Wentorf bei Hamburg. DAIM im Woods Art Institute: Auch das größte Wandbild der Welt stammt von ihm. Was ein gerettetes Werk mit seiner Ausstellung zu tun hat.

„Pinsel ist nicht meins“, sagt Mirko Reisser. Dafür ist er ein Meister mit der Sprühdose. Reisser, unter seinem Künstlernamen DAIM bekannt, zählt zu den herausragenden internationalen Graffiti-Art-Künstlern. Wie viele sogenannte „Graffiti-Writer“ steht der Name DAIM immer noch im Mittelpunkt seines Werks.

Aus dem Teenager, der 1986 als begeisterter Hip-Hop-Fan seine ersten, illegal gesprühten Bilder auf Wänden, Verteilerkästen und S-Bahn-Zügen hinterlassen hat, ist ein inzwischen weltweit anerkannter und gefragter Künstler geworden. Das in einer idyllischen Parkanlage in Wentorf gelegene Woods Art Institute (WAI) würdigt den Hamburger Künstler jetzt mit der Ausstellung „DAIM Retrospective – 35 years Graffiti Art“ und zeigt seine immer komplexer gewordenen Werke.

Mirko Reisser (DAIM) ist im Hamburger Stadtbild präsent: „DAIM – coming out of Hammerbrooklyn“.
Mirko Reisser (DAIM) ist im Hamburger Stadtbild präsent: „DAIM – coming out of Hammerbrooklyn“. © Mirko Reisser (DAIM) | Courtesy: OZM gGmbH Hammerbrooklyn | Photo: MRpro | Mirko Reisser (DAIM) | Courtesy: OZM gGmbH Hammerbrooklyn | Photo: MRpro

In 16 Räumen der großzügigen Anlage im WAI werden DAIMs Werke gezeigt. Kurator Rik Reinking kennt DAIM bereits seit 1995. Damals rettete er ein großformatiges Bild von ihm, das im Jura-Fachbereich der Uni Hamburg hing und entsorgt werden sollte. „DAIM im Wasser“ findet sich jetzt in der Ausstellung, die wie ein Zeitstrahl aufgebaut ist und von den ersten Arbeiten Ende der 80er bis in die Gegenwart führt.

DAIM in Wentorf: Was früher illegal war, ist längst als große Kunst anerkannt

Sehr früh schon hat DAIM seine Bilder auf Leinwand gesprüht und damit für Sammler wie Reinking zugänglich gemacht. Es ist aufregend zu verfolgen, welche künstlerische Entwicklung DAIM von den Anfängen über das Kunststudium in Luzern und der Rückkehr nach Hamburg genommen hat. DAIM hat während seines Studiums auch mit Holz und Beton gearbeitet, um seine Kunst in die Dreidimensionalität zu überführen. Auch für Graffitis ungewöhnliche Naturbilder hat er mit der Sprühdose auf Leinwand gebannt. Viele seiner Arbeiten sind im Laufe der Jahre großformatiger und auch abstrakter geworden.

„2005 habe ich auf Kampnagel in der Halle k3 gearbeitet. Mit einer Raumhöhe von zehn Metern lassen sich andere Bilder herstellen als in meinem Atelier“, so DAIM. Seit 25 Jahren hat er sein Atelier im sogenannten Mercedes-Haus an den Elbbrücken.

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Im letzten Raum der Retrospektive im WAI ist das jüngste Werk mit seinen ineinander verschalteten Linien und Schwüngen zu sehen. Es ist ein riesiges Wandbild über zwei der vier Wände, das dort einen festen Platz bekommen hat und gerade erst fertig geworden ist.

Es ist allerdings nicht das größte Bild von DAIM. Das hängt an einer Häuserfassade in Calgary (Kanada). Viereinhalb Wochen hat DAIM mit drei Assistenten auf wackeligen Hängebrücken daran gearbeitet. Es ist 1700 Quadratmeter groß und mit einer Höhe von 96 Metern das größte Wandbild der Welt.

DAIM Retrospective 35 years Graffiti Art Ausstellungseröffnung So 5.5., 11 bis 18 Uhr, WAI Wood Arts Institute, Golfstraße 5, Wentorf bei Hamburg; www.mirkoreisser.de; www.woodsartinstitute.com