Hamburg. Intendant Axel Schneider stellte das neue Programm vor, bei dem auch Anne Frank, Siegfried Lenz und Loriot eine wichtige Rolle spielen.
„O Captain! My Captain!“ Wohl jeder Kinogänger kennt diesen Ausruf und verbindet damit den Schauspieler Robin Williams. Der spielte 1989 in „Der Club der toten Dichter“ einen unkonventionellen Englischlehrer und ließ sich von seinen Schülern so ansprechen. Die berühmte Anrede wird in der nächsten Spielzeit auch im Altonaer Theater zu hören sein, denn: „Altona goes Hollywood“.
„Der Club der toten Dichter“ und mehr: Altonaer Theater bringt Hollywood-Hits auf die Bühne
Gleich zwei berühmte Filme beziehungsweise deren Romanvorlagen finden dann ihren Weg von der Leinwand auf die Bühne. Was nicht so oft passiert, denn für deutsche Bühnen ist es sehr schwierig, die Aufführungsrechte zu klären. „Ich habe schon vor 15 Jahren versucht, die Rechte von ,Der Club der toten Dichter‘ zu bekommen. Damals bin ich gescheitert, jetzt hat es durch ein paar glückliche Zufälle geklappt“, berichtete Intendant Axel Schneider bei der Saisonvorschau des Altonaer Theaters. Ein weibliches Team aus Lea Ralfs (Regie), Ulrike Engelbrecht (Ausstattung) und Stine Kegel (Dramaturgie) wird auf diese Jungmänner-Clique und ihren Lehrer blicken (Premiere 13.9.). Dave Eggers‘ dystopischen Roman „Der Circle“, 2017 mit Tom Hanks und Emma Watson verfilmt, nimmt sich Oberspielleiter Georg Münzel vor. Er wird eine Bühnenfassung schreiben und das Stück inszenieren. Premiere soll am 23. Februar sein.
Ein wichtiger Schwerpunkt ist Schriftsteller Siegfried Lenz gewidmet
Siegfried Lenz wird ein weiterer Schwerpunkt in den nächsten zwei Spielzeiten im Altonaer Theater. Unter anderem wird es eine Lenz-Projektreihe geben, die eineinhalb Jahre laufen soll. Anlass für die Beschäftigung mit dem bedeutenden Schriftsteller und Hamburger Ehrenbürger ist dessen zehnter Todestag am 7. Oktober, Lenz‘ 100. Geburtstag wird am 17. März 2026 gefeiert.
Schneider ist gerade dabei, eine Stückfassung für Lenz‘ Roman „Heimatmuseum“ zu erstellen, die am 3. November ihre Uraufführung im Theater an der Museumstraße erleben wird. In dem 1978 erschienenen autobiografisch geprägten Werk geht es um Lenz‘ masurische Heimat und die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges mit Vertreibung und Flucht. „Heimat ist ein zentrales Wort. Gerade in Zeiten von Migration ist der Heimatbegriff wieder wichtig geworden“, so Schneider.
Das Altonaer Theater bringt auch „Das Tagebuch der Anne Frank“ auf die Bühne
Eine weitere Inszenierung beschäftigt sich acht Jahrzehnte nach dem Kriegsende mit einer weiteren Figur, die zwar nicht die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten überlebt hat, aber im Bewusstsein und in der Erinnerung aufgrund ihrer Aufzeichnungen lebendig geblieben ist. Am 18. Januar wird Michael Schachermaier seine Bühnenfassung des „Tagebuch der Anne Frank“ in Altona inszenieren. Oberspielleiter Münzel erläuterte, dass es Schachermaier darum gehe, einen „psycho-akustischen Raum“ zu schaffen, um das Eingesperrtsein des jüdischen Mädchens auf der Bühne deutlich zu machen.
Ein jüngeres Publikum möchten Schneider und sein Team mit „Mindset“ nach dem Roman von Sebastian Hotz alias El Hotzo in ihr Theater locken. Fake-Identitäten in sozialen Medien und die Schwierigkeit für junge Menschen, Orientierung zu finden, sind das Thema des Stücks, dessen sich Regisseur Kai Hufnagel annehmen wird. Hufnagel hatte zuletzt am Altonaer Theater mit großem Erfolg den „Vorleser“ inszeniert.
VIel zu lachen dürfte es in Altona bei „Loriots heile Welt“ geben
Einen weiteren Erfolgsroman bekommt das Hamburger Publikum am 6. April zu sehen, wenn Elena Ferrantes „Meine geniale Freundin“ Premiere feiert. Das Stück ist eine Zusammenarbeit mit der Theaterei Herrlingen, einer kleinen Privatbühne in der Nähe von Ulm. Mit nur drei Schauspielerinnen und Schauspielern überträgt Edith Ehrhardt die Geschichte der beiden Freundinnen Lila und Elena aus den Armenvierteln Neapels auf die Bühne. Die Theaterei war bei den vergangenen Privattheatertagen mit einer bemerkenswerten Inszenierung von Dörte Hansens „Altes Land“ zu erleben, die ebenfalls Edith Ehrhardt für die Bühne adaptiert hatte.
Zu Weihnachten gibt es ein weiteres Stück des Humoristen Loriot mit dem Titel „Loriots heile Welt“ inklusive bekannter Sketche wie „Der Staubsaugervertreter“ und „Weihnachten bei Hoppenstedts“. Auch eine Fortsetzung der „Achtsam morden“-Reihe ist geplant: Ab dem 7. September läuft „Das Kind in mir will achtsam morden“.
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Wiederaufnahmen, Sondervorstellungen der Figurentheater-Bühne Cipolla und Kinderstücke runden das Programm ab. „Unsere Genre-Breite funktioniert, und wir konnten die Zuschauer mit unterschiedlichen Themen in verschiedenen Genres ins Live-Erlebnis Theater locken“, so Axel Schneider. Die Zuschauerzahlen haben sich nach der Pandemie stabilisiert, der Intendant ist zufrieden.