Hamburg. Der Berliner Pop-Entertainer tourt mit dem Album „Supervision“. Auch Chris Norman und Glasperlenspiel gastieren in Hamburg.
Mark Forster will nicht raven bei seinem Hamburg-Gastspiel in der Barclays Arena, die Pop-Kollegen von Glasperlenspiel im Docks umso mehr. Chris Norman singt viel Smokie und viel Eigenes, Johannes Kirchberg ein altes Soldatenlied im neuen Gewand und Peaches auf der Kino-Leinwand. Da ist Musik drin in den nächsten Kultur-Tagen, aber auch Geschichte, Gedenken und Gesellschaftskritik.
Lieber Pop als Goa bei Mark Forsters Supervision in der Barclays Arena
„Schwarzer Toyota, Gucci-Polo rosa, sie will nur auf Raves, doch ich tanze nicht zu Goa“, singt Mark Forster zusammen mit
Skrt Cobain und Ski Aggu in „Schwarzer Toyota“. Wen meint der Berliner damit? Seine Frau Lena Meyer-Landrut? Jedenfalls zeigt der Pop- und TV-Entertainer (und ehemaliger Flügelmann von Kurt Krömer), dass er auch zwölf Jahre nach seinem Debüt „Karton“ zumindest kommerziell nicht von Pappe ist, sondern stets am Puls der Zeit bleibt. Auf eine Nummer eins wartet er weiterhin nach diversen sehr knappen Vorbeischrammern, zuletzt mit dem Album „Supervision“ 2023. Aber die Barclays Arena ist ihm sicher am 8. Mai, ob die Dame, die nur auf Raves gehen will, auch dabei ist, wird sich zeigen. Goa ist jedenfalls definitiv nicht Mark Forsters Sound. tl
Mark Forster Mi 8.5., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 54,55 im Vorverkauf; www.markforster.de
Preiswürdig: Johannes Kirchberg sagt „Lili Marleen“ auf dem Theaterschiff Ade
Erst gab es sein Bühnenprogramm, dann das Album und kürzlich für „Wie einst Lili Marleen“ den Preis der Deuschen Schallplattenkritik: Der Musiker und Kabarettist Johannes Kirchberg sieht seine CD und die Auszeichnung auch als „mein Geschenk für die Stadt“. Denn der Wahlhamburger begegnet auf seiner Einspielung dem hanseatischen Dichter Hans Leip auf historisch-erhellende Art und Weise. Kirchbergs Neu-Vertonungen der Gedichte Leips sind an diesem Sonntag, 5. Mai, zum vorerst letzten Mal live auf dem Theaterschiff zu erleben. Inklusive einer speziellen Version von „Lili Marleen“, des ersten deutschen Millionen-Schlagers, der erst 25 Jahre nach seinem Erscheinen im Zweiten Weltkrieg zum internationalen Soldatenlied werden sollte. str
Johannes Kirchberg: „Wie enst Lili Marleen“ Abschiedskonzert, So 5.5., 18.00, Theaterschiff Hamburg (U Rödingsmarkt), Holzbrücke 2/Nikolaifleett, Karten zu 29,- bis 34,- unter T. 040/69 65 05 60; www.theaterschiff.de
Thomas Laschyk vs. Fake News: „Der Volksverpetzer“ liest am Steindamm
Fake News, oft trickreich verpackt in eine gute Geschichte, drohen sich mehr und mehr in den Medienalltag einzuschleichen und bestimmen mancherlei Weltbilder. Sie sorgen insbesondere in den sogenannten sozialen Medien für Desinformation und Propaganda, bedrohen so den demokratischen Diskurs und nähren die Macht von Demagogen. Thomas Laschyk tritt dem unterhaltsam entgegen: Der Chef-Blogger und Online-Aktivist ist Gründer des Anti-Fake-News-Blogs „Volksverpetzer“. Mit „Werbung für die Wahrheit“ hat Laschyk einen Bestseller verfasst, in dem er erklärt, wie Fake News entstehen, sich viral verbreiten – und wie wir alle für die Wahrheit kämpfen können in einer Welt, in der Geschichten wichtiger sind als Belege zu hören bei Laschyks satirischer Lesung am 10. Mai im Centralkomitee. str
„Werbung für die Wahrheit“ – Der Volksverpetzer Fr 10.5., 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 22,- unter www.centralkomitee.de
Glasperlenspiel wünscht noch ein geiles Leben mit Elektropop im Docks
„Ich wünsch’ dir noch ’n geiles Leben, mit knallharten Champagnerfeten“: 56 Wochen war die 2015 veröffentlichte Single „Geiles Leben” in den deutschen Charts. Das Duo Glasperlenspiel, bestehend aus Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg, fand bereits zur Schulzeit über die gemeinsame Leidenschaft Musik zueinander. Inspiriert wurde die Band bei der Namensfindung von dem Roman „Das Glasperlenspiel” von Hermann Hesse. Auf den Tourneen der vergangenen Jahre waren sie mit Unterstützung einer Band unterwegs, nun will Glasperlenspiel wie zu Beginn der erfolgreichen Karriere im Duett auftreten. Im Dezember erschien die Single „Echt” als Techno-Remix, ein Vorgeschmack auf die kürzlich gestartete „Club Tour”. In Hamburg wird Glasperlenspiel an diesem Sonnabend, 4. Ma, im Docks auftreten, das verspricht eine schillernde Laser- und Lichtshow und Animationen für perlende Feieratmosphäre. hphm
Glasperlenspiel Sa 4.5., 19.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten ab 44,- im Vorverkauf; www.docksfreiheit36.de
„Ich will fortleben, auch nach meinem Tod“: Anne-Frank-Lesung im Körber Forum
Das Tagebuch der Anne Frank hat die Welt bewegt. Sie war nur 15 Jahre alt, als sie 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen starb. In ihrem Tagebuch hat sie unter anderem das Leben ihrer Familie im Verborgenen und die ständige Angst, entdeckt zu werden festgehalten und die Beziehung zu ihrem Umfeld reflektiert. Ein Werk, das ein wichtiges Stück Erinnerungskultur ist und bleibt. Der Autor, Literaturwissenschaftler und Verlagslektor Thomas Sparr hat in seinem Buch „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod“ analysiert, was die genaue Entstehungsgeschichte des Tagebuchs der Anne Frank eigentlich ist, wie sich das Werk weltweit verbreiten konnte und wie die anhaltende Faszination zu erklären ist. Sparr wird am 8. Mai mit dem Sozial- und Wirtschaftshistoriker Sven Tetzlaff (Körber-Stiftung) über seine Recherchen sprechen, lesen wird die im Vorjahr mit dem Boy-Gobert-Preis der Körber-Stiftung ausgezeichnete Schauspielerin Pauline Rénevier. hphm
„Anne Frank in Hamburg“ Mi 8.5., 19.00., Körber Forum (U Baumwall, Bus 111), Kehrwieder 12, Eintritt frei, Anmeldung erforderlich; www.koerber-stiftung.de
„Teaches for Peaches“: Ein Blick hinter die Kulissen einer provokanten Pop-Ikone
Provokation, Feminismus und Sexualität. Die kanadische Sängerin, Regisseurin und Produzentin Peaches bricht mit ihrer Musik und Kunst seit mehr als 20 Jahren mit patriarchalen Machtstrukturen und Stereotypen, zweifelt gesellschaftliche Normen an und setzt sich für Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft ein. Mit exklusivem Archivmaterial sowie aktuellen Aufnahmen der „The Teaches of Peaches Anniversary Tour” präsentiert der Film von Philipp Fussenegger und Judy Landkammer den Werdegang der heute 57-jährigen Merril Nisker alias Peaches. Es wird ein allgemeiner Einblick hinter die Kulissen gewährt, der Entwicklung von Peaches und ihrer Ideen sowie zu den Hintergründen und der Proben ihrer Liveshows. Die Zeise-Premiere findet am 7. Mai mit dem Regisseur Philipp Fussenegger und in Kooperation mit dem Hamburger International Queer Film Festival statt. hphm
„Teaches for Peaches” Di 7.5., 19.30, Zeise Kino (S Ottensen, Bus 112) Friedensallee 7–9, Eintritt 11,-; www.zeise.de
Porträt einer Fotografin und Menschenrechtlerin mit Gästen im Abaton
Claudia Andujar ist eine Vorkämpferin für Gerechtigkeit und die Rechte der indigenen Bevölkerung im Amazonas-Regenwald. Geboren 1931 als Kind jüdischer Eltern in der Schweiz und aufgewachsen in Rumänien, floh Claudia mit ihrer Mutter vor dem Nationalsozialismus und baute sich in New York als Fotografin ein neues Leben auf. 1970 kam sie in Kontakt mit dem Stamm der Yanomami, der zunehmend unter der Abholzung des Regenwaldes litt, ebenso unter eingeschleppten Krankheiten, dem Bau von Straßen in bisher unerschlossene Gebiete und dem Vorgehen skrupelloser Goldgräber. Andujar engagierte sich für die Yanomami, startete eine Impfkampagne und setzte sich mit Vorträgen, Reden und Ausstellungen dafür ein, dass die brasilianische Regierung den Yanomami Landrechte zugestand. Das vielschichtige Porträt der preisgekrönten Schweizer Regisseurin Heidi Specogna zeichnet das Lebenswerk der heute in Brasilien lebenden Claudia Andujar nach, zu erleben am 9. Mai im Abaton. hphm
„Die Vision der Claudia Andujar“ Do 9.5., 19.30, Abaton Kino (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 11,-; www.abaton.de
Chris Norman denkt sich „who the f… is Smokie?“ in der Barclays Arena
Seit bald 40 Jahren ist Chris Norman nicht mehr Teil von Smokie. Aber die Zeit am Mikro der britischen Pop-Rocker von 1975 bis 1986 haben ihn offensichtlich nachhaltig geprägt: Gut ein Drittel seines aktuellen Tour-Programms bedient sich bei Smokie-Songs wie „Oh Carol“ und „Wild Wild Angels“ oder Songs, die durch Smokie berühmt (berüchtigt) wurden wie „Living Next Door To Alice“. Aber man darf neben der Erwähnung seines großen Hits „Midnight Lady“ auch nicht vernachlässigen, dass Chris Norman seit 1986 im Zweijahres-Rhythmus neue Soloalben veröffentlicht hat, und das durchgängig bis „Junction 55“ im Februar 2024. Der Preis für den Fleiß: ein Abend in der Barclays Arena am 9. Mai. tl
Chris Norman & Band Do 9.5., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 49,90 im Vorverkauf, www.chris-norman.de
Hafengeburtstag? Theatralisch-musikalisch auch an der Mundsburg
Anfang Mai 2022 feierte das historisch-musikalische Schauspiel „Umschlagplatz der Träume“ seine Uraufführung am Ernst Deutsch Theater – ursprünglich aus Anlass des Hamburger Hafengeburtstages, der vor zwei Jahren wegen der Nachwirkungen von Corona jedoch in den September verschoben wurde. Das von Regisseur Erik Schäffler recherchierte und geschriebene Stück Musiktheater war damit quasi seiner Zeit voraus. Doch auch bei der Wiederaufnahme vom 10. bis 14. Mai an der Mundsburg, diesmal passend parallel zum Hafenfest, steht die Kapitänstochter und spätere Reederin Charlotte Tiedenbreuk (Mignon Remé) im Mittelpunkt der Geschichte, die 150 Jahre Hafen-Historie umfasst. Angereichert von feinen Kompositionen Markus Voigts, der wie Regisseur Schäffler selbst mitspielt. Neues schönes maritimes Bonbon: Mit einer Eintrittskarte können Theater-Interessierte auch das Deutsche Hafenmuseum besuchen, dort erhalten zwei Personen bis Ende OIktober bei Vorlage ihrer EDT-Karten Eintritt zum Preis von einer. str
„Umschlagplatz der Träume“ wieder Fr 10.–Di 14.5., jew. 19.30, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 24,- bis 44,- unter T. 040/22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de