Hamburg. Das Hathor Consort und die Sopranistin Dorothee Mields trieben Besuchern Tränen in die Augen – auch der Applaus war anders als sonst.

„Ach Gott! Wir haben’s nicht gewusst, was Krieg für eine Plage ist!“ Das dichtete der Komponist Johann Hildebrand im 17. Jahrhundert, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Er schreibt: „Die Plage über alle Plagen ... Da gehet Gut weg … Mut … Blut“. Die Eindringlichkeit, mit der Sopranistin Dorothee Mields singt, schneidet ins Herz, treibt Tränen ins Gesicht. Jedes Wort glasklar.

Ein Konzert in der Reihe „Das Alte Werk“, auch Teil des Internationalen Musikfests Hamburg mit dem Thema „Krieg und Frieden“. Ein starkes und berührendes Konzert, und ja, leider auch eins mit Aktualität. Der Große Saal der Laeiszhalle fast voll, und am Ende gab es für das Hathor Consort unter Leitung der Gambistin Romina Lischka bewegten, heftigen, irgendwie sehr besonderen Applaus.

„Krieg und Frieden“ in der Hamburger Laeiszhalle beim Internationalen Musikfest

Das Konzept des Konzertes ruft ins Bewusstsein, wie die Menschen zwischen 1618 und 1648 mit dem Krieg zurechtkamen, wie sie klagten, wie sie sich auch Mut zusprachen. Gefühle voller Intensität, die zeitlos sind, eben auch heute ansprechen. Da gab es in Königsberg den Dichter und Komponisten Heinrich Albert, wichtiger Wegbereiter des Barockliedes.

Er hatte einen Kürbisgarten in Königsberg, ein Zufluchtsort für Künstler seiner Zeit. Sie dichteten, diskutierten und musizierten: „Mit Freundschaft, Musik und Poesie gegen die Grauen des Dreißigjährigen Krieges“. Romina Lischka versammelt Streicher, Harfe, Orgel und Zink in ihrem Hathor Consort, benannt nach der ägyptischen Muttergöttin.

Dorothee Mields‘ warmer Sopran rührt an tiefste Seelenschichten

Unter fünf thematischen Abschnitten wie Krieg, Friedenssehnsucht oder Kriegsfolgen wurden schlichte Lieder oder kleine geistliche Konzerte, zum Teil recht virtuos, ausgewählt, sie wechselten sich mit Instrumentalwerken ab. Schütz, Schein, Scheidt, Albert oder Hammerschmidt heißen die Komponisten, sie standen mit der „musikalischen Kürbishütte“ in Verbindung. Die Mischung ist dramaturgisch unglaublich zwingend, die Wechsel sind kurzweilig.

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Dorothee Mields ist eine der besten Sängerinnen für das deutsche Repertoire des 17. Jahrhunderts. Ihr klarer, warmer Sopran, ihre Ausdruckskraft, ihre Virtuosität rührt an tiefste Seelenschichten. Die innere Not, die aus den Texten spricht, vermittelt sich stark. Dazu kommt der faszinierend homogene Sound des Hathor Consort. Besser hört man diese Musik voller Melancholie und Trost kaum.