Hamburg. Zum 125. Geburtstag von Duke Ellington traf Pianist Jason Moran auf die hr-Bigband und Sängerin Eva Buchmann. Ein Fest für Jazz-Fans.

Sein musikalischer Vater, das sei ohne Zweifel Thelonious Monk, sagt Pianist Jason Moran, als er das Publikum im Großen Saal der Elbphilharmonie begrüßt. Aber dessen Vater, das sei Duke Ellington (1899–1974) – und ihm ist dieser Freitagabend gewidmet. Ein Abend in der Reihe „Jazz at the Phil“, seit Langem ausverkauft und mit Pianist Moran absolut weltklassig besetzt.

Für Duke Ellington: Liebesschwüre und wilde Grooves in der Elbphilharmonie

Ellingtons 125. Geburtstag gilt es hier zu feiern, und zu Beginn stehen die Zeichen erst einmal auf Blaue Stunde, entsprechend beleuchtet ist die Bühne, entsprechend die Songauswahl: „I‘ve Got It Bad (And That Ain‘t Good)“ folgt nahtlos auf „Reflections in D“; ein perfektes Doppel für Jason Moran, um am Flügel lyrisch zu schwelgen, ohne dabei je den Groove zu verlieren. Jazz zum darin Versinken. Dass er auch ganz anders kann, zeigt der US-Amerikaner gleich im Anschluss, als er am linken Rand der Klaviatur minutenlang immer voluminösere Klangwolken erzeugt, es anschwellen und dröhnen lässt – um das Ganze dann in einer bezaubernd leichten Melodie aufzulösen. Großer Jubel. Auch für das charmante „Dancers In Love“, bei dem Moran das Publikum zum Mitschnipsen animiert.

Nach diesem Auftakt ist es dann Zeit für die 15 Mitglieder der hr-Bigband, auf die Bühne zu kommen und das musikalische Spektrum des Abends zu erweitern, schließlich hat Duke Ellington während seiner fast 60 Jahre währenden Karriere das Gros seiner Kompositionen für die große Formation geschrieben. Etwa 2000 Werke haben Experten ermittelt, viele sind zu Klassikern des Jazz geworden, ein paar davon sind jetzt auch in Hamburg zu hören.

Elbphilharmonie: Man denkt an pulsierende Tanzflächen in engen heißen Clubs

Und schon als die hr-Bigband loslegt wird klar, warum Ellington als Erfinder des Jungle Style gilt. Was da – zunächst vor allem von Schlagzeuger Paul Höchstädter – zu hören ist, klingt aufregend, wild und irgendwie geheimnisvoll. Man denkt an pulsierende Tanzflächen in engen heißen Clubs, lange Nächte, bei denen das Morgen keine Rolle spielt, ein Abenteuer in Noten gegossen. Wow! Die Maschine läuft, immer wieder setzen vor allem die Bläser mit ihren Soli kurze Ausrufezeichen. Auf der Bühne und im Publikum wird um die Wette gestrahlt.

Nach so viel Aufregung tut ein kurzes Durchatmen ganz gut, und da kommt Sängerin Eva Buchmann ins Spiel, die Ellingtons „My Heart Sings“, dieses wunderbare Liebeslied, mit einer ordentlichen Portion Melancholie auflädt. So, als sei der Überschwang der Gefühle („All of a sudden my heart sings/When I remember little things/The way you dance and hold me tight/The way you kiss and say good night“) eher eine bittersüße Erinnerung als eine aktuelle Zustandsbeschreibung. Die Belgierin, die auch viele eigene Projekte verfolgt, macht das sehr gut, weil sie sich ganz in den Dienst des Songs stellt und in die Zurückhaltung dennoch viel Gefühl zu legen versteht. Das gilt auch für „I Like The Sunrise“, 1948 von Duke Ellington geschrieben und unter anderem von Frank Sinatra und Ella Fitzgerald gesungen.

Weitere Konzertkritken

Das Publikum ist begeistert und erklatscht sich nach dem Abgang der hr-Bigband noch eine Zugabe: das als Finale an einem Freitagabend natürlich gut passende „Come Sunday“, für das Jason Moran und Eva Buchmann auf die Bühne zurückkehren. Ein schöner Abend für eine ewige Jazz-Legende.