Hamburg. Das armenische Nagash Ensemble gab ein beeindruckendes Konzert im Kleinen Saal. Der Abend wird vor allem durch ein Trio zum Ereignis.

Die „Idee des Exils‟ sei ständig präsent im Leben aller Armenier, die aufgrund der wechselvollen Geschichte des Landes mittlerweile in der ganzen Welt verstreut lebten. Empathisch erzählt der Pianist und Komponist John Hodian vor seinem Auftritt im Kleinen Saal der Elbphilharmonie von seiner Arbeit: Mit seinem Naghash Ensemble setzt er Gedichte des gleichnamigen mittelalterlichen Dichters in Musik um. Gier, Verlust, Wanderschaft und die Suche nach Ruhe in der Seele sind die Themen, die in ein vielschichtiges wie beeindruckendes Konzerterlebnis münden. Seine „Songs of Exile – Lieder aus der Verbannung‟ passen schmerzlich perfekt zum Internationalen Musikfest Hamburg und dem diesjährigen Motto „Krieg und Frieden‟.

Kleiner Saal der Elbphilharmonie: Empathisch erzählte der Pianist und Komponist John Hodian von seiner Arbeit.
Kleiner Saal der Elbphilharmonie: Empathisch erzählte der Pianist und Komponist John Hodian von seiner Arbeit. © Jakob Tillmann | Jakob Tillmann

Das armenische Nationalinstrument Duduk, eine Art hölzerne Schalmei, ertönt mal in nervöser Sehnsucht, mal trostspendend. Fein korrespondiert sie mit der Laute Oud, den Trommeln Dhol, Dumbek und Daf sowie mit Hodians eindringlichem Piano-Spiel. Ein spannungsgeladener Sound voller Dynamik, zwischen Reibung und Trance, der für sich bereits zum aufmerksamen Zuhören eingeladen hätte. Doch vollends zum Ereignis wird die Performance des Naghash Ensembles durch das weibliche Vokaltrio.

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Elbphilharmonie: Erhabene Musik zwischen Stolz und Schönheit, Trauer und Hoffnung

Hodian lässt sich in seinem Werk von der elterlichen Plattensammlung mit armenischer Musik ebenso beeinflussen wie von Bach und zeitgenössischen Strömungen wie Minimal Music und Hip-Hop. Und so fühlt es sich bei der intensiven Dreistimmigkeit so an, als erklinge da Sakralgesang und Spoken-Word-Performance gleichermaßen.

Hasmik Baghdasaryan lässt ihren Sopran mit hoher Klarheit emporsteigen. Tatevik Movsesyan bewegt sich souverän und spielerisch zwischen den Lagen, als wolle sie Himmel und Erde verbinden. Und Arpine Ter-Petrosyan singt einen unglaublich tiefen Alt, der das Geschehen warm auflädt und zugleich in andere Sphären zu driften scheint. Mal harmonieren die Stimmen komplex miteinander, mal folgen sie wie Echos aufeinander. Eine erhabene Musik zwischen Stolz und Schönheit, Trauer und Hoffnung.