboren und war in ihrer Heimatstadt von 1971 bis 2005 an der Berliner Stadtbibliothek tätig, seit 1992 als Direktorin und Vorstandsmitglied der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek. Ab 1996 trat Beger als Dozentin in Erscheinung, lehrte am Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität, als Professorin an der FH Potsdam und als Lehrbeauftragte an der Uni Hamburg.

Nachruf: Gabriele Beger war Mittlerin zwischen Ost und West

Später sei sie als Hamburger Bibliotheksdirektorin mit ostdeutscher Biografie „auch auf nationaler Ebene eine prägende Persönlichkeit für das Zusammenwachsen der Bibliotheken in Ost und West“ gewesen, teilte die Stabi am Dienstag mit.

„Mit Gabriele Beger verlieren die Bibliothekarinnen und Bibliothekare Hamburgs, Berlins und Deutschlands eine engagierte und fachlich geschätzte Kollegin, die es durch ihre Persönlichkeit immer wieder verstanden hat, für die Bibliotheken neue Freundinnen und Freunde zu gewinnen“, sagte Robert Zepf, seit 2019 Direktor der Stabi, und weiter: „Sie war eine der führenden Bibliotheksjuristinnen Deutschlands – mit Charme und guten Argumenten ist es ihr immer wieder gelungen, für die Belange der Wissenschaft, der Bibliotheken und ihrer Nutzenden faire Lösungen zu erreichen.“